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The Miracle Fighters

The Miracle Fighters (Qi men dun jia)



Hongkong, 1982
Genre: Action, Komödie (Trash)
Regisseur: Woo-ping Yuen
Darsteller: Tien Lung Chen, Eddy Ko

14 Jahre ist es her, als Kao, ein ehemals hochrangiger Mitarbeiter am Hofe des Kaisers, von seinen Vorgesetzten umgebracht werden sollte, weil er als Mandschu eine Frau des Han-Volkes heiratete. Auf seiner Flucht aus dem Palast nahm er damals den Prinzen als Geisel mit, der ihm jedoch unterwegs verstarb. Jetzt lebt er zurückgezogen, und immer noch als Gesuchter, mit dem Waisen Shu Geng zusammen, um den er sich kümmert. Weil er jedoch einen Fehler macht und sich den Dienern des Kaisers kenntlich zeigt, ist sein Leben fortan in Gefahr, auch deshalb, weil die Schergen des Kaisers glauben, Shu Geng sei der damals gestohlene Prinz.

Entzückend verpackte Abstumpfkost

Kommentar: THE MIRACLE FIGHTERS zeigt mit seiner übertrieben chaotischen Erzählung, dass man selbst dort noch auf freakige Sachen trifft, wo es ohnehin schon öfters mal sehr weird zugeht. Dieser Film hebelt nicht nur in bester Wuxia-Manier die physikalischen Gesetzmäßigkeiten aus, er versucht sich gleichzeitig auch an denen des Hongkonger Kung-Fu-Genres, was ihn zu einer überbordenden Kuriositätenshow macht. Den parodistischen Gestus bildet man sich vielleicht ohnehin nur ein, entsteht doch immer wieder das Gefühl, der Regisseur habe durch diesen Versuch nicht die Genremuster auf die Spitze getrieben, sondern bloß die Idee einer anspielungsreichen Übertreibung. Wenn er so etwas überhaupt im Kopf hatte. Das schafft freilich noch mehr Verwirrung in einer Soße, wo mal alles und mal gar nichts zu finden ist, höchstes Entertainment und peinlichste Kindergeburtstagsaufführung. Allerdings ist der Fortgang der Handlung teilweise so rasant und allen psychologisierenden Maßnahmen so entsagungsfreudig, dass diese seltsame Koexistenz aufgrund des erhöhten Stumpfheitsgrads ein ums andere Mal wirklich wunderliche Blüten treiben kann, weshalb THE MIRACLE FIGHTERS an und für sich ein vernünftiger Filmbeitrag ist.

 In der Erzählung um Kao, der vor den Schergen des herrschenden Kaisers bedroht wird, gibt es grundsätzlich wenig Pausen zum Durchatmen und Durchschütteln. Der Fortgang ist aber weniger wirr als schlicht logikarm, währenddessen die Spannung ihre Kraft fast durchgehend aus den Erwartungen an die nächste absonderlichen Situation bezieht. Diese sind nicht knapp, eher allgegenwärtig, die Sequenzen überproportional mit ihnen gefüllt. Seriöse Kampf-Action bleibt dagegen eine Randerscheinung, scheint unerwünscht zu sein. Der inflationäre Gebrauch von bizarren Seltsamkeiten macht den Film letztendlich auf eine besondere Art dann auch schon wieder musterhaft und gesetzestreu, wenngleich es sich hierbei natürlich um ein eigens aufgestelltes Regelwerk handelt. Der Regisseur Woo-ping Yuen war zur Entstehungszeit übrigens bereits ein alter, erfahrener Hase und hatte schon einige wertvolle Beiträge zum Kung-Fu-Katalog aus Ostasien beigetragen. So handelt es sich bei seinem Regiedebüt im Jahr 1978 um kein geringeres Werk als DIE SCHLANGE IM SCHATTEN DES ADLERS, dem ersten großen Film von Jackie Chan und eine viele ironische Schattierungen enthaltene Blaupause für die Verquickung von Martial-Arts-Elementen und komödiantischen Zutaten. Nicht weniger stark war auch der im gleichen Jahr erschienene DRUNKEN MASTER, bei welchem Woo-ping Yuen, wie für viele seiner Filme, auch die Rolle des Choreografen einnahm.

 Um zu seinem Markenkern zu kommen, nämlich kreativen Spinnereien und absurden Spielereien, braucht Yuens wahrscheinlich speziellster Kung-Fu-Film übrigens keineswegs lange. Damit soll jeder genug vorgewarnt sein, der meint, er könne nach einem Druck auf die Play-Taste kurz mal aufs Klo gehen. Denn anstatt den Anfangsteil mit einer minutenlangen und sorgsamen Einführung zu gestalten, bringt THE MIRACLE FIGHTERS die Konflikte im Rekordtempo an den Mann, in dem er die Menschen schon nach wenigen Sekunden aufeinanderhetzt. Kennt man diese Methode so oder ähnlich noch aus anderen Martial-Arts-Werken der Siebziger und Achtziger, folgt hier nach den schnell vorbeiziehenden Schwertkämpfen, bei denen der Held namens Kao ein paar ihm augenscheinlich nicht gewachsene Gegner vor den Augen des Kaisers plattmacht, dann das erste Kuriosum. Der Hauptfigur stellt sich die wichtigste Waffe des Kaisers in den Weg, ein Zaubermeister, der jedoch nur kurz auftritt, um dann wieder im Rauch zu verschwinden und eine putzige Bodenvase zu hinterlassen. Selbstverständlich ist der Gegenstand nicht so ungefährlich wie er scheint. Schon bald bewegt sich dieser und rollt auf Kao zu, der flugs ausweicht und mit ansehen muss, wie aus der Vase ein lustig wirkendes, geschminktes Gesicht und zwei Hände herausgucken. Ganz abenteuerlich wird es aber dann, wenn das Vasenwesen einen das Gesicht Kaos zierenden Steckbrief in den Mund nimmt, es kaut und wieder als Schwert herausholt. Aus Papier, versteht sich. Danach folgt ein Kampf zwischen gleichwertigen Duellanten, der, weil unser eigenschaftslose Held vorzeitig aus dem Palast des Kaisers abhauen will, ergebnislos beendet wird, nachdem Kao die gemeine Kämpfer-Vase in einen Teppich einrollt.

