Ad Code

Responsive Advertisement

Videospiel: Final Fantasy 7


  • 1997
  • Squaresoft
  • gespielt auf: PlayStation

Nintendo 64 oder Sonys PlayStation, oder vielleicht Außenseiter Sega Saturn? Vor dieser Frage stand der japanische Entwickler Squaresoft, nachdem die Entscheidung feststand, dass man mit der im Heimatland höchst erfolgreichen RPG-Serie ins neue 3D-Zeitalter marschieren wollte. Damals war es eher bei Sporttiteln üblich, ein Spiel für mehrere Konsolen herauszubringen, weil das Programmieren für jede Hardware sehr unterschiedlich ausfiel. Der Saturn flog für viele Entwickler schon aufgrund seiner komplizierteren Architektur aus dem Rennen, so anscheinend auch für Square. Man entschied sich schlussendlich für die Wunderkonsole von Sony, weil man die epischen Ausuferungen nicht auf ein Cartridge packen konnte. Es war nicht weniger als eine Entscheidung für die Geschichtsbücher. Denn spätestens an dieser Stelle verlor das Nintendo 64 mit ihrem archaischen Konzept von Steckmodulen endgültig den Kampf um die führende Marktposition gegen die Konkurrenzkonsole PlayStation, die durch die Verwendung von kostengünstigen und viel Platz für kreative Ideen schaffenden CD's ohnehin fast alle guten Publisher und Entwickler bereits auf seiner Seite hatte. Doch die Marke Final Fantasy war noch einmal ein ganz anderes Kaliber. Viele Japaner, die der ersten PlayStation noch skeptisch gegenüberstanden und zunächst auf die etablierte Traditionsmarke Nintendo vertrauten, kauften sich nach den vor Begeisterung überschäumenden Kritiken plötzlich eine. Hinzu kommt der Umstand, dass Sony als Publisher Squaresoft in den USA unterstützte und Millionen in Werbekampagnen steckte, was nicht bloß einen Hype um das Game kreierte, sondern einen ganzen Rollenspielboom im Westen entfesselte, den einige Jahre vorher so kaum jemand für möglich hielt. In der Folgezeit erschien gefühlt jeden Monat ein großes JRPG, fast ausnahmslos für Sonys Konsole. FINAL FANTASY 7 - the game that sold the PlayStation.


Doch wie schaut es zwei Jahrzehnte später außerhalb jeder historischen Wichtigkeit aus? Dem Spiel wird schließlich häufig vorgeworfen, bei vielen Zockern heute nostalgisches Vertrauen auszulösen, weil es damals zum richtigen Zeitpunkt erschien. Zudem war es für viele westliche Spieler das erste japanische Rollenspiel, mit dem sie sich auseinandergesetzt haben. Häufig wird insbesondere das 3D-Charakterdesign moniert, welches nicht nur die typischen suboptimalen Alterungsmerkmale aufweist, die man der 32-Bit-Generation vorwirft, sondern ebenso individuelle Entscheidungen, welche die Polygonfiguren arg blockig und mal überhaupt nicht so darstellen, wie sie in den zahlreichen FMV-Sequenzen zu bestaunen sind. An diesen Behauptungen mag vieles stimmen und ich kann von mir selbst nicht behaupten, dem Hype damals aufgeschlossen gewesen zu sein. Die grafisch-ästhetische Richtung, die die Entwickler gegangen waren, hat dazu geführt, dass ich den siebten Teil über viele Jahre mied. Hat man sich jedoch erst einmal an die seltsame Charakteroptik gewöhnt, offenbart sich einem ein Abenteuer, welches mit hervorragendem Kampfsystem und einer noch hervorragenden Story mehr als 40 Stunden zu unterhalten weiß. Es gab zwar schon vor FINAL FANTASY 7 genug japanische Rollenspiele, die erwachsene Themen ansprachen und Konsequenzen, die mit Leben und Tod in Verbindung standen, nicht scheuten, doch Squares Riesenhit hievte seine Story auf eine damals komplett neue Stufe. Die Entwickler straften insbesondere diejenigen Lügen, die behaupteten, die Japaner würden ständig alten Wein in neuen Schläuchen verkaufen und dabei viel auf Kitsch setzen. 


