tag:blogger.com,1999:blog-7911995736803325232024-03-13T03:35:07.376-07:00Schritte Richtung FilmEulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.comBlogger491125tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-30778787821763260752020-09-04T01:22:00.004-07:002020-09-04T03:42:51.471-07:00Ultimo Mondo Cannibale (1977)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-6yhl4MefGs0/X1HyO_HFugI/AAAAAAAA-ic/MAMJtYe2n5kW-n8Fgs_VQsTg0WouMVRrQCLcBGAsYHQ/s320/mc11.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-6yhl4MefGs0/X1HyO_HFugI/AAAAAAAA-ic/MAMJtYe2n5kW-n8Fgs_VQsTg0WouMVRrQCLcBGAsYHQ/s0/mc11.jpg" /></a></div><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
ULTIMO MONDO CANNIBALE<br />
(Mondo Cannibale, 2. Teil – Der Vogelmensch) <br />
Regisseur: Ruggero Deodato<br />Italien 1977<br />
<br />
<div style="text-align: center;">Das Überleben des Instinkts<br /></div>
<br />Ein vierköpfiges Team landet mit einem Flugzeug im Urwald und stößt auf ein leeres Camp. Schon bald sehen sie sich einem eingeborenen Kannibalenstamm ausgeliefert. Einer von ihnen wird in einen Vogelkäfig gesteckt und muss daraufhin Erniedrigungen ertragen. Ruggero Deodato ist der indiskutable Großmeister der kurzlebigen Kannibalenfilmwelle und erst seine Werke begründen überhaupt die Schublade, die selbst heute weiterhin eine Aura des Verbotenen besitzt. Als Andere ähnliche Sujets und deren filmische Darstellung zum Spott freigaben, gab er sich aufrichtige Mühe, wenn er den Kampf zwischen Zivilisation und Natur mittels Gewaltspitzen vermittelte. Seine Filme waren zwar ähnlich zynisch in ihrer Herstellung und rissen sich um die Kinokartenverkäufer bzw. Videoausleiher mit den gleichen Brutalitäten und Tiertötungen, die man zu jener Zeit als scheinbare Notwendigkeit für das Subgenre ansah, doch ging ihm nicht eine gewisse Liebe für Bildkompositionen und das menschliche Leid ab. Dass MONDO CANNIBALE 2 und CANNIBAL HOLOCAUST uns heute schockierender und erschütternder als Konsorten erscheinen, liegt nicht zuletzt daran, dass Angst, Schock und Leid durch die Gestaltung des Filmraums und des cleveren Schnitts besser vermittelt werden. Doch nicht nur inszenatorisch beweist man hier ein gutes Gespür, auch das Inhaltliche verkümmert nicht zu einer tristen Fußnote. Sein erster Ausflug in den wilden Dschungel, welcher den passenden deutschen Zusatztitel <i>Der Vogelmensch</i> bekam, veranschaulicht das Aufeinandertreffen von Stadtmensch und Wildnis. Der Topos ist selbstverständlich bekannt, doch der gezeigte Leidensritt füllt die Konturen mit Lebendigem, statt sie nur als visuelle Form zu begreifen. Das Lebendige äußert sich in Schweiß, Blut und sexuellem Durst. Das Element, welches Deodatos Film abhebt, ist die Authentizität des Überlebensinstinkts. Der Regisseur isoliert unsere Bezugsfigur durch flottes Absterben beziehungsweise Verschwinden von dessen Kollegen, was uns ungewöhnlich viel Zeit gibt, uns seiner beschissenen Situation anzunehmen. Auf Erniedrigungen folgen hier Qualen, auf Qualen bittere Schmerzen und letzlich die Erkenntnis, dass das Wilde im Zweifel siegt. MONDO CANNIBALE 2 wird mehr noch zu einer reichhaltigen Konsideration über das Überleben des Instinkts, wenn das zivilisatorische Element ausradiert ist. Die gesellschaftskritische Dimension ist nicht ohne Einfalt und Heuchelei, doch sie entwickelt innerhalb des Gesehenen ihren Sinn. Deodatos Panorama von Bestialitäten ist nicht weniger als eine zynische Abrechnung mit dem Hochmut der Kultur.<br />Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-91659986761509280692020-09-01T09:23:00.001-07:002020-09-01T11:15:44.968-07:00The Bees (1978)<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-PPqDNVnjDLw/X05zpEiFixI/AAAAAAAA-iA/ieUGpqnpydAgFX4qjA3GofaumoPRx1JyACLcBGAsYHQ/s320/tbss-1.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-PPqDNVnjDLw/X05zpEiFixI/AAAAAAAA-iA/ieUGpqnpydAgFX4qjA3GofaumoPRx1JyACLcBGAsYHQ/s0/tbss-1.jpg" /></a> <br /></div></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"> <br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">THE BEES</div>(The Bees – Operation Todesstachel)<br />
Regisseur: Alfredo Zacarías<br />Mexiko 1978<br />
<br />
</p><div style="text-align: center;">Kommunikation<br /></div>
<br />Wo Hitchcocks <a href="https://filmtagebuch-eule.blogspot.com/2014/04/the-birds-1963.html">THE BIRDS</a> noch mehrdimensional in seiner thematischen wie moralischen Kontextualisierung war, greift der mexikanische Film von Zacarías auf die Eindeutigkeit eines ökologischen Ausrufs zu. Mordende Bienenschwärme kommen als Zeichen des Widerstands, in dem sich die Natur gegen die Menschheit zu befinden scheint. Gegen menschliche Strategien der Zähmung und Konditionierung, genauer gesagt Düfte und Gifte, immunisieren sich die Killerbienen und entwickeln sich in einem rauschhaften Tempo fort. Später werden die mächtigen Entscheidungsträger des mächtigsten Landes eingekesselt, in ihren eigenen schicken Versammlungs- und Tagungsräumen einem Ultimatum unterworfen. Entwickelten sich die Differenzen in Alfred Hitchcocks Thriller von 1963 vielfach durch Kommunikation, und entstand der von den Vögeln ausgehende Horror nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass ein Informationsaustausch zwischen Mensch und Tier nicht möglich war, bietet THE BEES in diesem Punkt Lösungen zur Beendigung des Konflikts an. Sehr idealisierend gezeichnet lernt der Mensch hier nämlich die Sprache der Bienen, wodurch ein fruchtbarer Verständigungsprozess in Gang gesetzt wird. Doch bis wir uns ein Plädoyer von John Saxon anhören, in welchem er auf die Wichtigkeit des Zuhörens hinweist, erleben wir allerhand unterhaltsamen Spaß, an dessen Spitze ein gut aufgelegter John Carradine steht, der einen pseudodeutschen Akzent zum Besten gibt und auf den Namen Dr. Siegfried Hummel (oder verkürzt: Siggi) hört. Saxon spielt seine Figur dagegen galant und charmant, ganz ohne jegliche Leistungsverweigerung oder ein Augenzwinkern arbeitet er mit Geist und Körper an der Besänftigung der Killerschwärme. Diese wurden dabei tricktechnisch so sehr vernachlässigt, dass sie wie Gaswolken, vergrößerte Fliegen oder auch einfach nur kleine Papierschnipsel aussehen. Wenn dann die Opfer wild mit den Armen fuchteln oder seltsamste akrobatische Einlagen vor ihrem Ableben vollführen, gelangt man nicht so sehr zu einem Fürchten als zu einem Staunen ob des Quatschs, der hier finanziert und fabriziert wurde.<br />Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-14030634871727110992020-09-01T08:56:00.005-07:002020-09-01T11:15:05.061-07:00The Clairvoyant (1982)<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-E2okenGGnQE/X05oQO9cpZI/AAAAAAAA-h0/UX6Q5PXE6jUUiAPImlfHJqTwPV1KyoIXACLcBGAsYHQ/s320/tc-1.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-E2okenGGnQE/X05oQO9cpZI/AAAAAAAA-h0/UX6Q5PXE6jUUiAPImlfHJqTwPV1KyoIXACLcBGAsYHQ/s0/tc-1.jpg" /></a></div> <br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">THE CLAIRVOYANT</div>(American Killing)<br />
Regisseur: Armand Mastroianni<br />USA 1982<br />
<br />
</p><div style="text-align: center;">Mysteriöse Kohlezeichnungen<br /></div>
<br />In New York geschehen grausame Morde, bei denen die Opfer zunächst mithilfe von Handschellen gefesselt werden, bevor sie das Zeitliche segnen müssen. Ein Cop und ein Fernsehmoderator nehmen die Spur auf, wobei sie Unterstützung von einer Kunststudentin erhalten, die Zeichnungen von den Taten des Mörders angefertigt, bevor diese überhaupt passieren. Auch wenn THE CLAIRVOYANT gleich zu Beginn eine Tötung nach der anderen zeigt, ist dies ein Werk mit einer langsamen Exposition, bei der keine genaue Zielrichtung zu vernehmen ist. Ein Puzzle, bei dem man nicht weiß, wie das eigentlich fertige Bild ausschauen soll. Man lässt sich nicht hetzen, nicht in die Karten schauen und präsentiert ohne Zurückhaltung und mit subtiler Häme zuvorderst eine verzweifelte Polizei. Unser Strahlecop Larry (Norman Parker) versucht sich als Stand-up-Comedian, sein ihm nicht wohlgesonnene Abteilungsleiter (Kenneth McMillan) kaut ständig am Daumen und dann tanzt ihnen noch ein TV-Heini (Perry King) auf der Nase herum. Die Schilderung der Polizeiarbeit ist hier also durchdrungen von wunderlichen Kleinigkeiten und dem ein oder anderen herrlich-bescheuerten Schlagabtausch. Trotz abnormer Momente sowie manch unfreiwillig komischer Kost wahrt der Film seinen düsteren Touch, der in der interessanten, nicht unbedingt vorhersehbaren Auflösung seinen Höhepunkt findet. Giallo-Connaisseurs können außerdem sicherlich einige Parallelen zum Thriller italienischer Bauart finden, wenngleich stilistische Feinheiten keinen großen Raum einnehmen, ja kaum zum Vorschein kommen. Armand Mastroianni versteht natürlich sein Handwerk, ist aber nicht bereit, irgendwelche Wagnisse einzugehen. Doch die markante Sleaziness, das Rätsel um den Täter, der Aspekt des Sexuellen sowie auch die mysteriös-verklausulierte Wiedergabe der Morde (die Kohlezeichnungen der Kunststudentin) bauen auf die in den Siebzigerjahren gesetzten Trends des mediterranen Kinos. Als hätte Dario Argento EYES OF LAURA MARS (1978) noch einmal neu verfilmt und dabei Abel Ferrara in der Position eines Beraters engagiert, um New York gekonnt heruntergekommen in Szene zu setzen. Der Film befindet sich also in ziemlich guter Gesellschaft mit amerikanischen Werken wie <a href="https://filmtagebuch-eule.blogspot.com/2012/11/the-silent-scream.html">THE SILENT SCREAM (1979)</a> oder NIGHT SCHOOL (1981), die ebenfalls einen eigentlich unmissverständlichen Draht zu den Argentos und Martinos vorweisen.<br />Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-11271788558494677982020-03-06T02:15:00.000-08:002020-03-06T02:15:02.042-08:00Wild (2016)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-1140wJCBSZY/XmIe1odAhDI/AAAAAAAA8lc/9Lzd__mj7dcyNele6bxLI019fLQyKR_8gCLcBGAsYHQ/s1600/wild.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-1140wJCBSZY/XmIe1odAhDI/AAAAAAAA8lc/9Lzd__mj7dcyNele6bxLI019fLQyKR_8gCLcBGAsYHQ/s1600/wild.jpg" /></a></div>
<br />
WILD<br />
Regisseurin: Nicolette Krebitz<br />
Deutschland 2016<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Radikale Abgrenzung</div>
<br />
Eine junge Frau namens Ania (Lilith Stangenberg) trifft im Park auf einen Wolf und dann ist es um sie geschehen. Das Tier beeindruckt sie so sehr, dass sie es einfängt und in ihre Wohnung bringt. Ihren Bürojob vernachlässigt sie fortan und sagt ihrem anhänglichen Chef (Georg Friedrich) irgendwann schließlich, dass er sich doch eine neue Angestellte suchen soll, die ihm den Kaffee bringt. WILD ist nicht weniger als ein beunruhigender Film, der von poetischer Stringenz, kühler Erzählhaltung und einer radikalen Abgrenzung zur gewöhnlichen Untersuchung des Mensch-Tier-Verhältnisses getragen wird. Das Drehbuch setzt auf Ambivalenz und Mehrdeutigkeit, wo andere Werke erklären, idealisieren, versprechen, prophezeien, verniedlichen. Herausgekommen ist das Porträt einer Frau, die durch die Begegnung mit dem Tier dem Käfig der Gesellschaft entflieht. Wer hier innerhalb des Mensch-Tier-Gefüges wen wann befreit und einsperrt, wer zähmt und gerade gezähmt wird, bleibt ohnehin sehr unscharf und ist eine Sache des Blicks. Einen autoritären Blick auf das Geschehen kneift sich WILD jedoch. In den Bildern stecken zwar Überlegungen, aber diese überlegen selten für uns. Formale Wildheit entwickelt man vornehmlich in Abbildungen, welche selbst um die Schaffung einer selbstbewussten sexuellen Beziehung zwischen Frau und Wolf keinen Bogen machen. Das sich irgendwo an den Grenzen zwischen Zoophilie und Zoosexualität abspielende Verhältnis greift man mit Begriffen von Weiblichkeit und weiblicher Lust auf: Eine Menstruationsblutspur führt den Wolf direkt zum Schoß des Frauchens, das ein behagliches Spüren entwickelt, als ihr tierischer Freund sie unten ableckt. Der Alltag von Ania transformiert sich nach der Begegnung mit dem Tier dann natürlich auch zusehends, was bedeutet, dass sich die stabile Langweile ihres bisherigen Daseins merklich auflöst. Die sukzessive Naturalisierung führt zum Ausbruch aus den gewohnten gesellschaftlichen Mustern: Man macht dem neuen Freund morgens lieber ein Omelett als dem Chef einen Kaffee. Ihrem Arbeitsplatz möchte Ania nicht nur fernbleiben, sie will dort auch nicht einmal mehr vermisst werden. WILD imaginiert mit der Protagonistin zusammen lieber einen hypothetischen Winkel, der nicht mehr von alltäglichen Ängsten, Selbstlügen und Einschränkungen durchsetzt wird. Der eingeschriebene feministische <i>point-of-view </i>dieser Ausbruchsgeschichte bleibt dabei trotz seiner klaren Positionierung angenehm subtil. Es nimmt nicht die Bedeutungslosigkeit eines Hintergrundrauschens an, verzichtet aber ebenfalls auf die hypertonischen Zuspitzungen einer Margarete-Stokowski-Kolumne. Sollte man sich angeschaut haben.Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-35393589610313824632020-02-24T02:54:00.000-08:002020-02-24T02:54:22.691-08:00The Shining (1997)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-s4gs1yVW9Xc/XlOiZPkPY_I/AAAAAAAA8k8/ACDeHagJn2gWLPmh5Z1JZ_s2NP6U32aBgCLcBGAsYHQ/s1600/sh97.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="300" data-original-width="200" src="https://1.bp.blogspot.com/-s4gs1yVW9Xc/XlOiZPkPY_I/AAAAAAAA8k8/ACDeHagJn2gWLPmh5Z1JZ_s2NP6U32aBgCLcBGAsYHQ/s1600/sh97.jpg" /></a></div>
<b><span lang="it">THE SHINING</span></b><br />
Regisseur: Mick Garris<br />
USA 1997<br />
<br />