Um es aus den Gemächern zu schaffen, nimmt er den schaukelnden Prinzen als Geisel, damit die Truppen des Kaisers ihn vorbeiziehen lassen. Weil er allerdings die Kette am Hals des unschuldigen Kindes zu stark packt, geht dem Buben irgendwann die Luft aus. Erst draußen bemerkt er, dass der Junge tot ist. Die Trauer, die dann in schwermütiger Atmosphäre geschieht, wirkt wie das Ende, ist aber in Wahrheit nur der Anfang von allem. Melancholische Sounds über den Bildern der gen Untergang strebenden Sonne und des bis zum Horizont reichenden Meeres bringen nach rund sieben Minuten für kurze Zeit sogar so etwas wie eine kontemplative Ruhe rein, bevor es mit den Nachbarschaftsstreitereien zweier exzentrischer Menschen weitergeht und wir uns insgesamt ganze 14 Jahre nach vorne bewegen.

Doch nach diesem enormen Zeitsprung scheint sich nicht viel verändert zu haben, schließlich würde es um Kao weiterhin nicht gut stehen, falls der Kaiser herausfindet, wo er sich aufhält. Der Sprung dient hierbei auch nur zur Etablierung eines neuen Charakters, der, nachdem das kaiserliche Personal durch einen Zufall herausfindet, wo Kao sich aufhält, für den vor Jahren als Geisel genommenen Prinzen gehalten wird, weil der Kaiser natürlich annimmt, dass dieser noch am Leben ist. Der neue Charakter heißt übrigens Shu Geng, er wurde als Waise von Kao aufgenommen und von diesem in Sachen Kampftechnik gelehrt.

Schon bald muss sich unsere Hauptfigur also feindlichen Attacken entgegenstellen, bei welchen der oben erwähnte fiese Zaubermeister aus dem Haufen von Schergen des Kaisers heraussticht und sich als Mensch (?) offenbart, der sich durch eine erfolgreiche Rückholaktion vor allen Dingen Ruhm und Ansehen im herrschaftlichen Palast verschaffen möchte. Diese Träumereien von Aufstieg zerplatzen selbst dann nicht, als er herausfindet, dass Shu Geng in Wahrheit gar nicht der Prinz ist. Für Kao und seinen Zögling Shu Feng bildet aber gar nicht die widerwärtige Falschheit des Zauberers eine Gefahr, sondern seine überdurschnittlichen Kampfskills, die er, als ob das nicht schon genug sei, zusätzlich mit magischen und übermenschlichen Kräften verbindet. Doch wer glaubt, dass sich der Kampf Zwei gegen Eins über mehrere Sequenzen bis in den Schluss fortsetzt, unterschätzt die Schrägheit dieser Trashbombe gewaltig. Denn wie von Hitchcocks PSYCHO abgekupfert, bringt THE MIRACLE FIGHTERS mit dem frühen Ableben des Hauptcharakters seine Erzählung durcheinander, wobei dieser Streifen keine Filmhälfte dazu benötigt, um seinen ursprünglichen Protagonisten abzusägen.

An etlichen Klischees des Genres abarbeitend, setzt THE MIRACLE FIGHTERS seiner Übertreibungslust nur selten Grenzen, suhlt sich somit ein wenig an der eigenen Unzulänglichkeit, eine Balance zwischen allen Elementen einzurichten. Er ist wirklich ein Hybrid aus verschiedensten Versatzstücken und Motivmustern - er verbindet ganz beiläufig ostasiatische Schlag-und-Tritt-Action mit Fantasy- sowie Horroranleihen und driftet immer ein wenig in die psychedelische Ecke ab, ohne sich jedoch dort keck niederzulassen. Ebenso schwankt die Qualität des Humors, der zwar so oder so immer stumpf ist, in Passagen ohne die das erträgliche Maß übersteigenden infantilen Soundeffekte allerdings öfters mal echte Lacher erzeugen kann. Ansonsten lässt sich vornehmlich nur an der endlos erscheinenden Kette von kuriosen Ereignissen berauschen, die im letzten Drittel sogar einen typischen Parkour von Hindernissen aufbietet, wie man es aus Werken wie DIE 36 KAMMERN DER SHAOLIN oder DER TEMPEL DER SHAOLIN bestens kennt. Ein spezielles Bonbon für Kenner dürfte sicherlich die Ehrerweisung für Siu-tien Yuen sein, der im Frühjahr 1979 verstarb, in vielen bekannten Arbeiten seines Sohnes, eben des Regisseurs Woo-ping Yuen, mitspielte und dessen Gesicht jedem halbwegs erfahrenen Martial-Arts-Gucker bekannt ist. Hier ist er ein fiktiver toter Meister, den wir nur auf einer Porträtzeichnung eines kleinen Gebetsplatzes sehen, um das sich regelmäßig zwei Kung-Fu-Vollkönner versammeln, die ihm ihre magischen Fähigkeiten zu verdanken haben.

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