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Perfect Timing (1986)


PERFECT TIMING
(Die total verrückte Clique)
Regisseur: René Bonnière
Kanada 1986

Großstadtmenschen, die auf Titten starren

Ich kann zwar nicht behaupten, Fachwissen über Sexklamotten aus den Achtzigern zu besitzen, doch fällt es mir schwer zu glauben, dass besonders viele Filme dieser Art damals so aufgezogen wurden wie PERFECT TIMING, der mehr an eine Sitcom über paar Freunde und Arbeitskollegen denken lässt denn an einen tatsächlichen Spielfilm. FRIENDS meets WENN DIE PRALLEN MÖPSE HÜPFEN. Oder auch: Jerry Seinfeld trifft auf Franz Marischka. Beinahe der gesamte Film spielt in einer sehr geräumigen Loftwohnung eines stadtbekannten Fotografen, der dort mit seinem dauergeilen und ständig für Sex zur Verfügung stehenden Bruder haust. Ihr Problem ist ein rein monetäres. Weil sie kein Geld mehr haben, um das Loft zu bezahlen, fürchten sie eine Zwangsräumung, auf die besonders der dauergeile Bruder kein Bock hat, steht für ihn die Riesenwohnung doch für die Garantie, mit Frauen leicht ins Bett hüpfen zu können. Der Humor des Films tendiert dann auch eher dazu, zu besoffen für Vernünftiges zu sein. Oder auch: Wer hier normal ist, gehört eingewiesen. Doch gerade zwischen all dem überschüssigen Geschnatter, der witzlosen Plattheit und den maximal drittklassigen Fickificki-Anspielungen lässt sich überraschenderweise prima herumwühlen, um der Psyche der nach Zuneigung und Harmonie stöbernden Großstadtmenschen näherzukommen und dieser zumindest mal kurz zuzuwinken. Denn ein Handschlag dürfte wohl selbst beim besten Einfühlungsvermögen nicht drin sein. Regisseur René Bonnière ließ den mäßig begabten Schauspielern viele Freiheiten, um ihre Rollen authentisch zu interpretieren. Ich meine zu erkennen, dass den Darstellern der Plot in seiner Beklopptheit bewusst war, doch das hinderte keinen von ihnen daran, sich mit seriöser Inbrunst vor die Kamera zu stellen. Früher noch als Dokumentarfilmer unterwegs gewesen, stieg der französisch-kanadische Filmhandwerker Ende der Siebziger ins Fernsehgeschäft ein, um Regie bei TV-Serien zu führen. So erklären sich dann die deutlich ins Bewusstsein tretenden Sitcomabdrücke, welche zunächst für Verwirrung sorgen, weil sie Eingewöhnungszeit brauchen, dann jedoch zum Charakteristikum eines Films werden, der dem Betrachter beinahe keine einzige Szene ohne die Ästhetik nackter Körper zutraut.

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