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Stroszek

Stroszek 

 


Deutschland, 1976
Genre: Drama
Regisseur: Werner Herzog
Darsteller: Bruno S., Eva Mattes

Kurz nach seinem Gefängnisaufenthalt geht der arbeitslose Bruno S. mit der Prostituierten Eva und seinem Nachbarn Scheitz nach Amerika, um dort einer geregelten Arbeit nachzugehen und ein neues Leben anzufangen. Dort läuft zuerst alles gut. Bruno arbeitet in einer Autowerkstatt, Eva kellnert in einem Restaurant und einen gemütlichen Wohnwagen nennen die beiden ihr Zuhause. Doch dann geraten die beiden in Zahlungsschwierigkeiten. Daraufhin verliert Bruno S. sowohl seine Freundin Eva als auch den Wohnwagen.

Bruno, numero uno

Kommentar: Gedreht in Berlin-Kreuzberg und dem amerikanischen Ministädtchen Plainfield (Wisconsin), handelt der Film von einer menschenunwürdigen Existenz der Figur Bruno S., einem ungepflegten, mental gebrochenen Liedermacher. Er bezieht sich auf eine Menge biografischer Punkte des echten Bruno S., welcher unüberraschenderweise in STROSZEK sich selbst spielen darf. Die abenteuerlich entstandenen Aufnahmen, von denen einige sich brüsten dürfen, illegal entstanden zu sein, wirken wie ein experimentelles und privates Kleinprojekt, das planlos schrullige Menschen vor die Kamera stellt. Das Projekt wirkt desto außergewöhnlicher, je mehr man sich über die Umstände klar macht, auf welche Art und Weise es überhaupt zustande kam. Ausgelöst durch ein Versprechen von Herzog, dem Bruno S. einen Film zu widmen, fackelte man nicht lang und drehte den gesamten Film mit einem Alibi-Drehbuch und der Geschwindigkeit einer Rakete. Das Resultat ist exquisit. Eine wunderschöne humanistische Tragödie, welche irrwitzig und todtraurig sein kann und ihre nicht in Würde lebenden Protagonisten mit empathischer Haltung humanisiert. Obwohl Parallelen zu Fassbinders Außenseiter-Dramen existieren, beschleicht einen nie das Gefühl, Herzog wollte sich mit dem pessimistischen Feeling an die Werke des R.W. Fassbinder anschmiegen. Das Schönste ist jedoch - wie sollte es bei einem solchen Film auch anders sein - die Authentizität. Dies gelingt nicht nur durch Brunos mächtige und auratische Präsenz, sobald er im Bild auftaucht; es tritt in vielen improvisatorischen und lückenhaft konzipierten Momenten ebenfalls eine ungekünstelte Menschlichkeit ans Licht, an der Werner Herzog wahrhaftig interessiert ist, und die man fast nur dort findet, wo Mensch und Mensch keinen ausgefeilten Drehbuchtext einer Figur aufsagen, sondern für einen kleinen Abschnitt auf der Zeitachse und für die Augen der Kamera durch eine emanzipierte, unpräzise gestaltete Interaktion sie ganz selbst werden.

9/10

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