Frankreich, 1998
Genre: Drama
Regisseur: Gaspar Noé
Darsteller: Philippe Nahon, Blandine Lenoir
Er war mal Schlachter und erzog seine Tochter alleine. Wegen eines Missverständnisses musste er jedoch in den Knast, seine Tochter daraufhin in ein Heim. Nach der Gefängnisstrafe fängt er eine Beziehung an und zieht mit der Frau und ihrer Mutter in eine kleine Wohnung. Doch mit seiner schwangeren Lebensgefährtin hält er es jetzt kaum aus. Eines Tages, als die Frau das Wort "schwul" auf ihn anwendet, prügelt er auf sie und auf das ungeborene Kind in ihrem Bauch ein. Dann schnappt er sich eine Pistole und haut in seine Heimatstadt ab.
Kommentar: Als unerbittliche Attacke auf die Moralvorstellungen des Zuschauers ausgerichtet, geht der Film den konsequenten Weg, eine Einmannshow aufzuziehen, die erzählerische Überfrachtung vermeidet und trotzdem viel zu berichten hat. Dieses Berichten übernimmt dabei die Hauptfigur, ein misanthropischer Unglücksrabe, dem das Leben keinen Sinn gibt, abgesehen von der Lust auf alles und jeden zu schimpfen. In welcher Art das passiert und welche Gedankengänge dieser Mensch seine eigenen nennen darf, das sind die zwei wichtigsten Eigenheiten dieses französischen Sozialdramas. Seinen Hass auf die Welt verarbeitet der von allen Vergessene und Verlassene in inneren Monologen, die in Konkurrenz mit einigen nicht gerade zurückhaltenden Gewaltszenen tretend, brutalitätstechnisch den Längeren ziehen. Rücksicht kennt hier weder der Protagonist noch der Regisseur. Die philosophischen Ansichten überrennen einen förmlich, auch weil sie gerne mal voll in die Extreme gehen. Der Zuschauer wird durch die ständigen Monologe aber natürlich nicht in eine Art Geheimbund integriert, sondern soll das Gehörte kritisch aufnehmen und für sich selbst verarbeiten. "Menschenfeind" ist grausam, viel schlimmer als die meisten Horrorflicks und vor allen Dingen unermüdlich in seiner sklavischen Haltung gegenüber dem Misanthropen.
7/10
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