Die meisten Verfilmungen von Stephen Kings Romanen oder Kurzgeschichten genießen bei Cineasten keinen nennenswerten Status, der Stoff aus den Neunzigern schon gar nicht. Ein wohlwollenderer Blick kann die negative Einschätzung jedoch gehörig verwischen, schließlich sind in diesen Jahren auch <a href="https://filmtagebuch-eule.blogspot.com/2019/05/kkkk-90-from-dusk-till-dawn-1996-misery.html" target="_blank">MISERY</a> von Rob Reiner und THE DARK HALF von George A. Romero erschienen. SHAWSHANK REDEMPTION, DOLORES oder THE GREEN MILE zeigten, trotz ihrer niedrig liegenden psychologischen Komplexität, dass King sich auch an weniger phantastischen Welten abarbeiten konnte. Die Neunzigerjahre sind in Bezug Filmschaffender vor allem mit zwei Namen verknüpft: Frank Darabont und Mick Garris. Erstgenannter drehte die bereits erwähnten Publikumslieblinge mit Tim Robbins bzw. Tom Hanks, Garris dagegen vertraute man mit weniger Erfolg versprechendem Material und Adaptionen für das Fernsehen an. Bevor man Mick Garris an die Verfilmung von <a href="http://filmtagebuch-eule.blogspot.com/2020/01/acht-filme-fur-einen-tag-5-filmwandler_29.html" target="_blank">SLEEPWALKERS (1992)</a> ließ, realisierte der Herr aus Kalifornien unter anderem die bei der Kritik durchgefallenen CRITTERS 2 (1988) und PSYCHO IV – THE BEGINNING (1990). Nach SLEEPWALKERS folgten zahlreiche Adaptionen von Stephen-King-Stoffen, nämlich zunächst das schwer zu verfilmbare und ständig verschobene Projekt THE STAND, welches 1994 als vierteiliger Film für das Fernsehen das Licht der Welt erblickte. Doch über gezähmte Bilder einer Virusepidemie, pathetische Menschlichkeiten und religiösen Kitsch kamen die Macher nie hinaus. THE STAND zog sich wie Kaugummi und sprach eher die bügelnde Hausfrau als den kritischen Denker an. Dennoch hielt King an Garris fest und mutete ihm eine weitere Adaption für das Fernsehen zu, die Neuverfilmung des Bestsellers THE SHINING.<br />
<br />
Die Prämisse des Films (und auch des Romans) läuft darauf hinaus, dass der Schriftsteller Jack Torrance (Steven Weber) mit seiner Frau Wendy (Rebecca De Mornay) und seinem kleinen Sohn Danny (Courtland Mead) ins Overlook Hotel einzieht, um dort in der besucherfreien Winterzeit Hausmeistertätigkeiten zu erledigen und Ordnung zu halten. Bald stellt sich jedoch heraus, dass das Hotel bösartig ist und beim Vater und Sohn Visionen auslöst. Ferner geht es um die Hellsichtigkeit des kleinen Dannys, das sogenannte <i>Shining</i>, welches ihn bereits früh in der Geschichte bruchstückhaft auf den zukünftigen Horror hinweist. Anders als in der ersten Adaption von Stanley Kubrick werden die Beziehungen zwischen den Charakteren nicht bloß gestreift, sondern sehr gründlich beleuchtet. Der dreiteilige TV-Film mit seiner immensen Spielzeit von 259 Minuten kann es sich natürlich erlauben, die körperlichen Hüllen der Schauspieler mit menschlichen Aspekten zu füllen. Gerade die ersten 90 Minuten verlagern beinahe ihr gesamtes Gewicht auf die psychologischen Motivationen und die Konflikte, die man zwar zu den familiären Akten gelegt hat, aber die weiterhin eine Relevanz in sich tragen. THE SHINING in der TV-Variante ist so um Galaxien näher an seinem literarischen Material.<br />
<br />
Bekanntermaßen war Stephen King nicht sehr angetan von Kubricks Intellektualismus, mit welchem der Regisseur die Romanvorlage verfilmte. Der Schriftsteller verglich den 1980 erschienenen Film mit einem hübschen Wagen, der dem Auge zu gefallen weiß, aber mit dem sich nicht fahren lässt. Insbesondere sauer zeigte sich King, sowohl vor als auch nach dem Anschauen des fertigen Streifens, über die Entscheidung, den Charakter des Jack Torrance von Jack Nicholson spielen zu lassen. Lamentiert wurde dabei das unsubtile Spiel von Nicholson, der die plausible Abbildung eines Charakters, der langsam in den Wahnsinn hinabgleitet und zur Gefahr für das familiäre Gefüge wird, verunmöglicht. Gemäß dieser Kritik besetzte man die Stelle des Familienvaters in der Neuinterpretation mit Steven Weber, um dem Hausmeister einen biedermeierlichen Anstrich zu verpassen. Steven Weber schaut dabei aus wie jeder Hauptdarsteller in den Stephen-King-Verfilmungen der Neunziger: weiß, durchschnittlich groß, leicht über dem Durchschnitt hübsch. Eine für die Bildschirme fantasierte Mittelmaßgestalt, von der man annimmt, dass selbst ein Bleistiftanspitzer sich mit ihr identifizieren könnte. Es stellt sich in diesem Fall allerdings auch die Frage, ob man es mit dem Durchschnittstypen nicht möglicherweise übertrieben hat. Webers Darstellung erreicht nämlich erst in den letzten 90 Minuten des TV-Mehrteilers eine Mehrdimensionalität, die jedoch im Vergleich zu Jack Nicholsons Performance höchstens eine schüchterne Fußnote darstellt.<br />
<br />
Zur Neuverfilmung schrieb Stephen King das Drehbuch selbst und man ahnt, was es mit der Vorstellung auf sich hat, die Charaktere langsam und behutsam in den Abgrund laufen zu lassen. Ist der erste Teil noch ein handfestes Familiendrama, kündigt der zweite bereits den Rückfall Jacks in den alten Alkoholismus an. Im Finale erwarten uns dann natürlich eine mächtige Gespensterachterbahn und die üblichen Nervenkitzelszenen, die eigentlich viel zu spät einsetzen. Leider bleibt die Regiearbeit in allen Phasen keuscher Natur ohne treibenden Instinkt. Während Stanley Kubrick den vulgären Horror in verdichtende Gemälde transformierte und darüber hinaus sorgfältig eine Beziehung zwischen Familie, Enge sowie Restriktion aufbaute, scheut sich Mick Garris vor jeder Form von künstlerischem Individualismus. Die feste Umklammerung der Vorlage ist nicht zwangsläufig schuld am ästhetischen Bankrott, aber sie verschafft den Machern eine Bequemlichkeit, sich nicht mit formalen Fragen übermäßig auseinanderzusetzen. THE SHINING von 1997 ist trotzdem deutlich empfehlenswerter als Garris' Vorgänger THE STAND, doch dies liegt in erster Linie an der unterschiedlichen Qualität einer audiovisuellen Übersetzbarkeit denn an Garris' Leistung. Es ist kein Geheimnis, dass Kubrick viele Handlungselemente des Romans verwarf oder marginalisierte. Das Wespennest, der Feuerwehrschlauch und die Heckentiere sind den Kennern der Vorlage zwar bekannt, tauchen im Kinofilm jedoch nicht auf. In der Neuverfilmung gestattet man diesen Motiven natürlich eine Präsenz zu, doch ihre Funktion als Vorboten des Schreckens bzw. als Manifestationen des bösartigen Einflusses vermögen sie kaum zu erfüllen. In Schriftform haben diese Elemente im Kopf des Lesers ihre Aufgaben erfüllt, doch visuell ausgesprochen könnten sie auch aus einem Weihnachtsfilm für die ganze Familie stammen. Man kann Stanley Kubrick viel vorwerfen, aber die Entfernung der Heckentiere sollte eigentlich nicht dazugehören. Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-35106217082248365832020-02-21T03:35:00.000-08:002020-02-21T03:35:01.236-08:00May (2002)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-NAVAIsaist4/Xk-686d_fYI/AAAAAAAA8hU/lvQ4MoNwnjMiNzTB4bZ78IAJ9_Fkxo0jwCLcBGAsYHQ/s1600/may.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-NAVAIsaist4/Xk-686d_fYI/AAAAAAAA8hU/lvQ4MoNwnjMiNzTB4bZ78IAJ9_Fkxo0jwCLcBGAsYHQ/s1600/may.jpg" /></a></div>
<br />
MAY<br />
(May - Die Schneiderin des Todes)<br />
Regisseur: Lucky McKee<br />
USA 2002<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Das unheimliche Verlangen nach Liebe</div>
<br />
Aufgrund eines Augenfehlers hat May seit ihrer Kindheit Probleme, Kontakt zu anderen Menschen herzustellen. Die Puppe, welche ihre Mutter ihr als Kind geschenkt hatte, besitzt sie immer noch, damit sie sich nicht allein fühlen muss. Als junge Frau arbeitet May in der Position einer Arztassistentin in einer Tierklinik und in ihrer Freizeit näht sie sich gerne neue Kleider. Ihr Alltag wird jedoch zu einer neuen Herausforderung, als sie Geschmack am attraktiven Adam entdeckt. Da sie bisher keine Erfahrungen mit Männern sammeln konnte, stellt sie sich unweigerlich unklug an, sodass die Anbahnungen in Zurückweisungen münden. Dieser von Lucky McKee realisierte Stoff ist für seine Entstehungszeit beispiellos in seiner Haltung zu seinem Sujet, welches die essenziellen Motive von FRANKENSTEIN und CARRIE remixt. Anstatt eines launigen Teen- bzw. Young-Adult-Slashers, der ein paar Jahre dem SCREAM-Hype hinterhängt, erwartet uns eine mäandrierende Charakterstudie, die tödlichen Konsequenzen zunächst ablehnend gegenübersteht. Hinweise, dass man es mit einem Horrorfilm zu tun hat, vernehmen wir aufgrund des Namens Dario Argento, welchen Mays Schwarm Adam zu glorifizieren scheint. In seiner Wohnung hängen nicht nur Poster des Films OPERA und vom Giallopapst selbst, der junge Herr dreht auch selber makabre Filme, denen man Blutleere nicht vorwerfen kann. Das irreal beängstigende Begehren der jungen Dame weist anfangs noch eine Vertrotteltheit auf, dann aber schon Bösartigkeit, die einerseits an hohe Erwartungen geknüpft ist und anderseits mit der Bewusstwerdung der eigenen Unvollständigkeit zusammenhängt. Tipps, wie man Männer küsst, holt sie sich nicht aus der amerikanischen Entsprechung der <i>Bravo</i>, sondern von ihrer Puppe, die hinter einem Vitrinenglas eingesperrt und in die ein unheimlicher Blick eingeschrieben ist. Momente einer psychischen Störung werden gekonnt mit Collagen aus dem normalen Alltag abgewechselt, wodurch man als Zuschauer in den Genuss einer rhythmisch getakteten An- und Entspannung kommt. Passagen mit Anna Faris als Empfangskraft einer Tierklinik sorgen sogar für einige bemerkenswerte Lacher, nicht zuletzt weil Frau Faris als Dummchen und lesbische Verführerin einen exzellenten Job macht. Die Tragik der Geschichte ist, dass Mays Verlangen nach Liebe und Sexualität in den anderen keine Entsprechung findet. Sobald der Punkt erreicht ist, an dem der Film diese Tragik mit seinem Publikum kommuniziert, bedient er sich der Mittel eines Slashers, als wäre er nie etwas anderes gewesen. Doch zu einer unkritischen Apotheose des italienischen Gothic-Maestros schwingt sich MAY nicht auf, eine manieristische Inszenierung hat man wohl bewusst zugunsten einer sparsam-konventionellen Abbildung von in den Körper fahrenden Spitzen verworfen, um Vergleichen keinen Vorschub zu leisten. Wenn den Film etwas mit Argentos Kernwerken bindet, dann am ehesten noch das Motiv der Augen, das hier ein Sehen und Gesehenwerden meint.Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-6707565722582314302020-02-21T03:08:00.000-08:002020-02-21T03:08:29.229-08:00Acht Filme für einen Tag #6: Der Mann, der zu viele Filme schaute<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
Wieder eine neue Ausgabe eines privaten Filmmarathons, welcher vom 25. Januar, 19.05 Uhr bis zum 26. Januar, 19.00 Uhr dauerte. Dieses Mal wollte ich möglichst viele Begegnungen haben, die für mich nicht neu waren. Ich wollte Filme sehen, bei denen ich wusste, dass sie mir gefallen, dass sich das Anschauen wirklich lohnt. Wenn man ein Werk zum ersten Mal sieht, dann beschnuppert man ihn zunächst gerne, was manchmal einiges an Kraft abverlangt. Wenn man jedoch bereits vertraut miteinander ist, flutscht es besser, weil die Kommunikation stimmt.</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-tWiqUhItW40/XkuraMsrLEI/AAAAAAAA8go/jVLnSzmzISASVcJNIfQbaBaglDFgemgiACLcBGAsYHQ/s1600/8ft1t6.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="400" data-original-width="600" src="https://1.bp.blogspot.com/-tWiqUhItW40/XkuraMsrLEI/AAAAAAAA8go/jVLnSzmzISASVcJNIfQbaBaglDFgemgiACLcBGAsYHQ/s1600/8ft1t6.jpg" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
Ich freute mich besonders auf die Wiederbegegnungen mit MONTAG KOMMEN DIE FENSTER, LETTER FROM AN UNKNOWN WOMAN, den lange nicht gesehenen THE MAN WHO KNEW TOO MUCH und das <i>re-watching</i> von A HISTORY OF VIOLENCE, meinem ersten Aufeinandertreffen mit David Cronenberg. Damals, 2006 oder 2007 musste es gewesen sein. Meine hohen Erwartungen an RAISING ARIZONA und LIFEFORCE ergaben sich aus den positiven Reaktionen meiner Filterblase und aus dem einfachen Grundsatz, dass man mit den früheren Coens sowie Hooper im Allgemeinen nicht gegen die Wand fahren kann.</div>
<br />
1. MONTAG KOMMEN DIE FENSTER<br />
(Ulrich Köhler, 2006)<br />
<br />
2. BATTLE BEYOND THE STARS (Sador - Stoß das Tor zur Hölle auf)<br />
(Jimmy T. Murakami, 1980)<br />
<br />
3. TIM FRAZER JAGT DEN GEHEIMNISVOLLEN MISTER X <br />
(Ernst Hofbauer, 1964)<br />
<br />
4. RAISING ARIZONA (Arizona Junior)<br />
(Joel Coen, 1987)<br />
<br />
5. LETTER FROM AN UNKNOWN WOMAN (Brief einer Unbekannten)<br />
(Max Ophüls, 1948)<br />
<br />
6. LIFEFORCE<br />
(Tobe Hooper, 1985)<br />
<br />
7. A HISTORY OF VIOLENCE<br />
(David Cronenberg, 2005)<br />
<br />
8. THE MAN WHO KNEW TOO MUCH (Der Mann, der zu viel wusste)<br />
(Alfred Hitchcock, 1956)<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<i>Los ging es um ca. 19.05 Uhr.</i></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
MONTAG KOMMEN DIE FENSTER - Das neue Jahrtausend meint es bisher gut mit dem deutschen Film, wenn wir uns die Ausbeute anschauen. Die Zehnerjahre waren von aufregenden, teilweise virtuosen Genreproduktionen gekennzeichnet, man denke nur an HELL, DER BUNKER, LUZ oder DER SAMURAI. Und kann sich eigentlich noch jemand an DAS MERKWÜRDIGE KÄTZCHEN erinnern? Kann man ihn überhaupt unter dem Begriff Genre ablegen? Keine Ahnung. Ein Jahrzehnt zuvor bildeten jedoch die Werke der sogenannten <i>Berliner Schule</i> einen Bruch mit dem herkömmlichen, für den internationalen Markt größtenteils irrelevanten Konfektionskino, für die der deutsche Film irrtümlicherweise auch noch heute für viele Menschen steht. Die einflussreiche Zeitschrift <i>Cahiers du cinema</i> kam jedenfalls schnell auf den Trichter, dass es sich bei den Werken von Christian Petzold, Angela Schanelec oder eben Ulrich Köhler um mustergültige moderne Erzählungen handelt, und MONTAG KOMMEN DIE FENSTER macht hierbei keine Ausnahme. Der Film erschien zwischen Köhlers noch besseren Werken BUNGALOW (2002) und SCHLAFKRANKHEIT (2012), letztgenannten sollte man übrigens allein wegen des sensationellen Endes nicht verpassen. Im Zentrum von MONTAG KOMMEN DIE FENSTER steht der Ausbruch einer Frau, einer Mutter, die sich von den Routinen eines bürgerlichen Lebens löst, von den wiederholenden Mustern flieht, und damit bei ihren Freunden sowie ihrem Mann auf blankes Unverständnis trifft. Schließlich sollen Montag ja die Fenster kommen. Da muss man zuhause sein. Da muss man auswählen, welche Art von Fenster man für die nächsten fünf Jahre an seinem Haus haben will. Der normale bürgerliche Spießeralltag. Köhlers Ausbruchsgeschichten orientieren sich an früherem europäischen Kino, die psychologisierenden Momente werden jedoch ausgelassen. Übrig bleiben kühle Beobachtungen einer surrealen Fassade.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