Das Spiel ist, wie schon der sechste Teil, in einer nahen Zukunft angesiedelt, die technologisch sehr fortgeschritten scheint. Die Handlung spielt auf einem Planeten, der von einem wachstumsgierigen Unternehmen namens Shinra ausgebeutet wird. Von demokratischen Prozessen ist man in dieser Welt sehr weit entfernt, denn der Konzern hat militärisch, politisch und gesellschaftlich praktisch alles unter Kontrolle. Dieser hegemonialen Dominanz möchte jedoch die Widerstandsgruppe Avalanche ein Dorn im Auge sein, weshalb deren Mitglieder mehrere Anschläge auf wichtige Gebäude und Reaktoren verüben. Unter anderem Cloud Strife, unsere Spielfigur, der als Ex-Söldner sich zu Beginn der Geschichte den Widerstandskämpfern anschließt und nach und nach sowohl mehr über die Ziele von Shinra als auch sich selbst erfährt. Das Wunderbare ist sicherlich, dass Cloud ein großartig geschriebener Antiheld ist, der zwar zunächst überlegen auftritt, im Verlauf allerdings unsicherer wird, weil Realität und Fantasie in ihm zu verschwimmen drohen. Angezweifelt wird insbesondere sein Erinnerungsspeicher, sodass wir uns auch als Spieler seiner wahren Identität lange nicht sicher sein können. Das ausgeklügelte Profil der Charaktere hört bei Cloud natürlich nicht auf, sondern setzt sich in vielen anderen Figuren, die wir über den Weg laufen oder in unsere Crew aufnehmen, fort. Eine herausragende Stellung nimmt hierbei der Bösewicht Sephiroth ein, der den mächtigen Konzern Shinra als die größere Bedrohung für die Weltgemeinschaft sogar noch ablöst. In FINAL FANTASY 7 stecken hervorragende Science-Fiction-Visionen, durchdachte philosophische Konzepte und eine große Welt, die tatsächlich zu atmen scheint. Die Größe des Planeten und der Umfang der Story sowie die Anzahl der Nebenmissionen waren für die damalige Zeit natürlich schon als kolossal zu bezeichnen, können sich aber auch heute noch sehen lassen. Im Gegensatz zu vielen aktuellen Games habe ich nicht das Gefühl, dass man Spielzeit strecken wollte, indem man unsinnige Quests hineinpackte. Es fühlt sich nicht vollgestopft an - und hat man es geschafft, ist man auch satt und sitzt im besten Fall emotional ohnehin befriedigt da. Die begrenzten Kapazitäten der PlayStation hatten also auch etwas Gutes! Verwirrend ist vielleicht, dass man in den ersten sechs bis sieben Stunden wenig Handlungsfreiheit hat und zuerst Stück für Stück gescriptete Vorgänge verfolgt, was leicht nerven kann, da man sich wie auf einem Fließband vorkommt. Wenn man dann jedoch die Weltkarte betritt, ein wenig Bewegungsfreiheit genießen darf und Monster töten kann, um seine Charaktere zu trainieren, wird man wieder ein typisches Japano-RPG spielen, der Waffen-, Rüstungs- und Itemshops sowie interessante oder sinnbefreite NPCs bietet, mit denen man interagieren kann. Der Drang nach Erkundung, der ausgelöst wird, ist das Schönste an solchen Spielen, wenngleich die Japaner natürlich generell etwas einschränkender waren, als ihre westlichen Pendants. FINAL FANTASY 7 ist ohne Zweifel eines der zwanzig wichtigsten Werke der Videospielgeschichte. Das Remake, welches nun schon seit mindestens Mitte der 2000er geplant ist, wird hoffentlich 2020 erscheinen.

Kommentar veröffentlichen

0 Kommentare