Lebenskünstler (You Can't Take it with You)
USA, 1938
Genre: Komödie, Drama
Regisseur: Frank Capra
Darsteller: James Stewart, Jean Arthur
Tony Kirby ist Vizepräsident einer erfolgreichen Firma seines Vaters und möchte seine Stenografin Alice Sycamore heiraten, was von seinen beiden Elternteilen sehr skeptisch vernommen wird. Da dies auch Alice weiß, besteht sie darauf, dass Tony seine Eltern in ihr Haus bringt, damit sie ihre Familie kennenlernen können. Doch da Tony keine Lust darauf hat, dass sich die Familie von Alice zum Treffen nicht so zeigt, wie sie in Wirklichkeit ist, besucht er mit Mutter und Vater einen Tag früher als geplant das Haus der Sycamores. Das führt natürlich unweigerlich zu einer Serie von Pleiten, Pech und Pannen.
Und das Gute triumphiert
Kommentar: LEBENSKÜNSTLER weist natürlich auch wieder die Capra-typische Magie 
auf, die seine Filme ab Mitte der 1930er Jahre zeigten, in dem sie unter
 anderem darauf Wert legten, das Gute triumphieren zu lassen. YOU CAN'T TAKE IT WITH YOU, so der Originaltitel, wurde nach einem erfolgreichen
 Bühnenstück inszeniert und hält überraschenderweise relativ wenig 
Screentime für den eigentlichen Hauptdarsteller James Stewart bereit. 
Denn Capra stellte ihm, im Gegensatz zu MR. SMITH GEHT NACH WASHINGTON
 (1939), die Schauspielerin Jean Arthur ein Jahr zuvor noch als 
gleichwertige Partnerin an die Seite, was natürlich auch unweigerlich zu
 wohldosierten Screwball-Späßen führt. Als Endprodukt ist der Film schon
 ganz deutlich ein Werk des Ensembles, weil sich nicht nur mehre 
Personen in einer aktiven Rolle am Handlungsfortschritt beteiligen, 
sondern selbst Nebenfiguren zeitbegrenzte Hauptrollen einnehmen. Dass 
sich diese Komödie das leisten kann, liegt selbstverständlich an der 
Spielzeit von satten zwei Stunden, die es sowohl möglich macht, eine 
behutsame Einführung zu gestalten als auch vorhersehbare Momente 
hinauszuzögern. Das Darsteller-Kollektiv wächst am Ende auch nicht nur 
zusammen; es wächst dem Zuschauer regelrecht ans Herz. Und da es vom 
Inhalt her eine Geschichte ist, die verschiedene Welten zusammenbringt 
und für Bescheidenheit und Uneigennützigkeit argumentiert, hätte eine 
Vermessung eines einzigen Individuums der entscheidenden Magie sowieso 
abträglich werden können. LEBENSKÜNSTLER steht, wie es sich liest, den
 anderen Wunschwelt-Konzepten, die Capra in ähnlichen Filmen 
formulierte, wirklich in nichts nach und lässt in naivsten Tönen zwei 
Männercharaktere aufeinanderprallen, von denen der eine für das Leben 
lebt und der andere für den ökonomischen Erfolg. Wer sich auf moralische
 Bildung der Marke Capra einlassen kann und Humor mag, der sich aus 
exzentrisch, aber nicht dumm und blöd auftretenden Figuren speist, der 
macht mit YOU CAN'T TAKE IT WITH YOU garantiert nichts falsch.

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