Deutschland, 2010
Genre: Drama
Regisseur: Christoph Hochhäusler
Darsteller: Nicolette Krebitz, Robert Hunger-Bühler
Die mit ihrem Mann kürzlich nach Frankfurt gezogene Svenja Steve fängt eine Affäre mit Roland Cordes an, dem Vorstandsvorsitzenden einer Bank. Roland ist zwar Banker des Jahres und ein wichtiger Mann im Finanzwesen, doch das reicht ihm nicht. Deshalb schickt er Svenjas Gatten, der bei seiner Firma angestellt ist, nach Indonesien. Diesem wird die Chance, in einer ausländischen Filiale zu arbeiten, als Bewährungsprobe und damit als möglicher Karrieresprung verkauft. Denn genau in diesem Indonesien wurde sein Vorgänger entführt und später zu Tode gefoltert. Cordes verfolgt damit vor allem das Ziel, Svenjas Mann loszuwerden, um sie ganz für sich allein zu haben.
The world looks so good from up here
Kommentar: Mit der Frau eines Mitarbeiters zu schlafen, ist die eine Sache, den Mitarbeiter jedoch ebenfalls in ein mögliches Verderben zu schicken, damit die Frau einem allein gehört, eine ganz andere. Die im Film vorgestellte Figur einer Bank hat nichts mehr zu gewinnen, zumindest nichts, was sich noch lohnen dürfte. Trotzdem spielt er. Mit Svenja, der erwähnten Frau, ihrem Gatten, seiner Zukunft und zu einem kleinen Teil sicherlich mit dem Zustand der globalen Wirtschaft. In Hochhäuslers Filmsprache bleibt sein Arbeitsumfeld stets steril, gleicht eher einer Anti-Karnevalsveranstaltung. In diesem Männer-Biotop der Banker und Finanzmanager verliert man sich hinter geschlossenen Türen in bedeutungsschweren Gesichtsausdrücken und hochpeinlichen Anglizismen, was aber keinen von den Beteiligten auch nur einen Moment lang zu stören scheint. Man darf vermuten, dass dies absichtlich karikierend gemeint ist. Weil für die Herren der Schöpfung weibliches Personal oder die Frauen im Allgemeinen immer nur als angenehmes Beiwerk erscheinen, verstärkt sich der Eindruck des Komischen zusätzlich. Christoph Hochhäusler lag es sicherlich fern, platt gegen die Spieler der Hochfinanz zu wettern, weshalb UNTER DIR DIE STADT gerade in der zweiten Hälfte viele Handlungslücken aufweist, wenn es um die Entscheidungen der Banker geht. Als Psychogramm zweier Menschen zu verstehen, die entschließen, sich fallen zu lassen, geht es dem Film sowieso eher um die Romanze, die als das Spiel des Mannes mit seiner Macht erörtert wird. Er zerstört sich und sie. Aber vor allem die Vergangenheit und die Zukunft, die für ihn nicht mehr existieren. Die Substanz des Augenblicks nimmt nicht nur eine omnipräsente Stellung ein, sie ist auch das Einzige, was noch zählt.
7/10
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