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The Godfather Part III (1990)

THE GODFATHER PART III
(Der Pate III)
Regisseur: Francis Ford Coppola
USA 1990

Niemand hat mit einem derartigen Erfolg gerechnet - am wenigstens wahrscheinlich Paramount Pictures, die nicht immer großes Vertrauen durchscheinen ließen in einen Typen, der sein Handwerk bei Roger Corman lernte. Marlon Brando, Al Pacino, James Caan - wenn es nach Paramount gegangen wäre, hätten diese Darsteller höchstens kleine Nebenrollen bekommen sollen. Doch Francis Ford Coppola setzte sich durch, machte ein Epos nach seinen und Puzos Vorstellungen, der Rest ist Geschichte. In den USA ist ein solch unfassbarer Hype im Erscheinungszeitraum um ihn entstanden, dass man hier sehr wohl vom ersten Blockbuster sprechen kann, auch wenn dieser Titel heute JAWS zugeschrieben wird. Doch wie ein klassischer Kassenknüller schaut sich der 1972 veröffentlichte THE GODFATHER in der Tat nicht an. Nur schleppend kommt er voran und bis es zur ersten Gewalttat oder einem Hauch von inszenierter Action kommt, werden etwa 40 Minuten bereits vergangen sein. Nach diesem dreistündigen Ausflug ins Mafiamilieu hätte es keiner weiteren Fortsetzung bedurft. Schon der zweite Teil klamüserte nur das aus, was ein einziges, aus zwei Buchstaben bestehendes Wort Michael Corleones (Al Pacino) uns am Schluss von THE GODFATHER doch schon mitgeteilt hat. Seine Frau Kay fragt ihn nämlich, ob er jemanden hat ermorden lassen. Darauf entsteht eine Pause und Michael antwortet: No. Damit wurde die rissige Zukunft der Beziehung zu seiner Frau vorgezeichnet und Michaels Heuchelei sowie seine zweifelhafte Person auf den Punkt gebracht. Danach zog er sich in sein Besprechungszimmer zurück, deren Tür in der letzten Einstellung für uns und für die Augen seiner Frau auch symbolisch geschlossen wird. Noch unnötiger als der zweite Pate erscheint aber ohne Zweifel der dritte Teil, der die Familiengeschichte Corleones 18 Jahre nach dem Original weiterspinnt. Coppola wollte bekanntlich nie eine Trilogie daraus machen, sah sich jedoch insbesondere aufgrund finanzieller Schwierigkeiten, die seine Filme aus den Achtzigern ihm bescherten, gezwungen, noch einmal über das Angebot von Paramount nachzudenken. THE GODFATHER PART III ist jedoch weniger ein Sequel als ein langer Epilog, der Muster der vorhergehenden Werke in einem Maße wiederholt und spiegelt, dass man ihm beinahe die Qualitäten eines Remakes zuschreiben kann. Zudem unterstreicht er, dass selbst ein unnötiges Werk noch ziemlich dufte sein kann.

Im Jahr 1979 ist die Corleone-Familie wieder nach New York gezogen und der Pate Michael Corleone möchte auch ökonomisch eine Modernisierung wagen. Geschäftlich ist die Familie Corleone größtenteils in der Legalität angekommen und Michael verwaltet sogar mehrere Stiftungen, die sich um Menschen mit wenig finanziellen Mitteln kümmern. Kurzum: Michael Corleone zieht es in die Normalität aristokratischen Daseins. Vincent, der uneheliche Sohn seines getöteten Bruders, macht jedoch Schwierigkeiten, weil er dem Gangsterboss Joey Zasa, der zu einem befreundeten Mafiaclan gehört, den nötigen Respekt verwehrt. Trotz einer Zurechtweisung wird Vincent sein aufmüpfiges Verhalten nicht abstreifen, sondern sich weiter von seiner impulsiven Art steuern lassen und Zasa sogar erschießen. Doch zuvor sehen wir, wie Michael mit dem Erzbischof und den Mafiosi über seinen Einstieg ins Aktiengeschäft verhandelt, um einerseits der verschuldeten Vatikanbank zu helfen und andererseits ein amerikanisch-europäisches Wirtschaftsimperium zu gründen und damit endgültig seine kriminelle Vergangenheit hinter sich zu lassen. Doch so einfach wird es natürlich nicht, denn die anderen Mafiabosse wollen ebenfalls ein Stück vom Kuchen und die Kirche ist noch korrupter, als man es ihr zugetraut hätte.

