DDR, 1949
Genre: Drama
Regisseur: Wolfgang Staudte
Darsteller: Paul Esser, Irene Korb
Berlin 1929, die Krise in der Wirtschaft ist bei den Arbeitnehmern deutlich spürbar. Auch Hans Behnke hat keine Arbeit. Seine Frau Lotte bekommt einige Monate nach der Heirat ein Kind und die finanzielle Lage der Familie spitzt sich zu. Hans, ein sehr unpolitischer Mensch, profitiert 1933 von Hitlers Machtübernahme und findet eine Stelle bei einer Druckerei. Als sein antifaschistisch eingestellter Schwager ihn darum bittet, Blätter gegen das NS-Regime zu drucken, willigt Hans ein.
Kommentar: Zu Anfang des Films starrt Darsteller Paul Esser, der den unpolitischen Hans Behnke spielt, auf eine Gefängniswand. Diese ist verziert mit allerlei Kritzeleien, wer wann hier war, wer wann hier starb. Hans starrt wie gebannt auf die Wand und vielleicht fragt er sich in diesem Moment nach seiner eigenen Schuld, als er sich den protokollierten Schicksalen bewusst wird. Danach tritt eine Rückblende ein und katapultiert in das Jahr 1929.
"Rotation" bildet zwei Sachen in besonderer Art und Weise ab. Einmal den unpolitischen Menschen, hier Hans Behnke, der sich trotz seiner schwierigen Situation nicht für Politik interessiert und deshalb nicht wählen geht. Hiermit stellt der Film eine Verantwortungslosigkeit unpolitischer Bürger dar, die für den Aufstieg der Nationalsozialisten nicht unentscheidend war. Paul Essers exzellente Charakterdarstellung gibt jedoch glücklicherweise wenig Raum für eine simple Schuldzuweisung. Hans Behnke ist vielmehr ein überforderter Typ, der von allen politischen Seiten angesprungen wird und sich lieber für die Strategie entscheidet, von seinem Einfluss in einem noch-demokratischen Staat keinen Gebrauch zu machen.
Das andere entscheidende Element des Films steckt in dem Titel. Die Kreisbewegung ist ein Sinnbild für ein dauerndes Umsichselbstdrehen. Am Ende scheint diese Bewegung mit dem Einzug der russischen Armee beendet zu sein. Aber ist der Sprung von einer Diktatur in die nächste nicht nur bloß eine weitere Rotation? Aus heutiger Sicht und basierend auf dem Wissen über den Staatssicherheitsdienst in der DDR, muten einige Szenen sehr merkwürdig an, wenn man bemerkt, dass der Film doch selbst eigentlich leicht propagandistisch gefärbt ist. Die erkennbaren Parallelen dürften allerdings wohl nicht der Intention der Macher entsprungen sein.
4/10
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