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Double Team (1997)


DOUBLE TEAM
Regisseur: Tsui Hark
USA 1997

Wer von Abschreibern abschreibt

Wenn der große hanswurstige Waffenhändler Dennis Rodman und Schurkenschreck Jean-Claude Van Damme sich an einem Ort einfinden, bleibt kein set piece von Explosionen verschont. Ihr erstes Aufeinandertreffen in Antwerpen ist kaltes Geschäftemachen und Abmessen des Gegenübers ("Who does your hair, Siegfried or Roy?"), weder einer narrativen Stringenz die Hand haltend noch den Erwartungen an den Filmtitel gerecht werdend. Erst in der letzten halben Stunde bekennt sich Rodman zu Van Dammes Vergeltungs- und Rückholplänen, wenngleich die Bedeutungsdimension des Wortes Team damit lediglich verstohlen betastet wird, jedoch keinesfalls in glaubwürdige Situationen umgewandelt werden kann. Dafür kann man Trinkspiele veranstalten, die Rodmans Anspielungen auf seine Basketballkarriere zum Gegenstand haben ("Offense gets the glory." - "But defense wins the game.") . Dessen Äußeres zeugt von langen Antwerpener Nächten und einer dauerhaften Bindung mit dem hedonistischen Materialismus, der ihn zur Akkumulation grüner Scheine verführt. Seine Haarfarbe tauscht er im Übrigens öfters aus, als andere ihre Unterwäsche. Dauerflexibel, im richtigen Moment effektiv, ständig an sich arbeitend - eine perfekte Verkörperung neoliberaler Phantasmen. Mit diesem Gedanken machen auch die Dosen und Automaten von Coca Cola Sinn, ohne die unsere Protagonisten ganz schön alt aussehen würden. Als Van Damme erst durch das Ausrutschen auf herumliegenden Dosen dazu inspiriert wird, einem feindlichen Angreifer in die Fresse zu kicken, erscheint dies zunächst als blöder Zufall, doch spätestens dann, wenn im Finale ein rot-weißer Automat mit den üblichen geschwungenen Schriftzeichen eine gewaltige Monsterexplosion aufhält und dabei markant ins Bild gesetzt wird, erübrigt sich jede Frage darüber, wie dieser Film entstehen und wer in solch ein Werk Geld finanzieren konnte. Der Titel DOUBLE TEAM meint nicht Van Damme und Rodman, sondern Van Damme und Coca Cola. So viel Ehrlichkeit, wenn auch verklausuliert und umständlich ausgedrückt, muss man schon loben. Ironischerweise bissen sich die kapitalistischen Bestrebungen am Kapitalismus selbst, denn der Film war ein kompletter Flop und spielte gerade einmal ein Drittel seines Budgets wieder ein. Das lag möglicherweise auch an Jean-Claude Van Damme, dessen ruhmreiche Zeit hier schon ihrem Ende entgegensah. Er übernimmt die Rolle von Jack Quinn, einstmals furchtloser Agent, der die Terroristen ärgerte, jetzt Swimmingpoolschwimmer, der eine Frau hat, die in einigen Monaten ein Kind zur Welt bringen wird. Er hat sich zur Ruhe gesetzt, hat keine Lust mehr auf Verfolgungen und ähnlichen Krams. Sollen das doch die anderen machen! Doch ein Kerl von der Regierung schafft es dann doch irgendwie, ihm die Jagd auf Stavros, mit dem Jack noch eine offene Rechnung hat, schmackhaft zu machen. Der Film schreibt von Abschreibern die Topoi ab, weshalb er nie aus einem Guss wirkt, sondern wie eine Karre, die aus ausgemusterten Teilen unterschiedlicher Karren zusammengebaut wurde. Dass Tsui Hark dies alles trotzdem mit einer Mischung aus genießerischem Ernst, zurückhaltender Größe und eskalierender Finesse orchestriert, ist so doof-dreist wie es letztlich auch wirkungsvoll ist. Den Händen der meisten Regisseure wäre die Erzählung bereits nach der Exposition entglitten, doch der Mann aus Hongkong hält die narrative Ebene fest, indem er ihr Vertrauen schenkt. Manchmal erkennt man die Klasse eines Filmemachers genau an solchen Filmen.

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