Ein Pate, der sichtlich gealtert ist, aus den kriminellen Aktivitäten aussteigen möchte, für Dialog statt Auseinandersetzung plädiert, sich um eine konventionelle aristokratische Identität bemüht, die unrühmlichsten Passagen seiner Vergangenheit einem Kardinal beichtet und der noch obendrein Diabetes hat. Das ist in der Tat nicht der Michael Corleone, den wir in den ersten beiden Teilen kennengelernt haben. Diesen Teil übernimmt hier Vincent, der Neffe von Michael, ein stürmischer Geist, der nicht weiß, wann er sich beherrschen muss. Andy Garcia gibt dem Vincent dabei rebellische Elemente mit, die für Pacinos Figur so auch im Original von großer Wichtigkeit waren. Wenn er Joe Mantegnas Verkörperung des energischen und selbstsicheren Zasas kräftig ins Ohr beißt, dann spricht aus ihm eine Unangepasstheit, die Michaels Idee für Konformität widerspricht, sich aggressiv gegen diese auflehnt. Der Neffe wird zum Spiegelbild des jungen Michaels, welcher nach dem Tod seines Vaters sämtliche Mafiabosse umbringen ließ, um Rache zu nehmen und sich größere Macht zu verschaffen. Vincent fühlt sich darüber hinaus zu Michaels Tochter Mary hingezogen - eine Beziehung, die der Don aufgrund des inzestuösen Charakters deutlich ablehnt. Erst im späteren Abschnitt des Films, als er seinem Neffen den Thron nur zu der Bedingung überreicht, dass dieser zukünftig die Finger von seiner Tochter lässt, gibt Vincent die verbotene Liebe auf. Status siegt über Romantik. THE GODFATHER PART III ist noch stärker ein Film über Verlogenheit, Macht und Politik, als es die beiden Filme aus den Siebzigern waren. Vor allem, weil sich in der Figur des Godfather zeigt, dass der Verkettung dieser Elemente nichts entgegenzusetzen ist. Deshalb gelingt es Michael auch nicht, dieser korrupten Parallelgesellschaft zu entfliehen. "Politics and crime. They're the same thing!", hören wir ihn philosophieren. Der Film liefert dafür beständig Argumente und sympathisiert, wie keiner der beiden anderen, sehr stark mit der Figur des Michael Corleone.

Angeblich hatten Coppola und Puzo für die Ausarbeitung des Skripts deutlich weniger Zeit bekommen, als sie eigentlich haben wollten. Das erklärt die vielen Rückgriffe auf schon einmal durchgespielte Topoi, Handlungskniffe und die vielen vertrauten Szenerien. Selbst von König Lear und Macbeth lieh man sich Elemente aus und stattete die Geschichte mit shakespearescher Tragik und Fallhöhe aus. Selbstverständlich gibt es zum Ende hin auch eine Parallelmontage, die unterschiedliche Handlungsorte und Charaktere gegeneinander in Kontrast setzt. Ästhetisch gibt es ebenfalls kaum Eroberungen neuer Bezirke, sodass der DER PATE III nicht viel anders ausschaut als seine Vorgänger. Dennoch könnte der Film vom Kommerzkino ohne Seele nicht weiter entfernt sein. Gerade aufgrund der Tatsache, dass er manchmal noch roh wirkt, ungeschliffen und ungebügelt ist, entzieht er sich der Umklammerung des Mainstreams. Francis Ford Coppola dekonstruiert dazu noch einen Mythos, den er selbst erschaffen hat. THE DEATH OF MICHAEL CORLEONE hätte der Film eigentlich heißen sollen. Ein Titel, der auf das schicksalhafte Scheitern des Hauptcharakters anspielt. Deshalb hat man in THE GODFATHER PART III auch nie das Gefühl, dass Michael selbst etwas in der Hand hätte. Das bei den Academy Awards 1991 trotz sieben Nominierungen leer ausgegangene Projekt ist als Metakommentar übrigens nicht ohne Reiz. Just when I thought I was out they pull me back in. Das bekannteste Zitat des Paten im dritten Teil ist gleichzeitig das Eingeständnis Coppolas darüber, dass er die Wünsche von Hollywood und die Zwänge der Ökonomie nicht umgehen kann. Daneben knüpft der Film wiederholt auf den Wert der Familie und hier insbesondere der Kinder an: The only wealth in this world is children. Geradezu passend scheint es also, dass nicht nur Vater Carmine Coppola und Schwester Talia Shire am Film beteiligt waren, sondern auch Sofia Coppola, die eine größere Sprechrolle ergattern konnte. Mit dieser Sofia ging man in der zeitgenössischen Kritik nicht zimperlich um, da man ihre schauspielerischen Fähigkeiten ziemlich beschissen fand. Ich bin ehrlich gesagt etwas überrascht über die harschen Bewertungen ihres Könnens und bin beim Schauen nie auf die Idee gekommen, dass sie ihre Sache schlecht erledige. Kuchengesicht Franc D'Ambrosio, welcher Michaels Sohn spielt, der Opernsänger statt Anwalt werden will, habe ich weitaus mehr des geistlosen Dilettantismus verdächtigt. Das Missverständnis liegt, glaube ich, darin, dass Zuschauer (und hierzu gehören auch Kritiker) oftmals Können ohne einen kontextuellen Bezug messen. Sofia Coppola spielt Michael Corleones Tochter, die irgendwo Anfang 20 sein dürfte. Sie ist naiv, hat keinen Schimmer von den weniger noblen Tätigkeiten ihres Vaters und verliebt sich auf einer Party Hals über Kopf in ihren Cousin, ohne dass wir je einen Grund für ihre Anziehung erfahren. Es sieht überhaupt nie danach aus, als ob sie von irgendwas eine Ahnung hätte. Insofern passt diese Rolle zu einer unerfahrenen und wenig talentierten Schauspielerin bestens. Etwas anderes wäre es gewesen, wenn sie eine taktierende Femme fatale gespielt hätte. Da wäre das Unvermögen selbst Papa Francis aufgefallen. Familie hin oder her.

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