BATTLE BEYOND THE STARS - Ein Pilot wird mit einem Raumschiff in die Galaxie geschickt, um Söldner anzuwerben, die dem pazifistisch ausgerichteten Planeten Akir gegen einen Tyrannen unter die Arme greifen sollen. Während die Handlung lose an SHICHININ NO SAMURAI (DIE SIEBEN SAMURAI) angelehnt ist, schielt man in visueller Hinsicht auf den Klassenbesten STAR WARS, mit dem man sich jedoch nicht messen lassen möchte. Gerade der schmusige und wohl auch intendierte Campfaktor vertreibt unselige Vergleiche, die BATTLE BEYOND THE STARS allein aufgrund des knappen Budgets nie und nimmer gewinnen könnte. Die für die Zeit und das Geld nicht schlecht ausgestattete Corman-Produktion legt die Heldenreise in Vignetten an, wobei der episodische Touch manchmal die Übersichtlichkeit mindert. Das Anwerben der Krieger kommt einem vor, als würde man eine Exposition nach der anderen erfahren. Wenigstens gibt es zwischendurch John Saxon in der Rolle des Tyrannen Sador zu sehen, der den Planeten Akir knechten will. Schauspielerisch begabte Menschen überkandidelte Bösewichtfiguren spielen zu sehen, ist doch immer wieder ein Segen. Wen gibt es noch? Robert Vaughn als Kopfgeldjäger und Sybil Danning, die eine <i>big-breasted</i> Walküre mimt, die sich jedes Gefecht abonniert, das nicht bei drei auf dem Baum ist. Kein Hochgenuss, aber ein launiges Sternenkriegszenario. </div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
TIM FRAZER JAGT DEN GEHEIMNISVOLLEN MISTER X - Die österreich-belgische Koproduktion kopiert munter bekannte Motive der Edgar-Wallace-Verfilmungen und lässt sich deshalb auch als passende Alternative konsumieren. Die Hafenwelt von Antwerpen ist hier unterhalb seiner tristen Oberfläche gekennzeichnet von Drogengeschäften, schmuddeligen Etablissements und grapschenden Arbeitern. Hinzu kommt eine Mordserie, die die Stadt nicht nur in Angst versetzt. Da die Morde direkt am Hafen passieren, drohen die Arbeiter mit dem Streik, was die gesamte Industrie brach legen würde. Der Krimi von Ernst Hofbauer gewinnt seinen faszinierenden Charakter jedoch weniger durch seinen Spannungsbogen denn durch viele einzelne Sequenzen, die aufgrund kurioser Charaktere oder einer unterhaltsamen Inszenierung bestechen. Die Verfolgungsjagd beispielsweise, welche auf einer Klappbrücke endet, die gerade hochgeklappt wird, ist ein Fest für Freunde des Spektakels.<br />
<br />
<i>Gegen 1 Uhr nachts ging es ins Bett.</i> <br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-Y5PNOSyFRbM/XkurZ8r0AYI/AAAAAAAA8gg/Tj0g2lSfXPErgjoUo8wsynR8LqpAINoYQCEwYBhgL/s1600/8ft1t6-1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="190" data-original-width="560" src="https://1.bp.blogspot.com/-Y5PNOSyFRbM/XkurZ8r0AYI/AAAAAAAA8gg/Tj0g2lSfXPErgjoUo8wsynR8LqpAINoYQCEwYBhgL/s1600/8ft1t6-1.jpg" /></a></div>
<br />
RAISING ARIZONA - Etwas erstaunt war ich darüber, dass viele Kritiker RAISING ARIZONA zum Zeitpunkt seiner Erscheinung Vorwürfe machten. Vor allem wurde die vermeintliche inhaltliche Beliebigkeit moniert. Anderseits muss man bedenken, dass der Film der gerade einmal zweite der Coen-Brüder war und er sich somit in einem Wettstreit mit BLOOD SIMPLE befand. Ob es ihm an Tiefe gegenüber dem Vorgängerfilm mangelt, möchte ich nicht abschließend beantworten, doch sehe ich bei ihm generell gesprochen zunächst einmal keinen Mangel an Substanz und Aussagekraft. Mir fallen nämlich kaum Filme ein, die das Thema der biologischen Ungerechtigkeit bzw. der biologischen Beliebigkeit so herzerwärmend und gleichzeitig ohne Schönfärberei vermitteln. Ein großartiger Wurf und ich bin froh, ihn endlich geschaut zu haben.<br />
<br />
LETTER FROM AN UNKNOWN WOMAN - Ophüls letzter amerikanischer Film erzählt uns die gefühlvolle Geschichte einer unerfüllten Liebe. Er spürt dem heimlichen Begehren eines jungen Mädchens nach, das sich auch im Erwachsenenalter nicht von ihrer Anbetung eines Pianisten losreißen kann. Trotz der Passivität der Verliebten kommt es zu einer gemeinsamen Nacht und einem Kind, an die sich der Pianist erst in den letzten Minuten des Films erinnern kann. Da LETTER FROM AN UNKNOWN WOMAN in Wien spielt, engagierte man für die Nebenrollen gebürtige Wiener wie etwa Norbert Schiller oder Willy Trenk-Trebitsch, welche gemeinsam mit der Musik von Mozart und Wagner, dem Liebesdrama ein europäisches Flair verleihen. Das Einzige, was mich an dem Film bei der zweiten Begegnung mit ihm störte und was ich bereits vergessen hatte, ist die Tatsache, dass die Briefe deutliche Erinnerungen im Pianisten hervorrufen. In Stefan Zweigs Vorlage soll da nur ein unscharfes Bild von der Frau auftauchen, was die Weite der Tragik ungemein vergrößert.<i><br /></i><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
LIFEFORCE - Zunächst einmal ist der Film ein wunderbares Beispiel dafür, dass TEXAS CHAINSAW MASSACRE keine Glückssache war, dass Hooper nicht bloß zum richtigen Zeitpunkt einen Film herausbrachte, der Generationen von Filmemachern inspirierte. Der 1985 erschienene Sci-Fi-Horror erzählt uns auf unvertraute Weise von menschlichen Schwächen, sexuellen Obsessionen und Vampirismus. Der Film offeriert mehrere da gewesene Versatzstücke, während er um Innovationen einen großen Bogen macht. Aber dies ist nicht weiter schlimm, weil auch aus innovativ zusammengesetzten Wiederholungen individuelle Passagen entstehen können. Der Anfang im All ist eine Verbeugung vor 2001: A SPACE ODYSSEE, das Finale in einem apokalyptischen London ist ein psychotisches Zitieren Spielberg'scher Blockbusterlyrik. Dazwischen Hammer Studios, noch mehr Stanley Kubrick und Jean Rollin. Hooper annektiert die Grenzen zum Wahnsinn, ohne die Gesetzmäßigkeiten abzuschaffen. Man kümmert sich um die Sprengung herkömmlicher Narrationen, aber widerspricht nicht der Mainstreamästhetik. Trotzdem schleicht sich in die Bilder eine Pulp- und Comicvisualität ein, die mit Tradiertem wenig gemein hat und die nur ein Meister seines Fachs hinterlassen könnte.</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-zLQIc_6fSmw/XkurZ7FHS0I/AAAAAAAA8gk/K95JODVZoL4D8uozQJMgxguoo95q1Ya1ACEwYBhgL/s1600/8ft1t6-2.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="190" data-original-width="560" src="https://1.bp.blogspot.com/-zLQIc_6fSmw/XkurZ7FHS0I/AAAAAAAA8gk/K95JODVZoL4D8uozQJMgxguoo95q1Ya1ACEwYBhgL/s1600/8ft1t6-2.jpg" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
A HISTORY OF VIOLENCE - Eine Heldentat erfährt nationale Aufmerksamkeit und führt zu kurzem Ruhm, zu dem der mutige Restaurantbesitzer Tom Stall kommt, weil er zwei gesuchte Gangster in seinem Lokal nach deren Überfallversuch in Notwehr erschießt. Es wäre alles halb so schlimm, wenn der Ruhm Tom zu Kopf steigen würde. Aber dies passiert nicht, denn Tom ist ein anständig-bodenständiger Typ, der nur seine Ruhe haben will. Seine Tat hat viel weitreichendere Konsequenzen für ihn: sie identifiziert ihn. Unterweltschurken nutzen nämlich die Nicht-Anonymität einer Kleinstadt, um dem Helden den Spiegel vorzuhalten, damit er nach Jahren der Verleugnung endlich wieder sein zweites (echtes?) Gesicht zeigen kann. Selbst seine Frau wird sich von ihm mehr und mehr distanzieren, weil ihr Toms versteckte oder unterdrückte zweite Identität nicht gefällt. Glücklicherweise vereint der sexuelle Akt zwei Menschen auf mehreren Ebenen und so stellt sich die Leidenschaft in den Dienst einer Erhaltungskultur, die das familiäre Beziehungsgefüge rekonstituiert. Überhaupt changiert der Film auf geerdete Weise zwischen Familiendrama und menschlichem Horror. Schüsse und Schläge tun hier sehr weh, werden akustisch und visuell apostrophiert zwar, sind jedoch nie Teil einer Zeremonie. Manche Kritik, welche eine Doppelmoral in der Zeichnung und Charakterisierung der titelgebenden Gewalt entdeckt haben will, schießt über das Ziel hinaus, da sie unfähig ist, die Akte der expliziten Brutalität als grauenvolle Ereignisse zu rezipieren. Der Michael-Haneke-Sermon hat also doch seine Spuren hinterlassen. Die Gewalt erweckt auch nicht den Anschein, dass sie eine Summe von zufälligen Handlungen wäre. Die Anspielungen auf amerikanisches Leben verlegen die Ausbrüche auf einer weiteren Ebene auf das nationale Bewusstsein und machen damit auf die amerikanische Geschichte aufmerksam. In einer Sequenz sagt der Dorfpolizist, dass seine Kleinstadt ein ruhiger Ort voller friedliebender Mensch sei. Leider verrät er uns nicht, seit wann dies der Fall ist und wie viele Menschen dafür draufgehen mussten. </div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
THE MAN WHO KNEW TOO MUCH - Wenn der Begriff "konstruiert" in der Filmkritikersphäre auftaucht, dann meistens negativ konnotiert. Das passiert nicht ohne Begründung, denn die Filmgeschichte ist schließlich reich an ungeschickt zusammengesponnen Taschenspielernummern, die verblüffen sollen, aber in Wirklichkeit eine armselige Figur abgeben. Doch Plots, die auf Erwartungserwartungen zurückgreifen und sich der subtilen Manipulation des Zuschauers widmen, können sehr aufregend sein und dazu einladen, sich einen Film immer wieder anzusehen, bisweilen gar in der Hoffnung, auf ein Geheimnis, eine unter dem Schein der Erzählleichtigkeit zurückgelassene Geheimformel zu stoßen. Gut konstruierte Filme sind durchaus eine Rarität, aber auf den Namen Alfred Hitchcock kann man sich diesbezüglich fast immer verlassen. In THE MAN WHO KNEW TOO MUCH verfügt die Konstruktion sogar über eine metatextuelle Potenz. Zunächst ist es die Frau (Doris Day), die nach der Ankunft in Marrakesch merkt, dass etwas nicht stimmt, dann greift auch der Mann (James Stewart) die These auf, dass man es mit einer Inszenierung zu tun haben muss. <i>Que sera, sera. Whatever will be, will be. The future's not ours to see</i> und so weiter. Selbst wenn man den THE MAN WHO KNEW TOO MUCH bereits fünf Mal gesehen hat und weiß, was die Zukunft für die handelnden Figuren bringt, zeigt man doch beim Anschauen beider Szenen, in denen Doris Day den Song trällert, eine emotionale Reaktion. Eine solche Reaktion des Zuschauers ist nicht nur ein großer Zuspruch gegenüber den Fähigkeiten des Regisseurs, sondern oft die Summe einer tadellosen Plotkonstruktion.</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
Die Preisverleihung:<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
Ehrenpreis für ein unterschätztes Meisterstück: </div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
LIFEFORCE</div>
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-pyd3qhmpxH8/Xkura6Jc-8I/AAAAAAAA8gw/nRTzmVRUBlsTDCHFgB4qhgFcwAYig0fbwCEwYBhgL/s1600/lifeforc85.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="300" data-original-width="200" src="https://1.bp.blogspot.com/-pyd3qhmpxH8/Xkura6Jc-8I/AAAAAAAA8gw/nRTzmVRUBlsTDCHFgB4qhgFcwAYig0fbwCEwYBhgL/s1600/lifeforc85.jpg" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
Bester Film: </div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
A HISTORY OF VIOLENCE</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-DkmTdKJ6KCc/XkuraoR6-mI/AAAAAAAA8gs/w_u6y5Qp6GcpsMhw0H0rNGJoGJHGlfj1QCEwYBhgL/s1600/ahistoryofv05.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="300" data-original-width="200" src="https://1.bp.blogspot.com/-DkmTdKJ6KCc/XkuraoR6-mI/AAAAAAAA8gs/w_u6y5Qp6GcpsMhw0H0rNGJoGJHGlfj1QCEwYBhgL/s1600/ahistoryofv05.jpg" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<br /></div>
Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-18704322733439886492020-02-15T02:13:00.000-08:002020-02-15T02:13:10.856-08:00…continuavano a chiamarlo Trinità (1971)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-NqAg5n0tUeQ/Xke7PW1xgCI/AAAAAAAA8eI/zkgIMmZs_boyAz7iB-o5SLNToW14YADEQCLcBGAsYHQ/s1600/vff1h.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-NqAg5n0tUeQ/Xke7PW1xgCI/AAAAAAAA8eI/zkgIMmZs_boyAz7iB-o5SLNToW14YADEQCLcBGAsYHQ/s1600/vff1h.jpg" /></a></div>
<br />
...CONTINUAVANO A CHIAMARLO TRINITÀ<br />
(Vier Fäuste für ein Halleluja) <br />
Regisseur: Enzo Barboni (E .B. Clucher)<br />
Italien 1971<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Pferdediebe auf dem Pfad der Gerechtigkeit</div>
<br />
Zwei ungleiche Brüder, denen aufgrund ihrer Gutherzigkeit der Pferdediebberuf verwehrt bleibt, mischen die Korruption und alltägliche Halunkerei im Wilden Westen auf. Prägende Symbolik findet sich dazu in einer Sequenz am Pokertisch, an dem der Hübschere der beiden (Terence Hill) mittels Beherrschung einer ausgereiften Fingerakrobatik die Karten auf kunstvolle Weise neu mischt. Der beleibtere Bruder (Bud Spencer) lacht bereits vergnügt, während der Rest der fragwürdigen Gestalten dumm aus der Wäsche schaut. Kutschen ausrauben können unsere Antihelden zwar nicht, aber dafür gelingt es ihnen, Wertschöpfungsketten zu generieren. Gesuchte Ganoven, für deren Inhaftierung man bereits eine Prämie kassiert hat, sperrt man wenige Sekunden nach dem fingierten Ausbruch wieder ein, um ein weiteres Mal saftiges Kopfgeld aus dem Sheriff herauszupressen. Man bewegt sich an den Grenzen der Legalität, führt geschriebene und ungeschriebene Regeln der verdreckten Orte mit ihren spartanisch eingerichteten Bars ad absurdum. Nachdem am Pokertisch abgesahnt und der in seinem Stolz verletzte Falschspieler mit Backpfeifen sowie einem Pistolenschuss in die Flucht geschlagen wurde, nimmt man sich, selbstredend im feinen Zwirn, ein Feinschmeckerrestaurant vor, das auf den vulgären Appetit der beiden Brüder nicht vorbereitet ist. Essen ist bei ihnen keine Kopfsache, bedarf auch keines Arrangements, sondern ist basal an das Hungergefühl gebunden. Du bist, wenn du isst. Nicht: Du bist, wie du isst. Der amerikanische Westen als Zivilisierungsplattform war ja ohnehin durchzogen von heuchlerischen Abmachungen, Gewohnheiten sowie Denkweisen. Zur Pistole greifen und sich gegenseitig töten (oder halt Indianer) konnte durchaus seine Ordnung haben, solange man es sich verkniff, inmitten einer feinen Gesellschaft am Tisch zu rülpsen. Der zu dieser Zeit bestens mit dem Duo Hill und Spencer vertraute E. B. Clucher filmt das Geschehen mit einer Sanftheit ab, die behutsam in die Szenerien einzuführen weiß. Man verweilt relativ lange an Orten, so wie der nicht zu seinem Schlaf kommende Barkeeper, weil Spencers Figur dafür sorgt, dass die Uhr an der Wand ständig zurückgestellt wird. VIER FÄUSTE FÜR EIN HALLELUJA wird krampfhaft in die Riege der Nonsens-Western gepackt, als ob Inszenierung, Dramaturgie und Moral austauschbar wären. Doch tatsächlich fließt hier alles zusammen und ergibt Sinn.Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-60154253348992136582020-02-05T11:55:00.000-08:002020-02-05T11:55:27.052-08:00Dværgen (1973)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-4bpXKP5BDlI/XjsXlf4l_zI/AAAAAAAA8dc/UDx9-RUzfdoCfqQNde_B7mQV_wzTVNuZgCLcBGAsYHQ/s1600/dvr.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-4bpXKP5BDlI/XjsXlf4l_zI/AAAAAAAA8dc/UDx9-RUzfdoCfqQNde_B7mQV_wzTVNuZgCLcBGAsYHQ/s1600/dvr.jpg" /></a></div>
