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Of Unknown Origin (1983)


OF UNKNOWN ORIGIN
(Unheimliche Begegnung)
Regisseur: George P. Cosmatos
Kanada/USA 1983

Zwischen Büro und Wahnsinn

Eine Ratte, die ins Haus eines Familienvaters einbricht und dort ihr Unwesen treibt; ein Mann, der sich dagegen wehrt. Reduzierter könnte ein Konflikt nicht sein, der sich nur dahingehend verändert, dass der Hausherr mit immer härteren Bandagen gegen den Eindringling vorgeht. Das Vertrauen in Rattengift und Fallen scheint zunächst groß, wird jedoch später gegen Ernüchterung eingetauscht. Irgendwann reicht aber selbst ein einfacher Baseballschläger nicht mehr aus, also werden lange Nägel in diesen hineingeschlagen, damit es auch schön wehtut. Peter Weller schaut irgendwann aus, als wäre er einer dieser Wilden aus der MAD MAX-Reihe. Dabei ist seine Figur schon genug im Bürojob eingespannt und damit er sich auf diesen konzentrieren kann, fahren Frau und Kind in den Urlaub. Doch die Ratte hat ihn im Griff, verschlingt seine Konzentration, entwickelt sich zum Objekt seines Hasses. Regisseur George P. Cosmatos vergrößert schleichend die Obsession, inszeniert aber so karg und unmissverständlich seriös, dass das unsichere Verhalten der Hauptfigur zu keiner Zeit ins Lächerliche verkehrt wird. Der Ton liefert eine Schwere und eine Unheimlichkeit in der Stimmung, die an die Achtziger- und frühen Neunzigerjahrefilme von David Cronenberg denken lassen. Plötzlich wird einem auch bewusst, dass der kanadische Spezialist für body horror diesen Film in jedem Fall gesehen haben muss, bevor er Peter "Robocop" Weller die Rolle des Schriftstellers Bill Lee in NAKED LUNCH anbot. Denn Weller agiert irgendwann tatsächlich so, als wäre sein Charakter im Rausch. Immer paranoider, obsessiver und von der Außenwelt isolierter reagiert er stufenweise auf die Existenz eines Tiers, über welches er sich alles in der Bibliothek angelesen hat. Denn bedenke: Wer die Stärken seines Gegners kennt, weiß auch um dessen Schwächen Bescheid. Bei einem Essen mit seinen Arbeitskollegen rollt er sogar sein enzyklopädisches Wissen aus, nach dem man ihn nie gefragt hat. Die Mitarbeiter staunen nicht schlecht, wundern sich gleichzeitig jedoch über so viel Energieverschwendung und wir sind uns auch nicht mehr sicher, ob der sympathische Bürohengst seinen mammutartigen Arbeitsauftrag fristgerecht erledigen können wird. Aber für unsere Hauptfigur ist es selbstverständlich Ehrensache, dass das, was während der Bürozeiten liegen geblieben ist, zu Hause nachgeholt wird. OF UNKNOWN ORIGIN als Metapher für das Verschwinden der Mauer zwischen privater und beruflicher Identität? Als Parabel auf die steigenden Anforderungen, die man an den modernen Menschen stellt? Sehr gut möglich. Als Duell zwischen der Ordnung der Zivilisation und der destruktiven Kraft der Natur kann man ihn jedoch ebenso lesen. Diese Mehrschichtigkeit ist geradezu verblüffend für ein Werk, das uns so wenig an Handlung mitgibt. Cosmatos' Einstand im nordamerikanischen Raum war zwar leider weder kommerziell erfolgreich noch bei der Kritik hoch im Kurs, gehört jedoch zu den originellsten Tierhorrorfilmen, die man jemals sehen wird.

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