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Ladybird, Ladybird (1994)


LADYBIRD, LADYBIRD
Regisseur: Ken Loach
UK 1994

Denkt doch an die Kinder

Ein Film über einen überdimensionalen Behauptungswillen einer sozial Abgehängten, deren Kinder vom Sozialamt immer wieder einkassiert werden. Bis zum letzten Akt lässt Ken Loach keine Nähe zwischen den Protagonisten und seiner dezidiert linken Weltanschauung zu, doch als die Mitarbeiter vom Amt quasi direkt nach der Geburt der Frau ihr Kind entreißen, entlarvt er den Staatsapparat als hanebüchenes, gefühlskaltes Monster. Der Regisseur dokumentiert und orchestriert gleichzeitig, er wahrt zwar bis auf die beschriebene Ausnahme die Distanz, enthebt das Emotionale jedoch nie von seiner Position. Sein Sozialdrama beginnt mit dem Kennenlernen von Maggie und dem Südamerikaner Jorge, die sich in einer Karaokebar begegnen und ins Gespräch kommen. Weil sie ihm vertraut, kommt Maggie schnell sogar auf ihre Vergangenheit zu sprechen, die von physischer Gewalt geprägt ist, welche sie entweder beobachtete oder selbst erlebte. Des Weiteren zeigen Rückblenden ihre vergebliche Verteidigung des Sorgerechts und die Gründe, die dazu führten, dass ihre vier Kinder vom Amt weggenommen wurden. Maggie verliebt sich schließlich in Jorge und ist bereit für einen Reset. Doch den Traum von einer Familie bringt der Staat immer wieder zum Platzen, indem er aus Angst um das Wohl der Kinder interveniert und ihr die Babys aufgrund des Lebenslaufs einsackt. LADYBIRD, LADYBIRD macht auf ein Missverhältnis zwischen Individuum und Staat aufmerksam. Das individuelle Erleben von Hoffnung, Zuversicht und Glück gegen eine Negation des Individuums, speziell seiner Kraft, Kontinuitätslinien zu durchbrechen. Aber Maggie ist keine, die sich von der Macht der Imbalance zusammenknüllen und einschüchtern lässt, weswegen wir sie nach der Wegnahme eines Kindes ein paar Bilder später schon wieder schwanger sehen. Es wird Zuschauer geben, die sich beim Gebärtempo an Versendungsschrott wie Mitten im Leben erinnert fühlen werden, dabei soll diese Form der gestrafften Erzählung nur den Kampfgeist und ihre Hartnäckigkeit bekräftigen, wenn es ums Wollen eines würdevollen Lebens geht. Maggie taugt möglicherweise sehr selten als Sympathieträgerin, doch weder ihre oft schroffe Art sowie das aufbrausende Temperament, noch ihre sicherlich mangelnde Intelligenz und schon gar nicht ihr sozialer Status rechtfertigen die demütigende Entrechtung.

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