<br />
DVAERGEN<br />
(Das Haus der verlorenen Mädchen) <br />
Regisseur: Vidal Raski<br />
Dänemark 1973<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Kleine dänische Kostbarkeit</div>
<br />
Ein Kleinwüchsiger lockt junge Frauen in seinen Speicher, macht sie mit Heroin gefügig und überlässt sie den Freiern, welche von seiner Mama abkassiert werden. Früher war die Mutter noch eine Nachtklublegende, jetzt muss mit illegalen Mitteln nachgeholfen werden, um sich ein Leben mit Beefeater Gin und Zigarren zu leisten. Die Wände in ihrem Wohnzimmer bemühen sich um die Sprache der Nostalgie, damit das Ehemalige nicht verschwindet. Wenn ihr kleiner Sohn Olaf sich ans Piano setzt und voller Spiellust in die Tasten haut, gibt die Mutter stimmlich alles, auch wenn es wahrlich grausam klingt. Sie ist eine Norma-Desmond-Karikatur, deren Eitelkeit nicht nur kritische Reflexion unwahrscheinlich macht, sondern auch eine Distanz zu einem ruinösen Lebensstil. Die Geburt von Olaf wird als Verhängnis kommuniziert, der Kleinwüchsige als ein Teil der gestapelten Enttäuschungen also. Dieser grimassiert diabolisch durch die Zimmer und den Speicher, meistens einen Minikrückstock als Gehhilfe. Als hätte er beim Teufel höchstpersönlich eine Lehre angefangen, aber diese nach dem ersten Ausbildungsjahr aufgrund von Differenzen mit seinem Arbeitgeber abgebrochen. Gleich am Anfang sehen wir, wie er eine blutjunge Frau mit seinem mechanischen Hündchen verführt und dann in ein geheimes Zimmer lockt, in dem schon anderes Fleisch darauf wartet, von einem notgeilen Typen gepoppt zu werden. DVAERGEN gehört zum ungewöhnlichsten Sleazezeug, welches man in jener Zeit aus Europa bekommen konnte, schon allein aufgrund der Tatsache, dass er keine französische, spanische, deutsche oder italienische Produktion ist, sondern aus dem Land der Olsenbande stammt, Dänemark. Doch auch der sozialkritische Impetus sowie die behutsam-zärtliche und vor allem menschliche Porträtierung der Bösen lassen die meisten Vergleiche mit herkömmlicher Sexploitation von Franco bis D'Amato haltlos werden. Die wenigen Hardcoreszenen sind Spiegel ihrer Zeit, einer Ära der Emanzipation und der Arschhaare. Es ist nicht einmal leicht zu sagen, ob diese aufgrund einer größeren Profiterwartung gedreht wurden oder künstlerischer Eigensinn dahintersteckte. DVAERGEN bildet eine alternative Realität ab, die ihre Geheimnisse und ihre innere Logik nie vollständig entschlüsselt. Ob dies aus Unlust oder Unfähigkeit passiert, wird niemals ans Licht kommen. Aber generell gilt ja: Ein Film ist schlauer als sein Regisseur, und zwar so lange, bis das Gegenteil bewiesen ist.Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-30145349370264586612020-02-01T02:42:00.000-08:002020-02-01T02:42:00.689-08:00The Fountainhead (1949)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-QuVwGQ5JbMg/XjVUqP7bVGI/AAAAAAAA8aY/r3-_UXSyvL8eopOSPppk-fhZ0pEUqOYDACLcBGAsYHQ/s1600/emwss-1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-QuVwGQ5JbMg/XjVUqP7bVGI/AAAAAAAA8aY/r3-_UXSyvL8eopOSPppk-fhZ0pEUqOYDACLcBGAsYHQ/s1600/emwss-1.jpg" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<br />
THE FOUNTAINHEAD<br />
(Ein Mann wie Sprengstoff) <br />
Regisseur: King Vidor<br />
USA 1949<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Ein Mann wie Granit</div>
<br />
Ideale und künstlerisches Ausleben gehen für den Architekten Howard Roark vor Geld und Ruhm. Mit seinen modernen Visionen, die sich keinem klassischen Stil verpflichtet fühlen, stößt er bei Lehrmeistern, Investoren und Berufskollegen auf wenig Gegenliebe. Auf Kompromisse lässt sich der Sturkopf, der von allen Seiten vor dem finanziellen Ruin gewarnt wird, natürlich auch nicht ein. Fantastisch das Pokerface des Architekten spielend: Gary Cooper, dem keine Unsicherheit zu entlocken ist und dessen Zustimmungen und Ablehnungen etwas Finales haben. Ein Vielleicht kann man seiner Figur nicht entlocken, er ist der Inbegriff des an seine Überzeugungen glaubenden Individuums. Argumentiert wird jedoch auch für die künstlerische Integrität und die These, dass ein Künstler sich nicht dem Geschmack Dritter anzupassen habe. THE FOUNTAINHEAD exerziert diese These mehrmals durch, bis er sich möglicherweise zu weit aus dem Fenster lehnt. Im letzten Drittel sprengt der Architekt ein von ihm entworfenes Gebäude, weil auf Druck der Bauherren und Investoren die Details der Bauten geändert wurden. Die Sprengung wird in dem Film höchst pathetisch auch noch moralisch vor dem Gericht verteidigt, nicht von einem Anwalt, sondern vom Idealisten selbst. In einer viel zu langen Rede hält dieser ein flammendes Plädoyer für den Individualismus und die künstlerische Würde, die er durch die Zerstörung des Gebäudes nur erhalten wollte. Das Verständnis vom Künstler ist hierbei natürlich schon insofern verwunderlich und heuchlerisch, als dass es durch ein Hollywoodfilm vermittelt wird. Das Gros der Filme lebt, wie wir hoffentlich alle wissen, von Kompromissen, Unsicherheiten, Produzentendruck, Erwartungshaltungen und so weiter. Werke aus Hollywood dabei tendenziell mehr als etwa europäische. Eine solche selbstherrliche Doppelzüngigkeit mit einer antikollektivistischen Ideologie zu verknüpfen, die sich damals eindeutig der Schärfung eines individualistisch-amerikanischen Selbstbilds verschrieb, ist deshalb entschieden abzulehnen. THE FOUNTAINHEAD verfügt im Übrigen auch selbst über eine Produktionsgeschichte, in der nicht alles nach den Vorstellungen der beteiligten Köpfe lief. Ein Reinfall ist das fast zweistündige Projekt dennoch nicht. Dafür ist die Regie von King Vidor zu umwerfend, die sich besonders in romantischen Szenen eine vortreffliche Geltung verschafft. Des Weiteren haben wir hier einen der seltenen Fälle vor uns, in denen die Nebenfiguren komplexer und vielschichtiger gezeichnet sind als der eigentliche Protagonist. Der visionäre Howard Roark wird sich nämlich den kompletten Film nicht verändern, den Kontrast dazu bilden die gelangweilte Bauherrentochter Dominique Francon (Patricia Neal) sowie der zynische Zeitungsverleger Gail Wynand (Raymond Massey). Ihre Entwicklungen als Figuren verkomplizieren das Stück und schieben den Film ständig in die Nähe eines Noirs. Trotz unerträglicher Ideologie also leider ziemlich toll.Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-88765701362379915452020-02-01T02:26:00.001-08:002020-02-01T02:26:49.712-08:00Den 12. Mann (2017)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-qfRmcx14fM0/XjMS2exilRI/AAAAAAAA8XA/LF-QTYfyfwY8YjdITC30JJCLn9_7ScS2QCLcBGAsYHQ/s1600/d12m.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-qfRmcx14fM0/XjMS2exilRI/AAAAAAAA8XA/LF-QTYfyfwY8YjdITC30JJCLn9_7ScS2QCLcBGAsYHQ/s1600/d12m.jpg" /></a></div>
<br />
DEN 12. MANN<br />
(The 12th Man – Kampf ums Überleben) <br />
Regisseur: Harald Zwart<br />
Norwegen 2017<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Gemeinschaftlicher Heldengeist</div>
<br />
Zwölf norwegische Widerstandskämpfer werden während des Zweiten Weltkrieges an einer Küste von einem deutschen Kriegsschiff entdeckt. Einer von ihnen kann den Nazi-Soldaten entfliehen, während der Rest an Ort und Stelle getötet oder zunächst geschnappt und gefoltert wird. Der titelgebende zwölfte Mann, der es schafft, zu entkommen, ist Jan Baalsrud, der sich zur nächstgelegenen Insel retten kann. An den verschiedenen Stationen seiner Flucht vor den deutschen Soldaten bekommt er dabei riesige Unterstützung von den Anwohnern, die nicht gerade wenig riskieren, um dem Mann Stück für Stück der schwedischen Grenze näherzubringen. THE 12TH MAN wurde vom Hollywood-erfahrenen Harald Zwart als packendes Actiondrama inszeniert, das von Solidarität und Überlebensinstinkt handelt. Bereits in NINE LIVES (1957) wurde Baalruds Schicksal filmisch festgehalten, doch zufrieden soll der Überlebende mit dem Endergebnis nicht gewesen sein. Zu heldenhaft sei er dargestellt worden, wenn doch eigentlich all die helfenden, aufopfernden Hände der lokalen Bevölkerung im Mittelpunkt hätten stehen müssen. Zwarts Film grätscht demnach also rein, um einen neuen Entwurf vom Versteckspiel zu präsentieren. Dass es ihm dabei nicht sonderlich um größtmögliche Authentizität geht, stellt er insbesondere in den reißerischen Bumm-Krach-Einlagen dar. Dennoch fühlt man das Verschieben des Fokus. Baalsrud ist hier ein Antiheld, der ohne den Mut anderer nicht weit gekommen wäre. Sein Wille zu leben ist zwar groß, aber gegen die Kraft der eisigen Kälte Norwegens und die Überzahl der Deutschen würde auch er schnell der Kürzeren ziehen. Überhaupt spricht alles gegen sein Unternehmen, es über die schwedische Grenze zu schaffen. Das muss auch ein deutscher Befehlshaber erfahren, der seinen Jungs eigentlich zeigen wollte, dass es möglich sei, 12 Minuten in arschkaltem nordischem Winterwasser zu überleben und deshalb dieser verschwundene norwegische Bastard noch gar nicht tot sei. Doch auch er muss nach kurzer Zeit aufgeben, bedröppelt schleicht er wieder an Land, die vielen Augen des verschämt schauenden uniformierten Publikums auf sich gerichtet. Er hat es verkackt und nur ein Narr würde seine Verfolgung nach einer Leiche unterstützen. Eine der vielen großartigen Szenen in diesem Film, zu den weiteren gehören Fiebertraumsequenzen und natürlich unangenehme Aufnahmen körperlicher Zerstörung, für die die schonungslose Natur die Verantwortung hat. Das gleicht nicht die ungewöhnliche Spielzeit von 135 Minuten aus, in die sich Wiederholungen, pathetische Gesten und vorhersehbare Rededuelle mischen, aber sie sorgen dafür, dass man am Ball bleibt. Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-73890728073916146412020-01-29T04:17:00.000-08:002020-01-29T04:17:18.217-08:00Acht Filme für einen Tag #5: Filmwandler<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
Es sind schon einige Monate seit dem letzten privaten Filmmarathon vergangen. Das ist insofern schade, als dass mir diese langen Märsche durch die Räumlichkeiten der Filmkultur im letzten Jahr sehr viel Freude bereitet haben. Temporäre Müdigkeit natürlich auch, aber vor allem Freude. Es wird also mal wieder Zeit, sein Durchhaltevermögen unter Beweis zu stellen. Die Regeln sind simpel: Mindestens acht Filme innerhalb von 24 Stunden schauen. Die Laufzeit eines Films darf die 60-Minuten-Grenze nicht unterschreiten und die durchschnittliche Laufzeit aller Filme muss bei ca. 90 Minuten liegen. Selbstredend klappt ein solches Unternehmen nur, wenn man frei oder Urlaub hat. Die fünfte Auflage fand vom 18. Januar, 19.15 Uhr bis 19. Januar, 18.50 Uhr statt. Nennenswerte Eingriffe aus der äußeren (realen) Welt waren nicht zu verzeichnen, was natürlich immer von Vorteil ist, wenn man sich auf ein Filmmarathon einlässt. Wie immer folgt zunächst die Filmübersicht, bevor ich alle Film kurz und schmerzlos Revue passieren lasse.</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-b9FySamSZoY/XjFcMEcu_AI/AAAAAAAA8V0/WB_QhBoHNko5lQLzpcVjIDbYR7FzNVBjQCEwYBhgL/s1600/8ft1t5.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="400" data-original-width="600" src="https://1.bp.blogspot.com/-b9FySamSZoY/XjFcMEcu_AI/AAAAAAAA8V0/WB_QhBoHNko5lQLzpcVjIDbYR7FzNVBjQCEwYBhgL/s1600/8ft1t5.jpg" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
Ein Marathon ohne wirklichen Schwerpunkt und so sind auch die Filme, denen ich mich gewidmet habe, sehr unterschiedlich. Die Auswahl wurde einen Tag vorher auf ca. 15 Filme beschränkt, von denen sich diese acht auf sehr spontane Weise während des Marathons herauskristallisierten:</div>
<br />1. DIRTY WORK (Dirty Work - Rache ist süß)<br />R: Bob Saget, 1998<br /><br />
2. SOMMARLEK (Einen Sommer lang)<br />R: Ingmar Bergman, 1951<br /><br />
3. THE FOUNTAINHEAD (Ein Mann wie Sprengstoff)<br />R: King Vidor, 1949<br /><br />
4. OCEAN'S TWELVE (Ocean's 12)<br />R: Steven Soderbergh, 2004<br /><br />
5. NUDO E SELVAGGIO (Amazonas - Gefangen in der Hölle des Dschungels)<br />R: Michele Massimo Tarantini, 1985<br /><br />
6. THE WALKING DEAD (Die Rache des Toten)<br />R: Michael Curtiz, 1936<br /><br />
7. SLEEPWALKERS (Schlafwandler)<br />R: Mick Garris, 1992<br /><br />
8. TO LIVE AND DIE IN L.A. (Leben und Sterben in L.A.)<br />R: William Friedkin, 1985<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<i>Los ging es um ca. 19.15 Uhr.</i></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br />DIRTY WORK - Zwei Kumpels machen eine Firma auf, die sich darauf spezialisiert, für ihre Auftraggeber Racheakte durchzuführen. Der auf deutschem Boden wenig bekannte DIRTY WORK kommt mit einer Mischung aus üblichen Buddykomödienklischees und Adam-Sandler-Humor daher, versucht mehr Witze abzufeuern, als ihm guttun würde, und endet damit, dass die männliche Hauptfigur sein <i>love interest</i> bekommt. Der Film ist nicht reich an gedanklichen Eigenleistungen und manchmal sogar selbst für mich zu hohl, doch als Einstieg in einen mehrstündigen Marathon akzeptierbar. Merklich seltsam bleibt dabei der Auftritt von Adam Sandler, welcher für geschätzte fünf Sekunde in einer Traumsequenz als Teufel auf dem Bildschirm auftaucht. Warte, war er das wirklich? Ein kurzer Besuch auf IMDB bestätigte mir, dass ich nicht halluziniere. Glück gehabt. Ansonsten treten noch John Goodman und Chevy Chase auf, welche aber keinen nennenswerten Unterhaltungsfaktor einbringen können.</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
SOMMARLEK - Von allen Filmen, welche ich bisher von Bergman gesehen habe, ist SOMMARLEK der älteste, der sich mit der psychologischen Komplexität und dem düster-existenzialistischen Ton der Kernwerke des schwedischen Regisseurs messen kann. DAS LÄCHELN EINER SOMMERNACHT und speziell DIE ZEIT MIT MONIKA haben zwar einige Gemeinsamkeiten mit EINEN SOMMER LANG (deutscher Titel), doch sind sie beschwingter, ihre Figuren solider. Es ist ein wunderschön fotografierter, wenn auch deprimierender Film über Erinnerungen und Vergänglichkeit. Wunderbar langsam und koordiniert, dabei von unerhörter Intensität.</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<i>Um 23 Uhr ging es ins Bett. Ein wenig Schlaf würde mir sicherlich guttun. Ab 7 Uhr ging es aber wieder weiter. </i></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<a href="http://filmtagebuch-eule.blogspot.com/2019/04/teorema-1968.html" target="_blank"></a></div>
<br />
