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Kinder des Olymp

Kinder des Olymp (Les enfants du paradis)

Frankreich, 1945
Genre: Drama
Regisseur: Marcel Carne
Darsteller: Arletty, Pierre Brasseur

Die Geschichte spielt im früheren 19. Jahrhundert: In Paris leben die vier Männer Baptiste, Frederic, Lacenaire und de Monteray. Sie sind Pantomime, Schauspieler, Verbrecher und Graf. Sie alle verbindet die Liebe zu der schönen Garance, die sich nach Außen zwischen den Männern nicht entscheiden kann, weil sie ihre Freiheit nicht aufgeben will. Im Herzen liebt sich jedoch den melancholischen Pantomimekünstler Baptiste. Als sie sich wegen einem nicht von ihr begangenen Verbrechen in Gefahr sieht hinter Gitter zu kommen, schließt sie sich mit dem reichen Grafen zusammen und geht mit ihm ins Ausland.

Kommentar: Welch ein Schaustück über die Gefühle des Lebens. In einem niemals holprigen, sondern einem weichen, entspannten Rhythmus erzählt "Kinder des Olymp" die Geschichte von fünf Menschen, die Gefangene ihrer eigenen Sehnsüchte sind. Der Film spielt in Paris, der Stadt der Liebe, wie man sagt. Hier zeigt die Kamera auf die großen Shows des 19. Jahrhunderts: Pantomime, Schausteller und andere Artisten buhlen um die Gunst des zahlenden Publikums. In dieses Künstlermileu gehören Baptiste, ein träumerischer Pantomime und Frederic, ein immer ausgelassener Schauspieler. Auf der Bühne ahmen sie die Gefühle nach, in der Realität leben sie diese. Doch obwohl das Produzieren von Emotionen für sie ein Kinderspiel ist, ist die Wirklichkeit dagegen viel chaotischer und kaum berechenbar. Unglücklich sind sie in die schöne Garance verliebt, die keinem der beiden eine eindeutige Zusage macht. Frederics und Baptists Auftritte vor Zuschauern, ihre Gefühle auf der Bühne erscheinen da geradezu eskapistisch. Eine weitere wichtige und sehr gut gezeichnete Figur ist der Verbrecher Lacenaire, der gerne Lustspiele schreibt. Seine Markenzeichen sind eine gepflegte Wortwahl und das Aussehen eines Dandys. Ab und zu knipst er Leuten aber auch gerne mal das Licht aus. Kühl gespielt von Marcel Herrand.

Überhaupt ist die Charakterzeichnung ein Argument für den Film, da sie fantastisch zwischen Klischeetyp und individuellem Charakter herumwandert. Den Sieg aber, das was den Film über 180 Minuten auszeichnet und ihn heute noch unsterblich macht, holen sich die brillanten Dialoge. Von schwülstigen Reden und turbulenten Wortgefechten bis hin zu lakonischen Erzählungen hält sich "Kinder des Olymp" nicht fern, sondern versammelt diese und spuckt alles auch noch so wohlgeformt aus, als gebe es einen bestimmten Takt, nach dem die Worte ihre Sender und Empfänger verlassen müssen. Alles zusammengenommen ist dieser 1945 erschienene Film Poetischer Realismus in Reinkultur zu Allerweltsthemen wie Liebe, Leidenschaft und Traum. Immer sehr offen gehalten, emotional, niemals verklausuliert.

9/10

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