H. G. Wells
(Die Zeitmaschine, 1895, Englisch)
Die erste Zeitmaschine in der Literatur |
Wie diese zwei Klassen letztendlich entstanden sind, wird natürlich nie geklärt. Allerdings stellt der Zeitreisende immer wieder Vermutungen über die Umstände an, die dazu geführt haben könnten, dass die Welt in ferner Zukunft so ausschaut, wie er sie sieht. Nach seiner Meinung haben sich die Verhältnisse von Arm und Reich umgedreht, sodass aus der oberen Gesellschaftsschicht eine Gemeinschaft aus Knechten wurde. Einerseits gibt es bei dieser Schlussfolgerung einen nicht zu kleinen Schuss Naivität, da sein Vergleich auf den Zuständen in England kurz vor dem Beginn des 20. Jahrhunderts basiert, welche sich in der Zeit, die bis zum Jahr 802.701 bleibt, natürlich erheblich weiter entwickeln würden. Doch andererseits verlässt schon die gigantomanische Jahreszahl den rationalen Bereich der Wirklichkeitsmessung, weshalb es keinen Grund gibt, Wells Werk des Logikmangels zu bezichtigen. Viel mehr wird durch die Kontinuität einer Gesellschaft, die sich auf ein scheinbar stabiles Zwei-Klassen-Schema verlässt, das zeitgenössische England verdüstert und durch die Umstellung von wohlhabend und nichts habend, von überlegen und unterlegen bitter ironisiert.
"There is no intelligence where there is no change and no need of change." *
H.G. Wells gehört sicherlich zu den geistreichsten und inspirierendsten Schreibern von fantastischen Büchern. Zugleich ist der in DIE ZEITMASCHINE enthaltene Bericht eines intelligenten Erfinders, der seine unglaubliche Geschichte aus dem Jahr 802.701 seinen Freunden und Kollegen erzählt, einer der ersten Versuche in der Literatur, ein dystopisches Klima und die Bedingungen, die man in einer nicht wünschenswerten Welt vorfindet, zu beschreiben. Gegenüber den beiden bekannten Verfilmungen von George Pal bzw. Simon Wells fällt Wells originale Version überdies sowohl reichhaltiger an philosophischen Diskursen als auch an Düsternis aus. Absolut wegweisendes und unverzichtbares Material, nicht nur was das Science-Fiction-Genre betrifft.
(* "Es existiert keine Intelligenz, wo es keine Veränderung und keine Notwendigkeit zur Veränderung gibt.") [freie Übersetzung]
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