THE FOUNTAINHEAD - Ideale und künstlerisches Ausleben gehen für den Architekten Howard Roark vor Geld und Ruhm. Mit seinen modernen Visionen, die sich keinem klassischen Stil verpflichtet fühlen, stößt er bei Lehrmeistern, Investoren und Berufskollegen auf wenig Gegenliebe. Auf Kompromisse lässt sich der Sturkopf, der von allen Seiten vor dem finanziellen Ruin gewarnt wird, natürlich auch nicht ein. Fantastisch das Pokerface des Architekten spielend: Gary Cooper, dem keine Unsicherheit zu entlocken ist und dessen Zustimmungen und Ablehnungen etwas Finales haben. Die Beschäftigung des Films mit dem Thema der künstlerischen Integrität wirkt jedoch im Zusammenspiel mit einer antikollektivistischen Agenda und vor dem Hintergrund, dass es sich hierbei um ein Produkt aus Hollywood handelt, ziemlich unehrlich, zumal Coopers Figur in seinen Glaubenssätzen arg überzeichnet wirkt. Vidors Regie ist zeitweise jedoch ziemlich großartig und lässt die Unerträglichkeit einer heuchlerischen Ideologie beinahe vergessen. Die Szene, in der Cooper Patricia Neal verführt, würde man heute übrigens wohl eine Vergewaltigung nennen. Nicht zu unrecht.<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-cWRQ9Yws7BY/XjFcMPQQ4XI/AAAAAAAA8Vw/NE9JIiwJSrgiBNIus6ewLu2MvRspkT6NQCEwYBhgL/s1600/8ft1t5-1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="190" data-original-width="560" src="https://1.bp.blogspot.com/-cWRQ9Yws7BY/XjFcMPQQ4XI/AAAAAAAA8Vw/NE9JIiwJSrgiBNIus6ewLu2MvRspkT6NQCEwYBhgL/s1600/8ft1t5-1.jpg" /></a></div>
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<i>Kurz zum Bäcker. Warme Brötchen holen.</i></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
OCEAN'S TWELVE - Brad Pitt, George Clooney und Matt Damon ein zweites Mal zusammen als lässige Millionenräuber, die einen gewaltigen Coup durchführen. Dieses Mal geht es nicht um ein Kasino, sondern das für seinen ungeheuren Wert berüchtigte Fabergé-Ei in Rom, welches Oceans Truppe stehlen soll, um den Schaden aus dem ersten Teil der Heist-Trilogie zu begleichen. Es geht wie immer alles drunter und drüber und ständig werden die Karten für Aha- und Oho-Momente neu gemischt. Vincent Cassel als Meisterdieb darf sich in einer glorreichen Sequenz durch einen zufallsgenerierten Beschuss von Laserdetektoren turnen und Julia Roberts probiert, Julia Roberts zu spielen. Dazu die schmissige Musik, welche den rhythmischen Zusammenhang einzelner Episoden herzustellen weiß. In seinen besten Momenten ist OCEAN'S 12 einfach nur alberne, Star-getriebene Unterhaltung, und manchmal möchte man einfach nicht mehr.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
NUDO E SELVAGGIO - Der Italiener Michele Massimo Tarantini ging Mitte der Achtziger mit seiner Crew in den Dschungel Brasiliens, um einen schmuddeligen Abenteuerfilm mit viel nacktem Fleisch und Machosprüchen zu drehen. Als einer der letzten Kannibalenfilme vermarktet, hat er mit dem Genre, welches durch Herren wie Deodato oder Lenzi beackert wurde, jedoch wenig zu tun. NUDO E SELVAGGIO bietet dafür in jeder Szene ungehobelte Exploitation und politisch-inkorrekte Unterhaltung, für die man heute keinen Vertrag mit einem halbwegs seriösen Verleih mehr kriegen würde. Ein chauvinistischer Gewaltporno, der kein gutes Benehmen vortäuscht, nicht rasiert ist und sich unverkleidet präsentiert, ist mir oft jedoch zehn Mal lieber, als nich-authentische Trashklamotten, die sich mit dem Argument aus der Schlinge ziehen wollen, dass sie es ja gar nicht ernst meinen würden. Dagegen bietet MASSACRE IN DINOSAUR VALLEY (Alternativtitel) neben einer fetten Schicht an Zeitgeist noch flotte Sprüche und overactende Schauspieler, welche tatsächlich versuchen, adäquate Repräsentationen für ihre Charaktere zu finden. Wir wissen, dass solche Filme die Berufsbilder von Paläontologen, Archäologen, Models, Fotografen und Soldaten ins Extreme verzerren und dass wir selbst in den <i>Lustigen Taschenbüchern</i> bessere Beschreibungen der Vertreter dieser Zünfte finden würden. Aber um wie viel ärmer sähen diese schnell heruntergekurbelten Filme ohne Klischees aus? Schubladen sind durchaus da, um geöffnet zu werden. Das macht diese Billigproduktion einmal mehr deutlich. Und hier noch ein Schmankerl in Bezug auf die Dialogschrägheit des Films:</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<i>- Könntest du versuchen dieses Ding ruhiger zu fliegen?<br />- Wieso? Ich fliege doch ganz ruhig.<br />- Nein, es schwankt von einer Seite zur anderen.<br /> - Naja, es ist ein brasilianischer Hubschrauber.<br />- Und was bedeutet das?<br />- Er fliegt im Sambarhythmus!</i> </div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
THE WALKING DEAD - Michael Curtiz verbindet Justizdrama, Thriller, Komödie, Gangsterfilm und klassischen Horror zu einem gesellschaftskritischen Genrecocktail, welcher sich der oft gestellten Frage verschreibt, ob der Mensch einen Schöpfer spielen darf. Boris Karloff spielt in der Hauptrolle den zu Unrecht auf dem elektrischen Stuhl Hingerichteten, welcher von einem neugierigen Wissenschaftler reanimiert wird, um endlich eine Antwort darauf zu haben, was mit der Seele nach dem Tod des Körpers passiert. Fortan wandelt der Tote durch die Stadt und versetzt mit seiner Präsenz Menschen in Schrecken, welche ihn auf den elektrischen Stuhl brachten. Nach DOCTOR X und MYSTERY OF THE WAX MUSEUM war dies bereits der dritte Horrorfilmeintrag Curtiz', der sich bekanntlich so gut wie in jeder filmischen Sparte herumtrieb. Auch wenn Karloff wie Frankensteins Monster ausschaut und ihn visuell wenig von den Darstellungen für Universal trennt, ist seine Figur hier anders angelegt. Er ist nicht nur eine wissenschaftliche Kuriosität, dessen Körper für Forschungszwecke vereinnahmt wird, sondern auch ein Racheengel, der Gerechtigkeit wiederherstellt. </div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-58xdei1oiy4/XjFcMUDXyHI/AAAAAAAA8V4/P4n_1ogKZWg7QziPPnlsTyxUbmaj_U70QCEwYBhgL/s1600/8ft1t5-2.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="190" data-original-width="560" src="https://1.bp.blogspot.com/-58xdei1oiy4/XjFcMUDXyHI/AAAAAAAA8V4/P4n_1ogKZWg7QziPPnlsTyxUbmaj_U70QCEwYBhgL/s1600/8ft1t5-2.jpg" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<i>Eine zweistündige Pause folgte, in der man hier und dort ein wenig den Haushalt erledigte.</i> </div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
SLEEPWALKERS - Das einzige Wiedersehen bei diesem Marathon hatte ich mit SLEEPWALKERS, den ich irgendwann mit 16 oder 17 nachts im Fernsehen sah. Ich konnte mich allerdings nur noch an das Bild mit dem Haus und den Katzen drumherum erinnern, der Rest war nicht einmal mehr verschwommen da. Die Geschichte dreht sich um eine Mutter und deren Sohn, die Gestaltwandler sind und sich von der Lebensenergie weiblicher Jungfrauen ernähren. Speziell im ersten Drittel klagt der Film das Schicksal der beiden an, die sich jedes Mal eine neue Bleibe suchen müssen, sobald ihre Tarnung aufzufliegen droht. Dabei offenbart sich schnell ein inzestuöses Verhältnis in der Mutter-Sohn-Beziehung, das romantische Beziehungen, die außerhalb der familiären Sphäre liegen, eigentlich untersagt. Die Themen, denen sich Stephen King als Drehbuchautor hier widmete, bieten auf dem Papier ein spannendes Programm und tatsächlich wird die erste Hälfte, welche sich viel Zeit für eine harmonische Einführung aller Personen nimmt, den vorgebrachten Ideen gerecht. Die Flucht des Sohnes vor einem Bullenwagen zum Beispiel, in der wir vermittelt bekommen, dass diese <i>sleepwalker</i> auch die Macht haben, für das normale Auge zu verschwinden, ist mehr als grandios umgesetzt. Doch als man es mit dem Campfaktor übertreibt und die Sympathien sich vollends auf das von Mädchen Amick gespielte Jungfrauenopfer verlagern, entsteht ein Riss, den der Film nie mehr schließen wird. Denn mehr als blöd durch die Gegend kreischen lässt das Skript Frau Amick nicht, sodass man sich als Zuschauer aus der Erzählung ausgestoßen fühlt. Für SLEEPWALKERS schrieb Stephen King zum ersten Mal ein Drehbuch, das nicht auf einer bereits fertigen Arbeit basierte - das Ergebnis ist bestenfalls durchwachsen.</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
TO LIVE AND DIE IN L.A. - Nach dem Tod seines langjährigen Partners hat Detective Richard Chance die Nase endgültig voll von einem Geldfälscher namens Eric Master, dem die Polizei bereits seit einiger Zeit auf den Fersen ist. Nachdem so manches legale Mittel zur Bekämpfung ausgeschöpft wurde, verliert Chance die Geduld und nutzt die Möglichkeit, Eric Master als vermeintlicher Käufer gegenüberzutreten. Dafür muss er zunächst jedoch einen Überfall auf ein paar zwielichtige Gestalten verüben. Man merkt, TO LIVE AND DIE IN L.A. ist nicht zum Kuscheln gedacht. William Friedkin fasst seine Absagen an den konventionellen Copthriller und das oft gezeigte Glitzerbild von Los Angeles in zynischen Haltungen zusammen, welche bis zum blutigen Schluss nicht relativiert werden. Auffällig inszeniert sind natürlich die Verfolgungsjagden, ob zu Fuß oder mit dem Automobil. Sie bilden eine Hitzigkeit ab, die Bedrohlichkeit erzeugt und so selbst den schon skizzierten Antihelden unheimlicher macht. Überhaupt sind die Schauwerte, die der Film trotz seiner düsteren, die Dekonstruktion anpeilenden Haltung bietet, ziemlich enorm. TO LIVE AND DIE IN L.A. behauptet einen geileren Körper als FRENCH CONNECTION zu haben, doch fehlt ihm die formale Geschlossenheit des 1971 veröffentlichten Thrillers mit Gene Hackman. Das ist jedoch nur halb so schlimm, da man nie das Gefühl hat, dass das Projekt über Friedkins Absichten wachsen würde. Die Desillusion der Charaktere und ihr zweifelhaftes Weltverständnis werden durch die etwas poppigere Aufmachung schließlich nicht ausgehöhlt und sind schon gar keine Feigenblätter, um Gewalt, Mord, Selbstjustiz und misogyne Machtökonomie in überhöhter Form auszuschlachten. Schauspielerisch gibt es übrigens nichts zu mucken: William Petersen und Willem Defoe harmonieren als Kontrahenten gegeneinander derart gut, dass man die beiden in dem ein Jahr später erschienenen, von Michael Mann inszenierten MANHUNTER ebenfalls gerne zusammen gesehen hätte.</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
Ein solcher Marathon bringt mich mittlerweile nicht mehr zur Erschöpfung, fast hätte ich sogar noch weitergemacht. Die Vernunft hat jedoch gesiegt, was mich wirklich freut. Die Preisverleihung:<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
Ehrenpreis für den verstrahltesten Blödsinn: </div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
NUDO E SELVAGGIO</div>
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-cv1zsyAd-nw/XjFcM2HWevI/AAAAAAAA8V8/RmF4cSxRgdkTKq07o_ersBIArTLDyHC5gCEwYBhgL/s1600/adh85.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="300" data-original-width="200" src="https://1.bp.blogspot.com/-cv1zsyAd-nw/XjFcM2HWevI/AAAAAAAA8V8/RmF4cSxRgdkTKq07o_ersBIArTLDyHC5gCEwYBhgL/s1600/adh85.jpg" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
Bester Film: </div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
TO LIVE AND DIE IN L.A.</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-K8u5Z6tFYv0/XjFcNWcNRBI/AAAAAAAA8WA/yoEF8YKAQ2sxlCOp47pRxBpJvj_7xzPSgCEwYBhgL/s1600/toliveanddie85.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="300" data-original-width="200" src="https://1.bp.blogspot.com/-K8u5Z6tFYv0/XjFcNWcNRBI/AAAAAAAA8WA/yoEF8YKAQ2sxlCOp47pRxBpJvj_7xzPSgCEwYBhgL/s1600/toliveanddie85.jpg" /></a></div>
Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-73797009348987041512019-12-20T08:51:00.001-08:002019-12-20T08:51:29.372-08:00Spring Breakers (2012)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-OgduHb90_SM/XfkQjZIIBeI/AAAAAAAA7HM/Dxh8MtS2cqcVp6LmRQGMINIurSjol_rcACLcBGAsYHQ/s1600/sp.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-OgduHb90_SM/XfkQjZIIBeI/AAAAAAAA7HM/Dxh8MtS2cqcVp6LmRQGMINIurSjol_rcACLcBGAsYHQ/s1600/sp.jpg" /></a></div>
<br />
SPRING BREAKERS<br />
Regisseur: Harmony Korine<br />
USA 2012<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Oberflächen</div>
<br />
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Eine Flut an Farben, Lichtern und
stürmischen Synthesizerklängen; ein Ausbruch filmischen Wahnsinns,
welcher farblosesten Figuren Konturen, Schärfe und darüber hinaus
sogar Farbigkeit verleiht. Es ist die Geschichte einer Sinnsuche, die
in einem einfältigen Zynismus enden muss. Der Weg dorthin beginnt
als Anklage gegen eine dekadente Spaß- und Sensationskultur und
mündet schließlich in einer düsteren Farce, die mit weiblichen
Selbstermächtigungsfantasien ausgefüllt wird. Harmony Korine
vollführt Täuschungen und trickst nicht nur die Zuschauer aus, welche auf
die Oberflächen von Titten, Ärschen und sonstigen fleischlichen
Versprechungen eines wilden Teeniestreifens hereinfallen. Er spielt
auch mit den Erwartungen all jener, die den an niedrige Instinkte
appellierenden Oberflächenzauber als Kritik am weiß-westlichen
Konsumismus verstehen, jedoch von der zweiten Hälfte enttäuscht
werden, da diese sich nicht mehr der Kontinuität von anpassenden
Heranwachsenden und Ballermann-ähnlichem Antiintellektualismus
fügen. Diese Irreführung ist jedoch keine, die sich über das
Publikum stellt, sondern eine, die ihren Adressatenkreis
intellektuell herausfordert. Wer nicht den leisesten Zweifel an der
schäbigen Arglosigkeit der vier Mädels hatte, wird im Laufe des
Streifens eines Besseren belehrt. Die jungen Frauen beginnen in der
zweiten Hälfte, ihre Weiblichkeit über Autonomie zu definieren. Die einen verschwinden, weil ihnen die Drohungen des
Unberechenbaren Angst einflössen, die anderen stehen genau auf diese
Art von Thrill, für den ein dubioser Hedonist namens Alien
verantwortlich ist. Der von James Franco genialisch verkörperte
Charakter ist dabei eine Art Popkulturansammlung auf zwei Beinen. In
ihm verschmelzen lausigste Rapperklischees sowie platteste
Ghettoattitüden, eine Vielzahl seiner Gesten scheint mühsam
einstudiert zu sein und er vergöttert selbstverständlich den Film
SCARFACE, der bei ihm in Dauerschleife läuft. Er ist selbst zu einer
Oberfläche geworden, einer Wallpaper-Collage des amerikanischen
Traums, dem in SPRING BREAKERS nachgejagt wird. Harmony Korine stellt
vor allem die These auf, dass die spirituellen Neigungen in den
westlichen Gesellschaften, auch in den Staaten, sich verändert haben. Der
christliche Glaube wurde durch den Glauben an den Materialismus ersetzt.
