Deutschland, 2011
Genre: Dokumentation
Regisseur: Rosa von Praunheim
Darsteller: -
Das Milieu der männlichen Prostituierten in Berlin wird in den Medien kaum thematisiert. Der deutsche Filmemacher Rosa von Praunheim kümmert sich um diese Lücke und zeigt in seinem Dokumentarfilm die Lebenswirklichkeiten der Stricher. Da sich die Szene nicht auf das "primäre Geschäft" reduzieren lässt, spricht er auch mit Projektarbeitern einer Hilfsorganisation und dem bekennenden Freier Peter Kern, der ein angesehener österreichischer Regisseur ist.
Kommentar: Formal unauffällige Dokus müssen immer ein spannendes und wenig verbrauchtes Thema haben, damit sie ein größeres Publikum wahrnimmt. Leider bringt die Thematisierung eines unangenehmen und tabuisierend wirkenden Themas ebenfalls das Dilemma mit sich, dass man nur wenig Zuschauer erreicht. Mir hat "Die Jungs vom Bahnhof Zoo" einen verständlichen Blick auf die Berliner Stricherszene gegeben, die sich in vielen Merkmalen und Hintergrundgeschichten wahrscheinlich kaum von anderen Strichermilieus in europäischen Städten unterscheidet. Die ständigen Perspektivenwechsel im Film geben nicht nur viele Informationen aus verschiedenen Quellen preis, sondern zeugen vom echten Interesse des Regisseurs, ein komplexes Bild des Submilieus zu zeichnen. Denn Kneipenwirte, Freier und Sozialarbeiter füllen alle ihre Rollen aus, wenn die männlichen Prostituierten anschaffen gehen. Durch seine starken Hang zur Nüchternheit ist der Dokumentarfilm ehrlich und verleiht mit seiner beständigen Klischeelosigkeit vielen Passagen eine ansonsten in solchen Filmen kaum vorhandene Eindringlichkeit.
6/10
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