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Literatur: 37˚2 le matin

37°2 LE MATIN
Philippe Djian

(Betty Blue, 1985, Französisch)

Jean-Jacques Beineix verfilmte das Buch
Eine in fast schwindelerregendem Tempo ablaufende Handlung über einen Typen, der einfach nur grundanständig sein will und sich um wenige Sachverhalte Gedanken machen möchte. Ansonsten ist er aus Gewohnheit darauf fixiert, irgendwie den Tag zu meistern. Ihm zur Seite steht seine nicht weniger merkwürdige Freundin, die ihn immer wieder aus seinen lethargischen Phasen aufweckt. Sie heißt Betty und ist für ihn so etwas wie die Vollkommenheit des Glücks in einer Person. Diese verschrobene Liebesgeschichte steht auch im Zentrum des Romans von Philippe Djian. Allerdings sei darauf hingewiesen, dass romantische Momente nur als Randnotizen auffallen.

Erzählt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive. Erzählen tut der von seiner Freundin Betty besessene 35-jährige Zorg, für den die Gegenwart entscheidend ist, während die Vergangenheit ruhig zum Teufel fahren kann, wodurch man auch als Leser über das frühere Dasein der Hauptfigur ein wenig im Dunkel gelassen wird. Das macht jedoch etwas Wichtiges umso gewaltiger und stürmischer, nämlich die Intensität der Gegenwart, oder wenn man den Gedanken auf dem Ausdrucksniveau eines Zorgs rauspressen möchte: die Fußtritte des Alltags. Denn bei Zorg läuft selten wirklich etwas glatt. So muss er eben versuchen, den absurd-komischen oder tragischen Situationen Herr zu werden und dabei alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel bestmöglich zu nutzen. Und falls es mal schwieriger wird, rafft sich der Gute nach Niederlagen immer wieder neu auf und glänzt mit halsbrecherischen Aktionen, die für seine Freundin zu den Selbstverständlichkeiten einer Liebesbeziehung gehören. Skurrilität pur.

"Wundern sollte man sich nie, wenn man zur Kasse gebeten wird, man sollte sich nie einbilden, man habe alles bezahlt."

Richtig begeisternd ist ohne Wenn und Aber der Schreibstil des Franzosen. Unglaublich pointierte Sätze, die im Gegensatz zu der Hauptfigur immer ins Schwarze treffen, beschwören die Atmosphäre eines traurig-komischen Liebesgedichts herauf, das von einem einsamen Liebesdichter verfasst wurde. Die Sprache ist immer klar, trocken, und ein Motor, der läuft, um eine Geschichte voranzubringen, nicht um sie mit Nebensächlichkeiten abzubremsen. So sind es schließlich das exzellente Schreibvermögen Djians sowie der zwischen euphorischer und depressiver Stimmung wandelnde, vielen Illusionen folgende Protagonist, die uns Lesern eine solch verrückte Reise ans Ufer des Allesmöglichen arrangieren.

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