Obschon also hier alles blitzt, strahlt und kein Stäubchen
auszumachen ist, besitzt der Film inhaltlich-programmatische
Verknüpfungen mit den weniger in Neonlichtfarben getauchten und von
bunten Bikinis bevölkerten GUMMO oder TRASH HUMPERS. Diese
Anklageschriften Korines richten sich gegen die Widersprüche des
weiß-amerikanischen Traums und natürlich seiner zahlreichen
Abgründe, in die er uns aus unterschiedlichen Winkeln blicken lässt. Selbst Britney Spears wird nicht ausgelassen und der Mensch, der sich mit mir den Film ansah, meinte nach dem Erlebnis dann auch, dass ihr Song <i>Everytime</i> ganz schön gefickt wurde. <i>Gefickt</i>. Ich dachte ein wenig über diese Anmerkung nach, dann wurde mir klar: Ich hätte es nicht besser ausdrücken können.</div>
Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-16490848277811738352019-12-12T12:56:00.000-08:002019-12-12T22:08:01.837-08:00Uccellacci e uccellini (1966)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-lfmIzquwh6g/XfKeY-S27fI/AAAAAAAA7HA/W4mV8KsRC2EJcyiSlw-wjV9Qt3xaAJvWwCLcBGAsYHQ/s1600/uceuc.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-lfmIzquwh6g/XfKeY-S27fI/AAAAAAAA7HA/W4mV8KsRC2EJcyiSlw-wjV9Qt3xaAJvWwCLcBGAsYHQ/s1600/uceuc.jpg" /></a></div>
<br />
UCCELLACCI E UCCELLINI<br />
(Große Vögel, kleine Vögel)<br />
Regisseur: Pier Paolo Pasolini<br />
Italien 1966<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Falken und Spatzen</div>
<br />
Ohne Umschweife entwickelt UCCELLACCI E UCCELLINI gleich zu Beginn einen Hunger nach eskalierendem Nonkonformismus, einem schelmischen Spiel mit dem Unberechenbaren. Wer den Vorspann mit der Nennung der wichtigsten Namen stumm schaltet, wird gar nicht mitkriegen, was er verpasst. Es gibt unter den famosesten Vertretern besonders kreativ gestaltete Creditsequenzen, welche mit viel Liebe und Aufwand angefertigt wurden und teilweise schon eine künstlerische Form an sich erreichen - und dann gibt es eben die ersten Minuten von UCCELLACI E UCCELINI. Was? Ja, genau. Die Aufzählung des Stabes wird nämlich gesungen (von Domenico Modugno) und bereits an diesem Punkt geht der Film der Gewöhnlichkeit aus dem Weg. Wäre Pasolinis Werk ein junger Mensch, dann würde man die Diagnose anstellen, dieser sei auf die schiefe Bahn geraten. Falsche Freunde, Drogen, so was in der Art. UCCELLACI E UCCELINI, sein Ansehen gefährdete dabei Produzent Alfredo Bini und seine Reputation aufs Spiel setzte Regisseur Pier Paolo Pasolini. In dieser Neigung, sich außerhalb der Normalität, den Schablonen, zu positionieren, steckt auch ein Versprechen. Überraschenderweise wird dieses ohne Einschränkungen eingelöst und so bekommt der Vorspann etwas zutiefst Programmatisches. Man hätte den Zuschauer kaum besser auf diesen Film vorbereiten können, welcher sich zwischen Komödie, Roadmovie, Allegorie und vielleicht gar Satire bewegt, dabei nebenbei Pasolini-typische Betrachtungen über Marxismus, Christentum und die Klassengesellschaft streift. Für platteste Albernheiten ist sich dieser Film aber nie zu schade, weshalb hier mehr als nur einmal Menschen wie in den abgedroschensten Slapsticknummern aus der Stummfilmperiode hin- und herflitzen. Der kompositorisch strengste Filmemacher war Pasolini ja nie, aber das hier? Totò und Ninetto Davoli verkörpern das wandernde Vater-Sohn-Paar mit einer guten Portion humoresker Leichtigkeit und der sie begleitende Rabe, dessen Laufstil bei dem ein oder anderen Zuschauer bereits Lachkrämpfe auslösen könnte, wird im Verlauf zum heimlichen Hauptdarsteller, der die geistige Aufmerksamkeit durch seine Reden von politischen Ideologien ganz auf sich zu lenken weiß. So sehr GROSSE VÖGEL, KLEINE VÖGEL einen oberflächlich eingängigen Eindruck macht, so sehr ist er auch durch seine reichhaltige Nutzung von Symbolen, Metaphern und politisch-kulturellen Verweisen schwer entschlüsselbar. Warum wählte Pier Paolo überhaupt diese populär-humoristische Form, um seine Standpunkte zu vertreten? Ideologiekritische Betrachtungen verdeckte er damit jedenfalls keineswegs und es schien auch gar nicht seine Absicht gewesen zu sein. Manch einer wird den Streifen für ein unausgegorenes Experiment halten. Man kann sich problemlos vorstellen, wie der ein oder andere zeitgenössische Kritiker Pasolinis nach der Sichtung erst recht dazu verleitet wurde, sich zu ereifern und dem Regisseur einen Mangel an Stil- und Geschmackssicherheit zu unterstellen. Uns soll das jedoch keineswegs stören, UCCELLACCI E UCCELLINI wurde mit der Hand eines Meisters geführt, der den stürmischen Elan der Abenteur gekonnt mit den beiden geistig nicht von der Stelle tretenden Protagonisten kontrastiert, um irrwitzige Episoden zu produzieren.Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-66236270001652789802019-12-07T04:33:00.000-08:002019-12-07T04:42:26.409-08:00Nachgereicht #Horrorctober 2019: Zombie: La creazione (2007)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-oedMx7q4HVE/XaQ-IRgXjkI/AAAAAAAA6jw/-G5hcraY1DA-vNsrBAwB7Tf5vIGIZqwEQCLcBGAsYHQ/s1600/hc201922.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="313" data-original-width="560" src="https://1.bp.blogspot.com/-oedMx7q4HVE/XaQ-IRgXjkI/AAAAAAAA6jw/-G5hcraY1DA-vNsrBAwB7Tf5vIGIZqwEQCLcBGAsYHQ/s1600/hc201922.jpg" /></a></div>
<div style="text-align: center;">
<br /></div>
<div style="text-align: center;">
<a href="http://filmtagebuch-eule.blogspot.com/2019/09/horrorctober-2019-die-filmauswahl.html" target="_blank"><i>Alle Informationen zur Reihe #Horrorctober 2019</i></a></div>
<br />
<div style="text-align: center;">
#5</div>
<div style="text-align: center;">
ZOMBIE: LA CREAZIONE<br />
(Zombies – The Beginning) </div>
<div style="text-align: center;">
Regisseur: Bruno Mattei</div>
<div style="text-align: center;">
Italien 2007</div>
<br />
<div style="text-align: center;">
<div style="text-align: center;">
<span style="font-family: inherit;"> [Im Vorfeld]</span></div>
</div>
Irgendwie verspüre ich einen Bammel vor dem letzten Film von Bruno Mattei, der in den Achtzigern zur Crème de la Crème der italienischen Regie-Zyniker zählte. Ich kenne keines der Spätwerke dieses Herrn, doch wissen wir alle, wie unsexy und ungalant digital gedrehte Horrorfilme der Z-Klasse sein können. Dennoch: Dass Mattei auch in seinem Karriere abschließenden Film an der Untotenthematik festhielt, bringt doch irgendwie einen besonderen Charme mit sich.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-k4rsJJ1C6gw/XeuVlsaNbeI/AAAAAAAA7Fs/xAPGQIgSOI8VdPBe0WLsO2ezNytDXXKxwCLcBGAsYHQ/s1600/ztb.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="170" src="https://1.bp.blogspot.com/-k4rsJJ1C6gw/XeuVlsaNbeI/AAAAAAAA7Fs/xAPGQIgSOI8VdPBe0WLsO2ezNytDXXKxwCLcBGAsYHQ/s1600/ztb.jpg" /></a></div>
<br />
<div style="text-align: center;">
[Im Geschehen]</div>
Im Mittelpunkt steht die Wissenschaftlerin Sharon, deren Team von einer Horde Zombies abgeschlachtet und verspeist wird, nachdem dieses auf einer unbekannten Insel ankommt. Nur ihr gelingt die Flucht, doch ihre Vorgesetzten wollen in dem Zwischenfall nicht weiter nachforschen und kündigen ihr sogar. Ein halbes Jahr später wird sie vom Vertreter eines Pharmakonzerns dazu überredet, mit einer Crew von Soldaten und Wissenschaftlern nochmals die Insel zu besuchen. Eigentlich darf man sich nicht wundern, dass der italienische Regisseur sich auch in den Zweitausendern an dem Wiedergängerthema abarbeitete, wurden Zombiestreifen nach den kommerziellen Erfolgen von 28 DAYS LATER und der Neuauflage von DAWN OF THE DEAD doch wieder en vogue. Und wie wir bestens wissen, war Mattei stets schnell beim Kopieren von Dingen, welche sich an der Kasse erweisen konnten. Obschon ZOMBIE: LA CREAZIONE um Querdenkerei einen großen Bogen macht und Formeln aussichtslos abpaust, muss man konstatieren, dass dieser mit spürbar handwerklichem Geschick zusammengezimmert wurde. Mattei hatte zwar weiterhin keine Ahnung, was eine hübsche Bildkomposition ist, doch scheinbar lernte er in den Jahren nach Werken wie DIE HÖLLE DER LEBENDEN TOTEN (VIRUS, 1980) oder HEROIN FORCE (TRAPPOLA DIABOLICA, 1988) ein bisschen dazu. Den Halitus des Vermoderten wurde er natürlich nicht los, doch es scheint, dass das Prinzip der Mäßigung im Alter auch für ihn Sinn machte. Haben wir es hier mit einer natürlichen Entwicklung einer künstlerischen Karriere zu tun? Mehr Budget hatte der Italiener jedenfalls nicht zur Verfügung, sodass die Sets an die optisch sich ähnelnden Genrefilme in Militärkomplexen erinnern, wie sie eigentlich in den Neunzigern häufig anzutreffen waren. Schmucklose Räumlichkeiten und mit Computerbildschirmen der Windows-98-Ära ausgestattete Lagerhallen, die es uns schwer machen, irgendwelche Imaginationen freizusetzen. Hinzu kommen hier Wissenschaftler sowie natürlich Männer mit dicken Schultern und Wummen, welche eine ununterscheidbare Präsenz haben, an die man sich fünf Minuten nach dem Abspann nicht mehr entsinnen kann. Das Drehbuch von Giovanni Paolucci und Antonio Tentori macht noch den Fauxpas, der Heldin ihren Status als Dreh- und Angelpunkt im Mittelteil zu streichen. Erst im letzten Drittel darf sie wieder eingreifen und den gefühlt drei Köpfe größeren Männern zeigen, wie man es anzustellen hat. Die Schauspielerin Yvette Yzon macht ihre Sache recht klasse, wenngleich ihr sehr zierlicher Körperbau und ihre besonders schmalen Schultern sie in eine unglaubhafte Position stoßen. Das Ende hält übrigens visuelle Überraschungen und echte Ekelmomente bereit, die man so traditionellerweise nicht mit dem Œuvre von Bruno Mattei verbindet und die mich sowohl an das Finale von PREDATOR 2 denken ließen als auch an die Arbeiten von Stuart Gordon bzw. Brian Yuzna. James Camerons ALIENS ist ebenfalls so eine Referenz, die immer wieder aufgegriffen wird.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-7Yan3onWHoI/XeuVlmSeByI/AAAAAAAA7Fo/F70QV5whHcgP6BKnYpuA65uULNaE_oGbgCEwYBhgL/s1600/ztb2.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-7Yan3onWHoI/XeuVlmSeByI/AAAAAAAA7Fo/F70QV5whHcgP6BKnYpuA65uULNaE_oGbgCEwYBhgL/s1600/ztb2.jpg" /></a></div>
<br />
<div style="text-align: center;">
[Im Großen und Ganzen]</div>
Wer über einen filmkulturell breiten Horizont verfügt, sollte wissen, worauf er sich bei dem Namen Bruno Mattei einlässt. Das ist natürlich ein wenig gehaltvoller Zombiefilm mit der Brechstange, abgefilmt unter genau den billigen Umständen, die man auch so erwarten würde. Dennoch scheint mir der in beträchtlichen Maßen auftauchende Zynismus alter Mattei-Werke hier ein wenig gedrosselt. ZOMBIE: LA CREAZIONE versucht sogar relativ aufrichtig, die Themen Untote und Genexperimente inhaltlich wie optisch zu verbinden, das Genre weiterzudenken. Weiterdenken. Kann man dieses Wort mit diesem Filmemacher auf legale Weise überhaupt in Verbindung bringen? Der Film war jedenfalls als Mittelteil einer Trilogie gedacht, angefangen mit ISLAND OF THE LIVING DEAD (L'ISOLA DEI MORTI VIVENTI, 2006), jedoch verstarb Bruno Mattei bereits während der Postproduktion von ZOMBIE: LA CREAZIONE.Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-84740406201335366732019-12-05T10:22:00.000-08:002019-12-07T04:25:23.583-08:00The Hole in the Ground (2019)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-6LdaU_ULK7w/Xek_a1P96CI/AAAAAAAA7EU/XG51Mz05SWYPn7p97Z2oMFXToEen1Qa9gCLcBGAsYHQ/s1600/thitg.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-6LdaU_ULK7w/Xek_a1P96CI/AAAAAAAA7EU/XG51Mz05SWYPn7p97Z2oMFXToEen1Qa9gCLcBGAsYHQ/s1600/thitg.jpg" /></a></div>
<br />
THE HOLE IN THE GROUND<br />
Regisseur: Lee Cronin<br />
Irland/Belgien/Finnland 2019<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Ist das noch mein Sohn?</div>
<br />
