USA, 1932
Genre: Drama, Horror
Regisseur: Tod Browning
Darsteller: Wallace Ford, Leila Hyams
Der kleinwüchsige Hans ist mit der ebenfalls kleinwüchsigen Frieda verlobt. Beide gehören einer Zirkusgruppe an, bei der sie mit einigen weiteren körperlich Deformierten und Behinderten zu den sogenannten Freaks gehören. Da Hans ein Auge auf die durchschnittlich gebaute Trapezkünstlerin Cleopatra hat und dieser Geschenke macht, fängt Frieda damit an, sich Sorgen um ihn zu machen. Sie durchschaut, dass Hans' Nettigkeit durch Cleopatra nur ausgenutzt wird.
Kommentar: Weil die beinahe 30 Minuten längere Originalfassung fehlt, deshalb der Film abrupt zu seinem Ende kommt, hat "Freaks" hinsichtlich seines ungelenken Tempos augenscheinlich Staub angesetzt. Der aus heutiger Sicht wichtigste Streifen von Tod Browning kann sich zwar dramaturgisch wie atmosphärisch nicht mit der First-Class-Abteilung des Bewegtbild-Horrors messen, bedarf jedoch auch keiner Annäherung mit den Erwartungen an einen Schocker, da er seine Stärken für meine Begriffe woanders hat. Er taugt sowohl zur Untersuchung des Zeitgeists wie auch als Plädoyer für physische Andersartigkeit. Da Filmemacher Browning in diesem Film die sogenannten Freaks eines Zirkus von echten Missgestalten darstellen ließ, spielte er gegen die Moralauffassungen seiner Zeit. Viele Teile des Publikums verstanden die Intention hinter dem Film nicht und argwöhnten entweder fälschlicherweise eine Bloßstellung der körperlich Deformierten oder hatten ihre Probleme, den Anblick der Zirkusfreaks zu ertragen. Zum Ärger von Browning war der Film ein finanzielles Desaster, welches besonders durch einige Aufführverbote in manchen Bundesstaaten auch noch unterstützt wurde. Der Frage, ob Tod Browning aufgrund seines Wunsches nach ungemütlicher Authentizität übertrieben und deshalb die körperlich Behinderten für die Erfüllung voyeuristischer Bedürfnisse missbraucht hätte, kann nur ein müdes, schwaches Lächeln entgegengebracht werden. Die heutigen Moralcodes erlauben glücklicherweise eine differenzierte Sichtweise auf das Thema, mit dem man sich 1932 noch mithilfe des Blickes durch den Tunnel auseinandersetzte. "Freaks" lässt nämlich den Zuschauer mit den Menschen vom Kuriositätenkabinett sympathisieren und verrät sie nicht als Monstrositäten, sondern verteidigt sie als humane Wesen. Die Einzigen, die unrühmlich verkauft werden, also die wahren Schreckenskreaturen sind, finden man in der Form von zwei durchschnittlich gebauten Menschen vor. Gut vorstellbar, dass der ein oder andere Zuschauer auch in Anlehnung an diese Aussage den Film seiner Zeit verteufelte. Einfach deshalb, weil er sich auf den Schlips getreten fühlte.
5/10
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