Japan, 1999
Genre: Drama
Regisseur: Kiyoshi Kurosawa
Darsteller: Kôji Yakusho, Hiroyuki Ikeuchi
Polizist Goro wird zwangsbeurlaubt. Dieser Umstand treibt ihn zur Natur - in die Wälder. Dort entdeckt er den Kampf verschiedener Menschen, die sich für den Baum namens Charisma interessieren. Er lernt den jungen Mann Kirijama kennen, der sich um den Baum sorgt und ihn vor beauftragten Baumfällern schützt. Doch Goro kommt ebenfalls mit der Biologie-Expertin Jinbo in Kontakt, die glaubt, dass der Baum Charisma giftig ist und alle anderen Pflanzen des Waldes tötet. Er spürt den sich immer weiter zuspitzenden Konflikt der Gruppen, kann sich aber nicht für eine Seite entscheiden.
Kommentar: Es ist nicht besonders leicht über den Film zu schreiben, da er so uneindeutig ist. Ist das nun ein sehr gutes Drama, in dem im Mittelpunkt ein Polizist zwischen den Fronten steht und nach der richtigen Moral sucht? Oder eine Erzählung, die Eingriffe der Menschen in die Natur problematisiert? Vielleicht gar ein satirischer Hieb gegen Umweltbewahrer und Umweltzerstörer? Selbst eine Allegorie auf die Gesellschaft kommt in Frage. Ganz entscheidend ist nämlich die gar nicht so bequeme Frage, ob das Leben eines Einzelnen mehr wert sein darf, als das einer ganzen Gruppe? Was rettet man, wenn es nur ein "oder" gibt? In diesem Konflikt ist der Polizist Goro, der diese Frage schon einmal falsch beantwortete und als Quittung den Erholungsurlaub bekam, da er bei einer Geiselnahme eine sehr traurige Rolle spielte. Doch nicht nur auf der Ebene der Handlung respektive Deutung kann man sich auf etwas gefasst machen. Formal fesselt "Charisma" ebenfalls ungemein. Einerseits wegen seiner prägnanten Naturbildern, da die Kamera sehr oft einen ordentlichen Abstand von den Charakteren aufweist und damit aufgrund des Schauplatzes das Geschehen intensiviert. Andererseits wegen der musikalischen Klänge, die mal mysteriös, mal infantil ausfallen, aber auf jeden Fall die merkwürdige und absurde Stimmung zusätzlich verdichten. Es sei noch gesagt, dass die Integration von verrückten, kaum denkbaren Handlungabläufen nicht bloß eine marginale Erscheinung sind, sie sind vielmehr fester Bestandteil des hier immer wieder durchscheinenden subtilen Humors.
7/10
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