Ein riesiges, Krater-ähnliches Loch klafft im Boden, umgeben von einem Wald, welcher aus dicht aneinanderstehenden Bäumen besteht. In unmittelbarer Nähe dieser schaurigen Realität, fernab von der Zivilisation, wohnt seit Kurzem eine junge Frau mit ihrem kleinen Sohn. Es könnte ein idyllisches Leben in dieser irischen Provinz sein, in diesem unfertigen Häuschen ohne postalische Adresse - wären da nicht die Sorgen der Mutter, dass der Junge nach seinem kurzen Ausflug ins unheimliche Waldstück nicht mehr ihr Kind sei. Die ästhetische Verwandtschaft mit HEREDITARY und die thematische Ähnlichkeit zu THE BABADOOK sind nicht zu widerlegen, doch immerhin ja nicht als die schlechtesten Verbindungen zu nennen, die ein solcher Film eingehen kann. Einem Vergleich hält THE HOLE IN THE GROUND allerdings nicht stand, vor allem dann, wenn man ihn auf kinematografische Kriterien abklopft. Bildaufbau, Atmosphäre oder Pacing verhalten sich in der Tat ähnlich, und die Stringenz der Elemente ist ausdrücklich herauszustellen, doch ihm mangelt es eindeutig an jener handschriftlichen Höhe, welche den beiden genannten Vorbildern ohne Wenn und Aber zuzuschreiben ist. Was die inhaltlichen Belange angeht, sind die letzten Meter, die das Werk von etwas Großem trennen, vergleichbar. Das Unbehagen vor dem Verlust der Verbindung zum Kind, von dem man sich Stück für Stück abzuseilen beginnt, hätte man mit dem gesellschaftlichen Imperativ denken können, dass man als Elternteil seine Kinder unter allen Umständen zu lieben hat. Diesen mutigen Schritt macht THE HOLE IN THE GROUND dann leider nicht beziehungsweise nicht konsequent, trotzdem lässt sich das Geschehen als Metapher einer gestörten Liebe zum eigenen Kind deuten. Die Wahrnehmung kleiner Unterschiede bezüglich der Verhaltensweise reichen bereits aus, um die Illusion auffliegen zu lassen. In einer Mischung aus Bewusstsein, Sensibilität und Intuition, welche sich nur durch eine enge Bindung entwickeln können, entdeckt die Mutter Risse und Furchen, weiß das geschätzte Original von der minderwertigen, mit bösen Absichten gefüllten Kopie zu unterscheiden. Die Beunruhigung setzt sich allerdings nicht in hysterischen Anfällen fort, sondern macht sich in rationalem Aktionismus bemerkbar. Dies wird auch von der jung ausschauenden Schauspielerin Seána Kerslake getragen, die ihre Rolle mit einem sonderbaren Charme ausfüllt. Die Erzählung kann deshalb ein angenehmes Tempo entwickeln und wir können in Ruhe die Biegungen erkunden, in die uns der Plot zwingt. Den Blick der Mutter verlassen wir dabei nicht, ihre Besorgnis sowie ihre Furcht setzt dann natürlich das Identifikationspotenzial frei, das es braucht, um uns in der psychologischen Qualität des Stoffes zu verlieren. Diese Psychologie mag sich banalste Gelegenheiten suchen, um sich in den Vordergrund zu stellen, doch letztlich geht es in diesem Zwischending von Horror und Familiendrama um kollektive Alltagsängste, ungeheilte Wunden und den Schrecken der Entfremdung. THE HOLE IN THE GROUND geht mit dem Doppelgängermotiv zugegebenermaßen plakativer um, als es in den letzten Jahren ICH SEH ICH SEH oder <a href="https://filmtagebuch-eule.blogspot.com/2019/03/us-2019.html" target="_blank">US</a> getan haben. Das ist jedoch kein hinreichender Grund, den Film auszulassen. Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-16794481578012290002019-12-02T09:06:00.001-08:002019-12-02T09:11:01.409-08:00Kurzfilm: A Sea Dog's Tale (1926)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-4cxmnH4Xkhg/XeU_pjy_dZI/AAAAAAAA7EI/SXHH0UcjCzUyhzldgWEVReRNoXFBoYW6ACLcBGAsYHQ/s1600/asdt.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-4cxmnH4Xkhg/XeU_pjy_dZI/AAAAAAAA7EI/SXHH0UcjCzUyhzldgWEVReRNoXFBoYW6ACLcBGAsYHQ/s1600/asdt.jpg" /></a></div>
<br />
A SEA DOG'S TALE<br />
Regisseur: Del Lord<br />
USA 1926<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Der Schürzenjäger mit dem lustigen Schnauzer</div>
<br />
Auf der Südseeinsel Salami mangelt es an heiratswürdigem Material, so zumindest die Meinung der hübschen und anspruchsvollen Prinzessin Vanilla, deren Vater Gumbo der Anführer des Stamms ist. Als sie das Foto eines Mannes namens Wilbur Waters in einer Zeitung entdeckt, macht sie ihren Papa darauf aufmerksam, dass dieser weiße Kerl ihr auserwählter Traumpartner sei und dass sie nur ihn heiraten wolle. Gumbo setzt also alle Hebel in Bewegung, um seiner Tochter den Wunsch zu erfüllen. Ironischerweise wird Wilbur bei einer anderen Hochzeit abgefangen - kurz bevor er das Ja-Wort hinausschleudern kann. Zum Ärger seiner Fast-Gattin wird er auf die Insel gebracht und muss sich dort Essgewohnheiten und Ritualen aussetzen, bis er im Meer seine wahre Liebe findet. A SEA DOG'S TALE gehört in die Zeit der nicht gerade ruhmreichen Darstellungen exotischer Kulturen. Weiße bemalten sich, brachten einen großen Plastikring an ihre Nasen an, und aßen Spaghettinudeln mit den Händen, nicht ohne diese vorher am Finger für ein paar billige Lacher umherzuschwingen. In diese Atmosphäre eines soziologischen Exotismus wirft man die Figur des Schauspielers Billy Bevan hinein, den man am ehesten aus ANOTHER DAWN (William Dieterle, 1932) kennen könnte. Nach einigem Fat-Shaming- und Culture-Clash-Klamauk stürzt man den Schürzenjäger mit dem lustigen Schnauzer hinterhältig ins Meer. Hier bäumt sich der Kurzfilm endlich auf, trägt Witze und drolligen Surrealismus auf. Ein Seestern wird zum Polizeistern umfunktioniert, wodurch der Besitzer sich Dirigent des Straßenverkehrs der Fische aufspielen darf. Daneben wird noch eine industriell hergestellte Büchse mit quicklebendigen Sardinen geöffnet und die Zweisamkeit mit einer Nixe angestrebt. Elf Minuten, die man auch hätte sinnloser verbringen können.Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-65199634094912265522019-11-29T03:36:00.000-08:002019-11-29T03:36:37.757-08:00Gisaengchung (2019)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-IXa281AisUA/XeD9miWXdqI/AAAAAAAA7Dw/6vuZw3HTlRclVFy07arelvNCcmTwi5pZwCLcBGAsYHQ/s1600/ps1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-IXa281AisUA/XeD9miWXdqI/AAAAAAAA7Dw/6vuZw3HTlRclVFy07arelvNCcmTwi5pZwCLcBGAsYHQ/s1600/ps1.jpg" /></a></div>
<br />
GISAENGCHUNG<br />
(Parasite) <br />
Regisseur: Bong Joon-ho<br />
Südkorea 2019<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Parasiten wie wir</div>
<br />
Nach ASCHE IST REINES WEISS und BURNING nun der nächste große ostasiatische Hit in kurzer Zeit, den Kenner der Materie zu den großen cineastischen Juwelen des 21. Jahrhunderts zählen. Die Prämisse ist denkbar einfach: Eine vierköpfige arbeitslose Familie aus einem Armenviertel - bestehend aus Vater, Mutter, Tochter, Sohn - nistet sich schrittweise bei einer vierköpfigen wohlhabenden und vornehmen Familie ein, indem sie ihre Arbeitskraft und ihre erdichteten Lebensläufe anbietet. Dabei bekommen wir es mit unverkrampfter Hochstaplerei sowie dreistester Bekämpfung der Konkurrenz auf der einen Seite und sorgenloser Naivität auf der anderen Seite zu tun. Parasitär verhalten sich selbstredend beide Parteien und die große Irritation entsteht durch die Selbstverständlichkeit bezüglich der Ausnutzung von Ressourcen. Wir fiebern dennoch mit den Hauptfiguren mit, der Familie, die in einer kleinen Kellerwohnung lebt und es nicht einmal auf die Reihe bekommt, Pizzakartons ordentlich zusammenzufalten. Die eigentlich untragbaren Umstände werden nicht näher erklärt, die familiäre Historie nicht vor uns ausgebreitet. Der Film weiß: In einem System der Ungleichverteilung ist die Messung von Schuld schwierig und deshalb versucht er auch gar nichts erst, uns über den Hintergrund zu unterrichten. Man hätte etwas Tragisches erfinden können, aber was, wenn es hinter all dem keine Tragik gibt? Bong Joon-ho verzichtet hierbei gekonnt auf Privatismus und starrt vergnügt in die systemischen Abgründe. Vergnügt, weil PARASITE zunächst als bissige Satire beginnt. Doch nach und nach schmerzt, was wir erleben müssen. Der Film lässt unsere moralische Kompassnadel verrückt spielen, einen heimlichen Seitenwechsel provozieren oder gar Mitleid mit der wohlhabenden Sippe haben. Man möchte am liebsten in das filmische Geschehen hineinspazieren und die Figuren fragen: Was tut ihr da eigentlich? Nun ist es nicht so, dass es keine Filme über die Auswüchse des Kapitalismus gäbe. Doch diese vereint oft die Perpetuierung von Klassenkampfklischees, die vielmehr einem süßen Wunschgefühl entspringen, als dem Versuch, sich der Wirklichkeit anzunähern. Denn tatsächliche Klassenkämpfe, also Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen sozialen Klassen, finden selten statt. Wenn ein großer Fisch einen kleinen Fisch verschlingt, kann man wohl kaum von einem Kampf sprechen. Bong Joon-ho pinkelt deshalb auf die Klassenkampf-Mär und zeigt, dass der echte Streit im Kapitalismus sich auf den billigsten Plätzen abspielt, nämlich unter den Leuten, die über ein geringes soziales, kulturelles und wirtschaftliches Kapital verfügen. Der Regisseur nimmt speziell Bezug auf die Klassenunterschiede in Südkorea, doch mit Abstrichen lassen sich die dargestellten sozialdarwinistischen Prinzipien auf jeden technologisch fortgeschrittenen, kapitalistisch ausgerichteten Staat übertragen. Die andere Beobachtung hinsichtlich der Betrachtung der Kategorie Klasse gelingt dem Film, wenn er den Menschen ohne Kapital ihre Grenzen aufzeigt. Diese mögen den Habitus der Elite bis zu einem gewissen Grad nachahmen können, wenngleich aus dies hinterfragt wird, doch den Stallgeruch werden sie nicht los. Man sagt ja, dass der Geruchssinn der einzige unserer fünf Sinne sei, der sich nicht filtern lässt. Die olfaktorischen Realitäten werden im und vom Film dann auch zunehmend demütigender und unerträglicher formuliert, bis ein Punkt erreicht ist, an dem es wirklich nicht mehr lustig wird. PARASITE vermischt Genres, die sich innerhalb anderer Drehbücher und in schlechten Händen sehr wahrscheinlich anmaulen oder in die Haare kriegen würden. Hier gehen sie jedoch Hand in Hand, als sei es das Normalste auf der Welt. Bong Joon-ho hat schon einige Kracher realisiert und, wenn wir mal ehrlich sind, ist jeder Film des Südkoreaners lohnenswert. Doch PARASITE ist noch einmal eine ganz andere Liga.Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-12083197126371238292019-11-05T02:04:00.000-08:002019-11-05T09:12:10.073-08:00L'arciere di fuoco (1971)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-GfzfFG-ZO00/XcBgNs-JCdI/AAAAAAAA6nA/4oLmqWnWqNweW0q9vkWSWYj1jXnUc2fGACLcBGAsYHQ/s1600/dfpdr.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-GfzfFG-ZO00/XcBgNs-JCdI/AAAAAAAA6nA/4oLmqWnWqNweW0q9vkWSWYj1jXnUc2fGACLcBGAsYHQ/s1600/dfpdr.jpg" /></a></div>
<br />
L'ARCIERE DI FUOCO<br />
(Der feurige Pfeil der Rache) <br />
Regisseur: Giorgio Ferroni<br />
Italien 1971<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Der süße Stallgeruch</div>
<br />
Ein strahlender Aristokrat inmitten von Normaloerdenbewohnern, mit denen
er wildert und stiehlt. Für eine kurze Zeit schließen sich
unterschiedliche Stände zusammen, die unter
Standardbedingungen nicht viel Umgang miteinander hätten. Doch Hierarchien oder Ständeordnungen werden nicht aufgehoben, sondern unsichtbar gemacht. Nach der Aufnahme in den Kreis der aufständischen Angelsachsen nennt sich der Adelige Sir Henry fortan nur noch Robin Hood und gibt damit zeitweise seine wahre Identität auf. Nicht nach seinem Stand möchte der edle Mann bewertet werden, sondern nach seinen Fähigkeiten. Dagegen ist nur wenig einzuwenden, hat er doch einiges auf dem Kasten. Die Schwertkunst beherrscht er ebenso gut wie die Benutzung von Pfeil und Bogen. Wenn ihm keine Waffen zur Verfügung stehen, helfen auch die nackten Fäuste. Doch den an ihm klebenden süßen Stallgeruch kann Sir Henry von Nottingham trotz Verleugnung seiner Herkunft nie komplett loswerden. Möge die Bande Robin als einen von ihnen betrachten, wir als Zuschauer sehen zuvorderst den Western-Star Giuliano Gemma, welcher mit einer gehörigen Portion Selbstverliebtheit spielt, der ein unverschämt sicheres Auftreten anhängt. Jede noch so schwierige, komplizierte oder peinliche Situation zerplatzt an seiner verschmitzten Visage, die um die Quasi-Übermenschlichkeit ihres Trägers weiß. Bei dem dauergrinsenden Gemma kommt man sich ohnehin wie in einer zu lang geratenen Zahnpastawerbung mit nie aufhörender Beweisführung vor. Ähnlich mit dem Hang zur Kasperei und frei von Realismus interpretiert auch Mario Adorf seine Rolle des Mönches Bruder Tuck, der mit seinen Lateinimitationen Schwung auf die Leinwand bringt. Regisseur Ferroni lässt es sich nicht nehmen, aus der englischen Sage einen Abenteuerklamauk zu fabrizieren, der das Parodiepotenzial in den Vordergrund schiebt und die sozialen Fragen ausklammert. Gerechtigkeit bedeutet hier, dass der gute König den Thron besteigen darf. Die Simplizität der ideologischen Einigkeit entreißt den gewieften Kompositionen, die den Bildern zur Prägnanz verhelfen und selbst Massenszenen in übersichtliche Tableaus übersetzen, jedoch nicht die Faszination. Ferroni ist letztlich ziemlich toll darin, ein Filmemacher zu sein, der niedergeschriebenes Mittelmaß in ein wunderhübsches dringliches Aquarell verwandeln kann.Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-43148277381349577792019-11-05T01:21:00.000-08:002019-11-13T23:49:06.314-08:00Glanz & Gloria (2012)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-BUyQ4M-5o-s/XcEzM9Qng0I/AAAAAAAA6nQ/mKI3izWAM8Asb15bamqaV3F1W-v9n0KGwCLcBGAsYHQ/s1600/amgg.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-BUyQ4M-5o-s/XcEzM9Qng0I/AAAAAAAA6nQ/mKI3izWAM8Asb15bamqaV3F1W-v9n0KGwCLcBGAsYHQ/s1600/amgg.jpg" /></a></div>
