USA, 1941
Genre: Drama
Regisseur: Jean Renoir
Darsteller: Walter Brennan, Walter Huston
Als eine Gruppe von Männern die Sumpfgegend Georgias absucht, um vermisste Jäger zu finden, ist auch Ben Ragan unter ihnen, dessen Hund bei der Spurensuche verloren geht. Trotz der Ermahnungen seines Vaters fährt er von neuem in die Sümpfe. Dort trifft er überraschenderweise auf den in der Gegend sehr gut bekannten Flüchtling Tom Keefer, dem er erst einmal keine allzu großen Sympathien entgegenbringt, später jedoch vertraut und sogar verspricht, sich um dessen Tochter zu kümmern, die in der Stadt wohnt und nicht vom Aufenthalt ihres Vaters Bescheid weiß.
Die Wahrheit ans Licht bringen
Kommentar: Gefilmt an den Plätzen des Okefenokee-Sumpfs in Georgia vermittelt der Streifen in den ersten Minuten eine unappetitliche Stimmung und setzt mit dem ersten richtigen Bildausschnitt, in dem wir ein Holzkreuz mitsamt Totenkopf bewundern dürfen, gleich die Signale, dass man es hier mit hässlichen Begebenheiten zu tun bekommen könnte. Ein herzlicher Empfang sieht freilich anders aus, doch daran lag Jean Renoir augenscheinlich wenig, der mit IN DEN SÜMPFEN seinen Einstand in den Staaten realisierte. Auf Handlungsebene geht es hierbei um einen jungen Mann, der eine gefährliche Sumpfgegend nach seinem weggelaufenen Hund absucht und dabei auf einen Vermissten stößt, welcher in einem Mordprozess für schuldig gesprochen wurde. Er hilft dem Verzweifelten daraufhin beim Versteckspielen, da sich dieser nämlich trotz Unschuld keine Chancen davon verspricht, die Unwahrhaftigkeit in seinem Prozess ans Licht der Richterzimmer zu bringen. Der pessimistische Ausblick straft ihn später allerdings Lügen, weil die Hauptfigur die einstmals getätigten Aussagen vor dem Gericht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft und einem Zeugen Bestätigungen entlockt, die für den missmutigen Versteckspieler die Wiedergewinnung der Freiheit und damit auch Rehabilitation bedeuten.
Vor der endgültigen Aufklärung ist IN DEN SÜMPFEN aber vollgepackt mit Kleinkriegen, die den übersichtlichen Personenkreis einer kleinen Gemeinde sehr authentisch abbilden und noch dazu eine einzwängende Atmosphäre entstehen lassen, wodurch kleinste aggressive Regungen eine massige Gestalt annehmen können. Recht clever behandelt der Film so verschiedene kleine und große Bösartigkeiten sowie Unstimmigkeiten, welche in der undurchbrechenden Enge schwerlich auf die leichte Schulter zu nehmen sind. So treu er dem System Hollywoods auch ergeben ist, so sehr traut sich IN DEN SÜMPFEN also immer mal wieder zu tiefen Einblicken in das Zusammenleben menschlicher Existenzen. Da das Ende Renoir nicht schmeckte, weil es vom zuständigen Produzenten Irving Pichel kam, maß der französische Regisseur seiner ersten Arbeit in den USA wenig Bedeutung bei. Sie kann tatsächlich nicht mit seinen besten Werken aus den Dreißigern konkurrieren, verbleibt mit den interessanten inhaltlichen Faktoren sowie den lebendigen Außenaufnahmen eines Sumpfgebiets meiner Ansicht nach aber stets in deren Reichweite.
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