The Private Life of a Cat
USA, 1944
Genre: Dokumentation (Kurzfilm, Stummfilm)
Regisseur: Alexander Hammid
Darsteller: -
Seine Frau, Maya Deren, realisierte im gleichen Jahr wieder einen höchst
experimentellen Film und der Trend in Hollywood zeigte gerade auf die
Beliebtheit düsterer Kriminalfilme. Hammid holte sich aber zwei Katzen
vor die Kamera und drehte mit ihnen in seiner Wohnung eine kurze
Dokumentation, die davon handelt, wie Katzenmama und Katzenpapa sich um
den Nachwuchs kümmern. Das kann man als Akt der Verweigerung
interpretieren, gerade wenn man bedenkt, dass die Tatzentiere als die
einzigen Akteure auftreten. 22 Minuten dauert der Spaß, der damit anfängt, dass ein Kater und eine Katze auf dem Fenstersims hocken und Blicke
austauschen. Danach geht das Weibchen einen Ort suchen, dass für die
zukünftigen Babys ein vorläufiges Zuhause bilden soll. Ein großer Karton
wird als idealer Platz angesehen und wenig später werden dort dann auch
die kleinen Stubentiger geboren. Zu diesem Zeitpunkt fragt man sich, wo
eigentlich der Kater geblieben ist, denn von ihm ist weit und breit
keine Spur zu entdecken. Doch die Befürchtung, es handle sich um ein
Exemplar, das seine Angebetene allein mit den Kindern sitzen lässt, kann
schnell wieder gewissenhaft zu den Akten gelegt werden. Denn schon lugt
er, sich etwas schüchtern präsentierend, aus einer Tür und scheint sich
darüber verwundert zu zeigen, was sich da im Karton angesammelt hat.
Nachdem die Katzenbabys ein Stadium erreicht haben, wo sie lernen
sollen, ordentlich zu laufen, holt die Mutter die fünf Kinder aus dem
engen Karton und bringt sie an einen geeigneteren Platz, wo sie viel
Raum zum Rumtoben und Quatschmachen haben. Alexander Hammid hat mit
diesem Low-Low-Low-Low-Budget-Film auf simple Weise versucht, das
private Treiben der Katzen zu dokumentieren. Als ein wirkliches
Forschungsobjekt betrachtet er die Tiere aber nicht, denn er nutzt die
Geburt von Katzenbabys, um eine Geschichte von Verantwortung und
Fürsorglichkeit zu erzählen. Dazu arbeitet er auch mit vielen Schnitten,
lässt auf Aktionen Reaktionen folgen, die manipulierend reingemischt
wurden, damit der rote Faden der Handlung nicht durchtrennt wird. Das
stärkste Argument von THE PRIVATE LIFE OF A CAT ist übrigens das
häufige Auftauchen von Close-ups, die uns ein vertrautes Verhältnis zu
den Tieren auf dem Bild vortäuschen, aber auch eine zutiefst familiäre
Stimmung aufkommen lassen.
At Land
USA, 1944
Genre: Experimental (Kurzfilm, Stummfilm)
Regisseur: Maya Deren
Darsteller: Maya Deren, Alexander Hammid
Der auf 16mm Film gedrehte AT LAND vereint alle typischen Kennzeichen,
mit denen Frau Deren bekannt geworden ist. Sie mischt erzählerischen
Minimalismus mit avantgardistischer Ausdrucksform und schafft
traumähnliche Bilder, die gegen die konventionellen Erwartungen
opponieren. Weil alles so schnell abläuft und auf der Oberfläche Dinge
geschehen, die mit Sinn und Logik kaum etwas zu tun haben, sieht es mit
der Inhaltswiedergabe gar nicht so einfach aus. Eine Frau findet sich am
Strand wieder, während das Wasser sie umspült. Auf das Meer blickend,
sieht sie, dass sich die Wellen zurückziehen und rückwärts treiben.
Etwas später zieht sie sich an einem großen Treibholz nach oben und
findet sich auf einmal an einem Tisch wieder, an dem eine gesellige
Veranstaltung stattfindet. Von dort nimmt sie eine Schachfigur mit, die
sie nachher aber wieder verliert. Alles scheint trügerisch zu sein in
der Welt von Maya Deren, da wird ein Mann binnen weniger Sekunden durch
einen anderen Mann ausgetauscht, und von Felsen, die man noch gerade
hinuntergeklettert ist, kann man auch nicht erwarten, dass sie, nachdem
sie ihre Funktion als Absteighilfe erfüllt haben, noch Felsen bleiben
und sich nicht etwa in ein Stahlgerüst verwandeln. Sicherlich übt AT LAND nicht die gleiche Anziehungskraft wie MESHES OF THE AFTERNOON
aus, was wohl damit zusammenhängt, dass es ihm am
schwurbelig-repetitiven Ablauf mangelt, doch braucht sich das Werk nicht
vor den berühmtesten 14 Minuten der Underground-Künstlerin zu
verkriechen.
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