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Literatur: The Hound of the Baskervilles

THE HOUND OF THE BASKERVILLES
Sir Arthur Conan Doyle

(Der Hund von Baskerville, 1902, Englisch)

Der deutsche Titel ist unglücklich gewählt
Geklaute Stiefel, ein mysteriöser Mann mit einem falschen schwarzen Bart in einer Droschke und eine warnende Nachricht, die sich aus Worten zusammensetzt, die irgendjemand aus der Zeitung The Times herausgeschnitten hat, bewegen Sir Henry Baskerville nicht dazu, sich von dem Baskerville-Anwesen in Dartmoor fernzuhalten. Sir Henry ist der einzige Erbe in einer Familie, die von einem Fluch verfolgt werden soll. Einer alten Legende nach gibt es angeblich einen Riesenhund, der sich in der Nähe der Moorgegend in Dartmoor aufhalte und es auf die Angehörigen der Baskerville-Familie abgesehen habe. Auch an dem Tod von Sir Charles, dem vorherigen Besitzer des Familieneigentums und Onkel von Sir Henry, könnte das aggressive Tier schuld haben, auch wenn die offizielle Todesursache Herzversagen war. Sherlock Holmes, der sich mit dem Fall beschäftigen soll, würde gerne mit nach Dartmoor kommen, um Sir Henry nicht sich selbst zu überlassen und die Möglichkeit zu haben, sich die übrigen Mitmenschen in der Gegend genauer anzuschauen. Doch weil er noch an anderen Dingen arbeitet, bleibt ihm nichts anderes übrig, als Dr. Watson, seinen kompetenten Partner, dort hinzuschicken.

Der beliebteste Holmes-Roman war der erste Auftritt der schlauen Detektivfigur, nachdem dessen Erfinder Conan Doyle sie in der 1893 erschienenen Erzählung DAS LETZTE PROBLEM sterben ließ, weil ihm der Hype um Holmes auf die Nerven ging und er sich nicht mehr den Fanerwartungen beugen wollte. Erst 1903, in der Kurzgeschichte DAS LEERE HAUS, rekonstruierte er die Vorgänge rund um Sherlock Holmes vermeintlichen Tod aus einer neuen Perspektive und beschrieb, wie dieser überlebte. Den Grund für eine Wiederbelebung der Figur lieferte das Buch DER HUND VON BASKERVILLE, das 1902 erschien und dessen Handlung zwei Jahre vor dem tragischen Verlauf in DAS LETZTE PROBLEM spielt.
Dieser dritte Roman wurde dermaßen gut angenommen, dass Sir Arthur Conan Doyle seine gegen das Publikum gewandten Schriftstellermotivationen aufgab und die Seiten wieder mit erhellenden Sprüchen und Taten des britischen Schnüfflers aus London füllte.

"The more outré and grotesque an incident is the more carefully it deserves to be examined, and the very point which appears to complicate a case is, when duly considered and scientific handled, the one which is most likely to elucidate it." *

Fluch und Riesentöle sind die bedeutendsten Stichwörter in der düsteren Familiensaga, dessen Wahrheitswert schon von Anfang an gering geschätzt wird. Doch wo ein unheimlicher Fluch das sachliche Gemüt von Holmes nicht lange beschäftigen kann, verdichten sich die Hinweise darauf, dass ein auf die Verfolgung oder Tötung programmierter Hund tatsächlich existiert. Das kleine Örtchen Dartmoor hortet Geheimnisse und wird von Menschen bevölkert, deren Fassaden nur durch eine glänzende kombinatorische Leistung aufzubrechen sind. Wie Schriftsteller Conan Doyle dabei seine Meisterspürnase agieren lässt, ist schon gewieft und nicht ganz überraschungsfrei, sofern man das Buch zum ersten Mal liest. Dabei erscheinen Holmes' Aktionen sehr übersichtlich, weil er in einem wichtigen Abschnitt des Romans nur namentlich, aber nicht körperlich vorkommt. Sicherlich ist DER HUND VON BASKERVILLE keine literarische Sensation, doch laden Charaktere und eine sinister-schaurige Stimmung zum wiederholten Lesen ein.

(* "Je unkonventioneller und grotesker ein Ereignis ist, desto mehr hat es dieses verdient, gewissenhaft untersucht zu werden. Und genau der Punkt, der einen Fall zu verkomplizieren scheint, ist - wenn man ordentlich darüber nachdenkt und es logisch betrachtet - derjenige, welcher aller Voraussicht nach den Fall aufklärt.") [freie Übersetzung]   

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