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Bal - Honig

Bal - Honig (Bal)



Türkei/Deutschland, 2010
Genre: Drama
Regisseur: Semih Kaplanoğlu
Darsteller: Bora Altaş, Erdal Beşikçioğlu

Der sechsjährige Yusuf wohnt mit seinem Vater Yakup und seiner Mutter Zehra in den Bergen der anatolischen Provinz. Eine Kommunikation mit Worten findet jedoch nur mit seinem Vater statt, dem Bienenzüchter. Eines Tages muss Yakup in die Ferne aufbrechen und in entlegenen Gegenden nach Honig suchen, da die Bienen das alte Gebiet aus irgendeinem Grund verlassen haben. Mit seiner Mutter alleine gelassen, hofft Yusuf auf eine baldige Rückkehr seines Vaters.

Der Alleingelassene

Kommentar: In zwei Teile lässt sich Kaplanoğlus Berlinale-Gewinner zerschneiden, um die Figur des sechsjährigen Kindes und ihren Bruch besser fassen zu können. Auf der einen Seite stehen die Vorgänge vor dem Verschwinden des Vaters, in welchen wir eine freundschaftliche Beziehung zwischen dem verschlossenen Jungen Yusuf und seinem Papa sehen. Während Yusuf zu seiner Mutter und seinen Klassenkameraden aus der Schule keinen Kontakt sucht, erfreut er sich immer wieder aufs Neue, Honig mit seinem Vater einzusammeln, mit ihm im Wald zu sein und Fragen über verschiedene in der Gegend wachsenden Blumen zu beantworten oder selber welche zu stellen. Yusuf präsentiert sich an jeder Stätte als Kind der Ruhe, nicht selten als Pol der Bewegungslosigkeit, was ihn zu einer scheinbar inaktiven Person werden lässt. Im zweiten Teil nimmt seine lethargische Art beträchtlich zu, die andere Seite des Films zeichnet insbesondere das Bild einer schwierigen Mutter-Sohn-Beziehung. Seinen Missmut über das Wegbleiben seines Vaters und die ihm unangenehme Zweisamkeit mit seiner Mutter drückt Yusuf jedoch nicht in Worten aus - er spricht überhaupt nicht mit ihr -, sondern versetzt in einer Szene den gemeinsamen Raum mittels des Lichtschalters abwechselnd in einen Hell- und einen Dunkelzustand, womit er auf der Ebene seines Wohlbefindens ein Alarmsignal andeutet. Verblüffend bleibt dabei, dass die Inszenierung von einem Bruch nichts wissen will, deshalb weder ihre Elegie verstärkt noch das Tempo verändert, um der Handlung einen düsteren Anstrich zu verpassen. Unsere Wahrnehmung von Yusuf bleibt von den Veränderungen also unberührt, weshalb einzig und allein der situative Kontext den Zuschauer neu denken und den Bruch verarbeiten lässt.

7/10

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