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Der Kongress tanzt

Der Kongress tanzt



Deutschland, 1931
Genre: Drama, Musikfilm
Regisseur: Erik Charell
Darsteller: Lilian Harvey, Willy Fritsch

Die Geschichte spielt in der österreichischen Hauptstadt während des Wiener Kongresses im Jahr 1815: Weil der Zar von Russland erwartet wird, möchte Fürst Metternich alle möglichen Unannehmlichkeiten verhindern. Da es immer wieder Schwierigkeiten mit der Handschuhmacherin Christel Weinzinger gibt, die ungefragt Blumensträuße in fremde Kutschen schmeißt, um ihren Laden zu bewerben, gibt er seinem Sekretär Pepi die Aufgabe, dieses Benehmen zu verhindern. Doch trotz seiner guten Beziehung zu
Christel gelingt es Pepe nicht, die junge Frau von ihrem närrischen Plan abzuhalten. Nachdem sie für ihre Tat wegen Majestätsbeleidigung eine Strafe von 25 Stockschlägen kassieren soll, lässt der russische Zar die Strafe persönlich fallen und führt Christel stattdessen aus.


Das gibt's nur einmal, das kommt nicht wieder

Kommentar: Als positives Beispiel des frühen deutschen Tonfilms taugt die herrliche Musikkomödie DER KONGRESS TANZT nicht zuletzt aufgrund ihrer Zelebrierung der zur damaligen Zeit neuen technischen Möglichkeiten. Deutlich wird das in den Augenblicken, in denen die Schauspieler und Sänger ihre Befindlichkeiten mit Gesangseinlagen auszudrücken versuchen. Die Performances der Lieder beschwören dabei im Zusammenspiel mit der Kameraführung von Carl Hoffmann (DR. MABUSE, DER SPIELER) eine ausgesprochen genuine Ausstrahlung herauf, die mal vor Wahnwitz trieft, mal Anflüge von Sarkasmus enthält. In jedem Fall scheint das große Thema aber Exklusivität zu sein - die Herausstellung von Besonderheiten als Herausarbeitung der Qualität. Der bekannte Refrain des Songs "Das gibt's nur einmal" erzählt dann auch von der Vergänglichkeit eines schönen Moments, welche der Hauptfigur Christel freilich wehtut, dennoch ihr keine Fehler zuschreibt. Dem Motiv der unglücklich Verliebten und Verlassenen wird nämlich nicht mit dem Entschluss nachgeifert, dieses zur Abstrafung der Protagonistin zu verwenden. Hingegen ist es das schauende Publikum, welches die emotionalen Erwartungen von Christel als schrullige und weltfremde Haltung deklariert, das hier am Ende bedeppert dreinschaut. Schließlich entlässt das unhappy Happy End Christel mit Bildern zurück, die das Zauberhafteste aus den zauberhaftesten Augenblicken noch einmal herausfiltern, um die plötzliche Kenntnis von einer niederdrückenden Stickigkeit zu egalisieren. Ein aufregendes Stück Filmgeschichte mit einer umwerfenden Lilian Harvey, der die Liebe zu einem Zaren weder aus dem Kopf noch aus dem Herzen geht.

6/10

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2 Kommentare

  1. Ach... „Der Kongress tanzt“... Ein Film, den ich kurz vor Weihnachten 2007 in einer Spezialsitzung der Vorlesung „Krieg und Frieden: neue Ansätze zur alten Diplomatiegeschichte Russlands 1815-1945“ gesehen habe: der letzten nachweihnachtlichen Vorlesungssitzung folgte die gemeinschaftliche Sichtung des Films – natürlich Glühwein und Spekulatius für alle inklusive... Treffendes Fazit der Professorin am Ende: „Das war überaus erfreulich, auch wenn es nicht viel mit Geschichte zu tun hatte. Wahrscheinlich aber sogar gerade deswegen.“ Solche tollen Erlebnisse „gibt‘s nur einmal“!
    Wie unglaublich gut „Der Kongress tanzt“ vor allem auch filmtechnisch ist, war mir damals nicht aufgefallen: diese Verknüpfung von Tonnutzung und Carl Hoffmanns hochmobiler Kameraarbeit ist in der Tat stellenweise atemberaubend. Etwa Christels musikalische Fahrt zu Alexanders Palast mit ihrer einleitenden zweieinhalb-minütigen Plansequenz und ihrer Raumtiefe...

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  2. :-)

    Danke für deinen Kommentar und die Geschichte, David. Von Filmerfahrungen, die mit speziellen Ereignissen verknüpt sind, liest man ja sowieso sehr gerne.

    Ja, Dynamik der Kamera kann man in diesem Film nicht hoch genug loben, und das beschränkt sich nicht bloß auf Musikszenen, denn auch etliche Situationen, die große Menschenmassen beinhalten, wurden aufnahmetechnisch exzellent gelöst. Da hat einer etwas von seinem Handwerk verstanden.

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