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Literatur: The Door into Summer

THE DOOR INTO SUMMER
Robert A. Heinlein

(Die Tür in den Sommer, 1956, Englisch)

Heinlein schrieb den Roman in 13 Tagen
Eine alternative Welt im Jahre 1970: Der intelligente und pfiffige Entwickler Dan Davis wird von seinen Geschäftspartnern Miles und Belle übers Ohr gehauen und verlässt die Firma. Seine beste Erfindung, ein Roboter, dem er den Namen Vielzweck-Frank gibt (im Original: Flexible Frank), wird daraufhin natürlich einkassiert. Da er nichts mehr zu verlieren und keine Familie zu ernähren hat, beschließt er, sich und seinen Kater in den Kälteschlaf versetzen zu lassen, um im Jahr 2000 wieder aufzuwachen. Eigentlich verwirft er die Idee wieder, doch bei einem Treffen zwischen ihm und seinen Ex-Geschäftspartnern betäuben ihn die beiden und veranlassen ihn doch noch, sich in den langen Schlaf zu begeben. In der Zukunft wacht Dan mittellos auf und findet Arbeit an einer Schrottpresse, die überschüssige Autos vernichtet. Mithilfe eines Wissenschaftlers, der eine funktionierende Zeitmaschine fertiggestellt hat, versucht er dreißig Jahre in die Vergangenheit zu reisen, um die private Zukunft zu verändern.

Dass das Buch mit der Zeit an Wirkung verliert, dürfte auch am eher farblosen Protagonisten Dan liegen, der in den Genuss einer sich kompliziert vollziehenden Rache an den beiden Menschen kommt, die ihm seinen Erfinderstolz nahmen. Er repräsentiert den intelligenten Denker, der sich keiner kapitalistischen Ausbeutung geschlagen geben will. In ihm versammeln sich Ideale, die er nicht an den Markt verraten möchte. Wo andere schnelle Ergebnisse sehen wollen, da möchte Dan zunächst erst einmal sicherstellen, dass alles bedacht wurde und die Qualität stimmt. Das macht ihn zwar höchst sympathisch, dennoch stört man sich an seinem Verhalten auf dem Feld der Romantik, das ihn naiv und manchmal gar creepy erscheinen lässt. Dass brillante Köpfe Probleme mit dem weiblichen Geschlecht haben können, kennt man aus der fiktionalen Literatur, es ist quasi ein Erzählklischee. Doch Dan hat diese Schwierigkeiten nicht, er scheint einfach selbst ein Problem zu sein. Wenn er sich in eine Liebe verrennt, an deren Ende er von seiner Herzensdame so schlecht behandelt wird, wie von einer typischen Femme fatale, kann man das noch als Pech bezeichnen. Aber warum er den Körper seiner elfjährigen Nichte so unter die Lupe nehmen muss und Zeitreise nicht nur im Hinblick auf die Rache unternimmt, sondern auch um den Altersunterschied zwischen ihm und seiner Nichte zu verkürzen, wusste wohl nur der Schriftsteller selbst. Diese Romanze wirkt wie ein thematischer Fremdkörper, der sich zur Handlung nicht fügen will - von der Problematik einer solchen Einstellung möchte ich gar nicht erst sprechen.

"Anstelle einer Frau hatte ich einen Kater mit neurotischer Gier nach Gingerale, und was meine Einstellung zur Gegenwart betraf, so hätte ich sie auf der Stelle für eine Kiste Gin eingetauscht und dann alle Flaschen zerschlagen."

Aufgrund dieses Aspekts und einer allgemeinen Tendenz zur Essentialisierung des weiblichen Geschlechts weiß man nach dem Lesen von THE DOOR INTO SUMMER, warum Robert A. Heinlein trotz seines mächtigen Beitrags zur Science-Fiction-Literatur gerne kontrovers diskutiert wird. Doch auch wenn ich mit dem Protagonisten niemals wirklich warm geworden bin, halte ich Heinleins in nicht einmal zwei Wochen geschriebenen Roman für unterhaltsam. Die Themen Zeitreise, Kälteschlaf, Verrat, Rache und Erfindergeist werden lässig miteinander verwoben und ohne einer verkrampft bissigen Note oder ausufernder Komplexität vorgetragen. Insbesondere haben es mir aber die ersten Seiten mit Kater Pete angetan, mit dem sich der Protagonist unterhält und welcher innerhalb seiner tierischen Möglichkeiten und der Perspektive Dans auf vielfältige Weise darauf reagiert. In diesen Passagen scheint die Handlung stehen zu bleiben, den Protagonisten gewissermaßen vor sich selbst beschützen zu wollen.

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