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Khroustaliov, mein Wagen!

Khroustaliov, mein Wagen! (Khroustaliov, mashinu!)



Russland/Frankreich, 1998
Genre: Drama, Komödie
Regisseur: Aleksei German
Darsteller: Yuriy Tsurilo, Nina Ruslanova

Sowjetunion im Frühjahr 1953: General Klenksy ist Arzt und Leiter einer Klinik. Allerdings wird er im Zuge einer politischen Kampagne festgenommen und in ein Straflager gebracht. Er soll Teil einer sogenannten Ärzteverschwörung sein, die gegen Stalin und weitere Mitglieder der Führung Pläne schmieden. Nach kurzer Zeit wird er jedoch wieder entlassen, da er anderen Medizinern dabei helfen soll, sich um den todkranken Stalin zu kümmern.

Realismus in der überzeichneten Klapsmühlenfassung

Kommentar: Es hat schon etwas Ungemütliches, wenn ein undurchsichtiger Plot mit ebenso undurchsichtigen Bildern korrespondiert und man nach einiger Zeit eine Sehnsucht nach Verständlichem und Lesbarem bekommt. Nach dem Motto: Jetzt wurde genug geknobelt, nun möchte ich begreifen. Sein Anliegen, den Zuschauer in die Wirrnis treiben zu wollen, formuliert der Schwarzweißfilm dann am besten, wenn er wieder einmal hinter Rauchwolken positionierte Objekte bzw. Individuen zeigt oder Außenaufnahmen präsentiert, die augenscheinlich am Abend oder in der Nacht gedreht wurden, damit man bloß nicht zu viel erkennt. Mit den formalen Gestaltungstricks zur Beseitigung des glasklaren Blickes haushaltet Aleksei German zwar noch, doch beim Weiterkommen in der Geschichte um einen unschuldig Festgenommenen werden keine halben Sachen gemacht, wenn es um den Kuddelmuddel-Faktor geht. Germans Verarbeitung einer geplanten und teilweise durchgeführten Ausschaltung politisch unerwünschter Menschen in der Sowjetunion, die als Ärzteverschwörung in die Geschichtsbücher eingegangen ist, und sich vor allen Dingen gegen Juden richtete, verkehrt zwischen beinhartem Realismus, surrealer Klapsmühlenatmosphäre und komischer Überzeichnung, wobei kein Bereich tatsächlich Autonomie beanspruchen kann. Die Dialoge in KHRUSTALIOV, MASHINU! zeichnen sich durch Hysterie und Panik aus, die Menschen fluchen und schreien, ganz so als könnten sie den stillen Moment nicht ertragen. Ab und an pfeift man irgendeine Melodie vor sich hin, das lenkt wohl auch von der wenig knusprigen Realität ab. Eine positive Seherfahrung kann man allerdings wohl nur schwer mit einer fehlenden Beziehung zu den Bildern machen, die ordentlich Pfiff in die Erzählung bringen und mit unglaublich genialen Weitwinkel-Shots veredelt wurden.

Aktuell: Besprechung auf Whoknows Presents (von Manfred Polak)

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2 Kommentare

  1. Tja, ich bin erst beim zweiten Sehen mit dem Film warm geworden, aber dann hat er mich doch irgendwie gepackt. Aber es stimmt schon, German macht es einem nicht leicht.

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  2. ja, das ist so ein film, über den man sich lieber im vorfeld informieren sollte, sonst muss der mehr als zwei stunden lange film regelrecht "ertragen" werden. :D

    Zu zwei anderen Filmen von German folgen von mir in den nächsten Wochen noch weitere Texte.

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