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Literatur: Almayer's Folly

ALMAYER'S FOLLY
Joseph Conrad

(Almayers Wahn, 1895, Englisch)

Conrads erster Roman
Almayer ist ein vom Glück im Stich gelassener Europäer, dessen einzigen emotionalen Bezugspunkte in der tropischen Natur Borneos seine unrealistischen Träume und Hoffnungen sind. Als Händler steht er mächtigen Konkurrenten gegenüber, weil er vor allem Arabern und hinduistischen Herrschern ein Dorn im Auge ist. In der Aussicht auf florierende Geschäfte nehmen diese nämlich keinerlei Rücksicht, schon gar nicht auf Almayer, den einzigen Weißen in der gesamten Umgebung. Doch die unsägliche wirtschaftliche Situation ist nicht das einzige, das schwer an seiner mentalen Konstitution reißt, denn genauso tragisch gestaltet sich für ihn auch die familiäre Lage. Die Partnerschaft mit seiner Frau entstand allein aus Almayers Oppurtunismus heraus, basiert also keineswegs auf Liebe; und seine Tochter hat sich von ihren europäischen Wurzeln entfernt, identifiziert sicht stattdessen viel mehr mit ihren malaiischen.

Die Figur Almayer soll keine ausgedachte, sondern nach einem Vorbild geschriebene sein. Zumindest soll es einen historischen Menschen gegeben haben, dessen Lebensweg mit dem des fiktiven Charakters dieses Buches zu vergleichen ist, wenn auch nur vage. Außerdem projizierte Conrad viele seiner Erinnerungen als Schiffskapitän und Besucher tropischer Gegenden in diesen Roman, wodurch das literarische Debüt - ja, dies ist Conrads Erstlingswerk - eine beachtenswert persönliche Note des englischen Schriftstellers enthält und schon deshalb sehr lesenswert ist.

"Für Almayer war guter Rat teuer, und er kämpfte und mühte sich, nahezu auf sich allein gestellt, denn bis auf den Schutz, den ihm der alte Raja, Lingard zuliebe angedeihen ließ, war er ohne Freunde und Beistand."

Lesenswert auch, weil viele der Konflikte an keine Zeit gebunden sind und heute genauso aktuell sind wie damals. Während historische Tatsachen dem Leser kurze Zeitreisen in die imperialistische Hochphase gewähren, ermöglichen sie ihm gleichzeitig festzustellen, wie schwer es die Bewohner der Kolonialgebiete hatten, die allesamt nach der Pfeife der Mächtigen tanzen mussten. Für Conrad muss das die Barbarenzeit gewesen sein, denn es ist wohl kein Zufall, dass alle wichtigen Figuren im Buch negativ besetzt sind. Betrug, Neid, Größenwahn, Gier, Groll - sie regieren und dirigieren die Charaktere. ALMAYERS WAHN ist somit eine harte und bittere Skizzierung menschlicher Existenz, für deren Wunden kein Einzelner verantwortlich ist, sondern ein ganzes System.

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