Türkei/Niederlande/Deutschland, 1999
Genre: Drama
Regisseur: Yeşim Ustaoğlu
Darsteller: Nazmi Kırık, Newroz Baz
Die jungen Männer Mehmet und Berzan - der eine ist Türke, der andere ist Kurde - begegnen sich, als ein paar lautstark brüllende Männer nach einem Fußballspiel durch die Straßen laufen, und anfangen, auf Berzan einzuschlagen, den Mehmet daraufhin vor den Prüglern verteidigt. Beide kamen aus ländlichen Gegenden nach Istanbul, um in der Großstadt ein neues Leben anzufangen.
Glaubhafte Berührungen
Kommentar: Solidarität als Maßnahme zur Verbesserung einer Situation, die ungerecht ist, kann sich auch in einer Freundschaft zeigen. Davon berichtet das türkische Drama, das bitteren Realismus und Berührungen mit dem Poetischen verknüpft. Regisseurin Yeşim Ustaoğlu schrieb auch das Drehbuch zu dem Film und nimmt mit ihrer eigenen solidarischen Haltung kein Blatt vor den Mund. In einer sowohl subtilen wie auch offenen Art spricht sie die politische Verfolgung von Kurden in der Türkei an, die zur Zeit der Entstehung ein schwieriges Thema in der öffentlichen Diskussion war und tabuisiert wurde. Sie entkleidet die diskriminierenden Einstellungen nicht in verwaschenen Analysen, sondern setzt ihren Aufruf zu einer gesellschaftlichen Debatte im Zusammenhang einer einfühlsamen Story um, die die Möglichkeit einer Distanz zur Kritik ganz offensichtlich schwächen soll. Nicht wenige Filme scheitern, wenn sie eine berührende Handlung und eine dezidierte politische Agenda zusammenfügen. Meistens deshalb, weil die Berührungen zwischen diesen beiden inhaltlichen Linien gestelzt wirken. In REISE ZUR SONNE sind diese Berührungen aber so natürlich wie die Unterhaltungen zwischen den beiden befreundeten Männern, die, als hätten sie die Stimmung ihres Landes vernunftslos übernommen, nie miteinander über den staatlichen Rassismus sprechen. Die kleinen Unebenheiten im Drehbuch, die schauspielerische Unerfahrenheit der Hauptdarsteller sowie der nicht von einem großen Budget zeugende Look tragen die Wappen der anziehenden Unvollkommenheit und haben mich mit der Unterstützung einer unglaublich fachkundigen Inszenierung teils sprachlos gemacht.
In der Reihe "Best-of Erstsichtungen 2013" gehe ich auf Filme ein, die ich im Laufe dieses Jahres zum ersten Mal gesehen und für genial befunden habe.
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