- 2011
- Ubisoft
- gespielt auf: PlayStation 3
Ganze acht Jahre brauchte Ubisoft, um ihr Hüpf-und-Renn-Maskottchen wieder auf die große Videospielbühne zu hieven, die der Typ ohne Arme und Beine in der Zeit seiner Durstperiode sehr wohl verdient hätte. Das lag sicherlich nicht nur daran, dass nach storygeladenen Action-Adventures und verzweigten Open-World-Games höhere Nachfrage herrschte, als nach knallbunten Abenteuern, die aus der Zeit gefallen schienen. Der 2003 erschienene Vorgänger hatte ebenfalls seinen Anteil an der ungewöhnlich langen Wartezeit, erinnerte man sich bei den Softwaretüftlern doch an die Schwierigkeiten bei der Entwicklung von RAYMAN 3: HOODLUM HAVOC, die auch zur Folge hatte, dass das Spiel sowohl von der Kritik als auch vom Publikum lange nicht so überwältigt aufgenommen wurde wie noch die ersten beiden Teile. Zu chaotisch und konzeptlos erschien vielen das, was der dritte Teil anzubieten hatte. Gerade im Vergleich zu RAYMAN 2, welcher eine relativ offene Levelstruktur forcierte, der von SUPER MARIO 64 nicht unähnlich übrigens, befand man das Spiel von seinem Verlauf her als zu gradlinig und uninspiriert. Diese Vorwürfe sind nicht einfach zu entkräften und würden sehr wahrscheinlich auch objektiven Untersuchungen standhalten, doch mochte ich die Ziellosigkeit, die paradoxerweise zielstrebig zu einem Ende führte, und die Verrücktheiten, mit denen die Entwickler einen überrumpelten. Als ob man die Köpfe zehn kreativer Menschen angezapft hätte, um wahllos Einfälle aus ihnen herauszusaugen und sie in ein einziges Spiel einzugliedern.
RAYMAN ORIGINS ist in seiner Konzeption dagegen einheitlich, abgestimmt und überlegt; ein virtueller Raum, wo jede Komponente mit einer anderen harmoniert. Dies ist jedoch nicht gleichzusetzen mit kreativer Faulheit oder dem Sichverlassen auf Bewährtem. Man muss sich das Spiel als eine Fontäne vorstellen, bei der eine Idee nach der anderen herausschießt. Dies wird schon am Startbildschirm deutlich, in welchem man auf die Speicherstände klicken kann. Mit dem Durchklicken verschiedener Stände lässt sich nämlich eine Melodie formen, die zwar nichts über die Spieltiefe verrät, aber dafür alles über die auditive Gestaltung des Games. Hier stimmt nicht nur der Soundtrack, der von monoton-atmosphärischen Streichern bis zu wildesten Klängen alles versammelt und diese über die unterschiedlichen Themen (Wasser, Feuer, Luft, Unterwelt, Wald etc.) geradezu überspannt, sondern ebenso die akustischen Energien, die von einer Interaktion herrühren. Ob ich auf einen Vogel springe, einer sich schüchternen Pflanze einen Schlag verpasse, damit diese sich ausbreitet und mich vor dem Herunterfallen beschützt, eine Münze einsammle oder einen Geheimgang finde, alles macht tolle Töne und sorgt für eine organische Soundkulisse. Deshalb wundert es auch nicht, dass es in RAYMAN ORIGINS eine eigene Musikwelt gibt, auf der man sich auf Trommeln und anderen Instrumenten austoben kann. Musikalisches findet man sogar im Gameplay wieder. Das Spiel bindet den Controllerdrücker nämlich manchmal an zeitliche Vorgaben, die fehlerfrei nur mit rhythmisierten Bewegungen bewältigt werden können. Der Schwierigkeitsgrad kann dabei enorm sein und einige Passagen wird man nicht Herr ohne diese wieder und wieder zu probieren. Wie ein Musiker, der ein Stück so lange probt, bis er nicht mehr über eine Tonfolge nachdenkt, weil sich ein automatisierter Zustand eingestellt hat.
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