<br />
GLANZ & GLORIA<br />
Regisseur: Andreas Coupon<br />
Deutschland 2012<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Die Sehnsucht nach Liebe und Licht</div>
<br />
Alexander Marcus' Hype entstand noch in der Frühzeit von YouTube, als er mit seinen für schmales Geld produzierten Musikvideos wie CIAO CIAO BELLA oder PAPAYA bei der Internetcommunity reüssierte. Die bekloppte Mischung aus Schlagertexten, melodisch-elektronischen Klängen und einem albern-unorthodoxen Auftreten sprach sich schnell herum, fand Zustimmung wie auch Hohn. Für die einen war es eine gelungene Heile-Welt-Parodie, die sich um Mainstreamverträglichkeiten nicht kümmert, für die anderen war der Liedermacher nur eine weitere klägliche, das postironische Zeitalter repräsentierende Kunstfigur. 2012 schien die Nachfrage nach dem Kerl so groß zu sein, dass man gleich einen Kinofilm produzieren musste. In dem größtenteils mit Fanspenden finanzierten Projekt geht es um Marcus selbst und seinen Sturz als umjubelten Popstar, nachdem er aufgrund einer Überdosis der Droge Egoin zusammenbricht und in eine Klinik eingewiesen wird. Die Liebe zu einer Kiste und die Bibel helfen ihm dort jedoch, auf den richtigen Pfad zu finden, gesund zu werden und aus der Anstalt zu fliehen. Wenn schon die Musikvideos einen polarisierenden Beknacktheitsgrad aufweisen, versteht es sich natürlich von selbst, dass der Film gar nicht erst versucht, mit Seriosität Punkte zu machen. Dafür ist dann Alexander Marcus auch ein zu schlechter Schauspieler, sein Manierismus mute ja selbst im Umfeld einer tumben Komödie ziemlich weltfremd an. Doch GLANZ & GLORIA versucht keine Vertuschungsmanöver und möchte auch nicht über sich hinaus wachsen. Die einzige Mission dieses Films ist es, Albernheiten und lausige Gags hageln und platzen zu lassen. Die Geschichte ist bloß Mittel zum Zweck, im Scheinwerferlicht sonnt sich dieses anrüchige Gemisch aus Falco und Helge Schneider, das auf den Namen Alexander Marcus hört. Eine sympathische Flitzpiepe, deren Lächeln aus dem 18. Jahrhundert zu stammen scheint und deren Haare früher noch wenigstens zum Wischen des Bodens getaugt hätten. Natürlich darf der Marcus auch seine Singorgien trällern, sich stimmlich strapazieren, seine Gassenhauer zum Besten geben. GLANZ & GLORIA, ein deutsches Musical mit Schunkelfaktor und flirrender Discoluft. Jede Ähnlichkeit mit feiner Kinematografie ist hier eh nur zufällig, aber das ist auch anders nicht zu erwarten. Normalerweise fallen Filme bei mir durch, die vorsätzlich den Begriff von Trash vulgarisieren, doch Marcus ist ein zu drolliger Spaßmacher, als dass man ihm das nicht verzeihen könnte. <i>"In der Disco La Cola, da gibt's keine Grenzen, schon längst nicht mehr ..."</i>, heißt es im letzten Lied. Und in der Tat, an Grenzen, Schubladen und Konventionen kann sich auch dieser Film nicht gewöhnen. Die Enge der Klinik, die Enge des von außen langweilig ausschauenden Familienhäuschens, in dem das dramatische Finale spielt, sind keine Umgebung für einen majestätischen Freigeist. Er braucht Orte voller Liebe und Licht.Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-88091636761819130092019-11-04T09:19:00.001-08:002019-11-13T23:47:11.022-08:00#Horrorctober 2019: Il mulino delle donne di pietra (1960)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-oedMx7q4HVE/XaQ-IRgXjkI/AAAAAAAA6jw/-G5hcraY1DA-vNsrBAwB7Tf5vIGIZqwEQCLcBGAsYHQ/s1600/hc201922.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="313" data-original-width="560" src="https://1.bp.blogspot.com/-oedMx7q4HVE/XaQ-IRgXjkI/AAAAAAAA6jw/-G5hcraY1DA-vNsrBAwB7Tf5vIGIZqwEQCLcBGAsYHQ/s1600/hc201922.jpg" /></a></div>
<div style="text-align: center;">
<br /></div>
<div style="text-align: center;">
<a href="http://filmtagebuch-eule.blogspot.com/2019/09/horrorctober-2019-die-filmauswahl.html" target="_blank"><i>Alle Informationen zur Reihe #Horrorctober 2019</i></a></div>
<br />
<div style="text-align: center;">
#4</div>
<div style="text-align: center;">
IL MULINO DELLE DONNE DI PIETRA<br />
(Die Mühle der versteinerten Frauen) </div>
<div style="text-align: center;">
Regisseur: Giorgio Ferroni</div>
<div style="text-align: center;">
Italien/Frankreich 1960</div>
<br />
<div style="text-align: center;">
<div style="text-align: center;">
<span style="font-family: inherit;"> [Im Vorfeld]</span></div>
</div>
Schon
seit den Dreißigern war Regisseur Giorgio Ferroni aktiv, wobei er
immer wieder auch das Dokumentarfeld beackerte. In den Sechzigern
verlagerte er sein Interesse vollends auf Genrefilme und tobte sich
in den Breitengraden des Abenteuer-, Sandalen-, Western,- und natürlich des
Horrorfilms aus. DIE MÜHLE DER VERSTEINERTEN FRAUEN (deutscher
Titel) erschien 1960, übrigens nur wenige Wochen nach der Premiere
von Mario Bavas LA MASCHERA DEL DEMONIO, einem anderen ambitionierten
Gothichorrorwerk aus Italien. In Sachen Einfluss und Anerkennung
nimmt Bavas Durchbruchsfilm zwar die deutlich dominantere Position
in Popkultur und Wissenschaft ein, Ferronis erste übernationale Nummer wird dennoch an vielen
Stellen positiv hervorgehoben. Es wird also Zeit, sich dem
anzunehmen.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-4Nc1Mhiw9IQ/XcBcZ32X0RI/AAAAAAAA6mw/tgy3MJPUD4wj7FBvxOmqDzSmqWDvPZxKQCLcBGAsYHQ/s1600/dmdvf1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="170" src="https://1.bp.blogspot.com/-4Nc1Mhiw9IQ/XcBcZ32X0RI/AAAAAAAA6mw/tgy3MJPUD4wj7FBvxOmqDzSmqWDvPZxKQCLcBGAsYHQ/s1600/dmdvf1.jpg" /></a></div>
<br />
<div style="text-align: center;">
[Im Geschehen]</div>
Wohl
artikulierte Gothichorrorbilder, an denen das Bewusstsein hängt,
dass Optik nicht bloß schmarotzerhaft den Plot begleiten darf,
sondern Stimmung erzeugen soll, also dazu da ist, aktiv der
Lebendigkeit des Gezeigten zuzuarbeiten, finden sich zu Hauf in
Ferronis Streifen. Das sich drehende Mühlrad, dass im Inneren der
Mühle Frauenstatuen bewegt, während die Maschine krächzt und
kreischt, wird schnell zum Symbol einer kultivierten Unheimlichkeit.
Man sieht Figuren am Galgen, in Ketten, kurz vor ihrer Verbrennung.
Dass die Statuen Besucher anziehen, die sich die bizarr-mechanische
Attraktion anschauen und dafür höchst wahrscheinlich Geld blechen,
verdeutlicht den Reiz dieses quitschigen Karussels, das
selbstverständlich ein dunkles Geheimnis birgt. Doch zunächst ahnt
unsere Hauptfigur Hans von Arnim nichts von den düsteren Absichten,
die der Mühlenbesitzer Gregorius Wahl verfolgt. Der Student möchte
bloß einen Bericht über das Amsterdamer Mühlrad und seinen
Besitzer schreiben, der ihm rät, sich auf die Recherchearbeiten zu
konzentrieren und weniger mit seiner Tochter Elfie zu quatschen.
Diese lebt zurückgezogen im Haus und wird vom Vater von der
Außenwelt isoliert. Es sind diese Geheimnisse der Mühle, des
Professors sowie der Tochter, die einen großen Reiz kreieren. Als
Vielgucker aus der heutigen Zeit wird man zwar erahnen wohin die
Reise geht, doch das stört die Entfaltung nicht im Geringsten. Die
psychologische Schärfe erstaunt nämlich dort, wo man sie vielleicht
zunächst am wenigsten erwartet: im Beziehungsgefüge von Vater und
Tochter. DIE MÜHLE DER VERSTEINERTEN FRAUEN ist nämlich nur zur
Hälfte ein stimungsreicher Grusler, der Rest tritt dem Orden der
Familientragödien bei. Die Schichten, die hier übereinandergelegt
werden, bremsen sich jedoch nie gegenseitig aus, sondern verstehen
sich als Teil eines Ganzen. Erst wenn alle Vorhänge fallen, jeder
Winkel eines Geheimnisses offenbart wurde, zerbricht mit dem
Mysterium ein Stück Intensität. Doch glücklicherweise waren die
Drehbuchautoren Remigio Del Grosso, Ugo Liberatore sowie der
Regisseur so gerissen, erst in der letzten Viertelstunde das
Verschleierte aufzudecken. Bei einem Werk, das Visualität für
Trumpf hält, ist aber das Ästhetische ohnehin entscheidender und
hierfür sollte Ferronis Team, vom Zuständigen für die Garderobe
über den Lichtsetzer bis zum Setdesigner, noch viel mehr gelobt
werden. So führt jede Einstellung zu einem Augenschmaus, das sich
durch die wundervollen Sets und die Kadrage ergibt.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-waafoLGQVGM/XcBcaNhZewI/AAAAAAAA6m0/oZUlaee75IM0O2e8-DXWIL1D3JyKnlYmgCEwYBhgL/s1600/dmdvf2.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-waafoLGQVGM/XcBcaNhZewI/AAAAAAAA6m0/oZUlaee75IM0O2e8-DXWIL1D3JyKnlYmgCEwYBhgL/s1600/dmdvf2.jpg" /></a></div>
<br />
<div style="text-align: center;">
[Im Großen und Ganzen]</div>
Die Italiener mal wieder mit ihrem Auge für schöne Details und ihrem ästhetischen Selbstbewusstsein! Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass der Dasteller der bekanntesten Manitou-Interpretation, Pierre Brice, die neugierige Hauptfigur Hans von Arnim mimen darf und dies auch vorzüglich bewerkstelligt. Mario Bava sollte ja später noch künstlerische Höhen erklimmen, die Ferroni verwehrt blieben. Doch im Jahr 1960 sehe ich den unverschämt oft als Handwerker abgestempelten Regisseur mit diesem Werk wirklich vorne.Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-16448634592205705122019-10-26T03:51:00.000-07:002019-10-26T03:51:47.053-07:00#Horrorctober 2019: Dellamorte Dellamore (1994)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-oedMx7q4HVE/XaQ-IRgXjkI/AAAAAAAA6jw/-G5hcraY1DA-vNsrBAwB7Tf5vIGIZqwEQCLcBGAsYHQ/s1600/hc201922.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="313" data-original-width="560" src="https://1.bp.blogspot.com/-oedMx7q4HVE/XaQ-IRgXjkI/AAAAAAAA6jw/-G5hcraY1DA-vNsrBAwB7Tf5vIGIZqwEQCLcBGAsYHQ/s1600/hc201922.jpg" /></a></div>
<div style="text-align: center;">
<br /></div>
<div style="text-align: center;">
<a href="http://filmtagebuch-eule.blogspot.com/2019/09/horrorctober-2019-die-filmauswahl.html" target="_blank"><i>Alle Informationen zur Reihe #Horrorctober 2019</i></a></div>
<br />
<div style="text-align: center;">
#3</div>
<div style="text-align: center;">
DELLAMORTE DELLAMORE</div>
<div style="text-align: center;">
Regisseur: Michele Soavi</div>
<div style="text-align: center;">
Italien/Frankreich/Deutschland 1994</div>
<br />
<div style="text-align: center;">
<div style="text-align: center;">
<span style="font-family: inherit;"> [Im Vorfeld]</span></div>
</div>
<span style="font-family: inherit;">Das italienische Horrorkino der Neunzigerjahre ist eines, welches auf der Landkarte meiner persönlichen Seherfahrungen noch nichts weiter als einen weißen Fleck darstellt. Selbst Argentos LA SINDROME DI STENDHAL bin ich bis zum heutigen Tag erfolgreich ausgewichen. Der Film DELLAMORTE DELLAMORE verfolgt mich aber genau so lange und die gemischte Rezeption hat einen Anteil dran, dass ich mich ihm bisher nicht nähern wollte. Regisseur Michele Soavi, der in den Achtzigern auch Darsteller war, ist kein Unbekannter und erschuf vorher mindestens zwei Filme, die von der Liebhabergemeinde selten unter den Tisch gekehrt werden, wenn es um dolle Beispiele italienischer Genre-Könnerschaft geht, als die Industrie bereits aus ihren künstlerischen Fugen geriet: DELIRIA (1987) und LA CHIESA (1989). Die Aussichten, dass der Film kein Totalmurks wird, stehen demnach gar nicht mal so übel.</span><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-xb6zvlcchxI/XbQdIJ2F1pI/AAAAAAAA6l0/zsEkfN14L5MWY4AfFAGyzk0NjepZiwr-gCLcBGAsYHQ/s1600/cm2.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="170" src="https://1.bp.blogspot.com/-xb6zvlcchxI/XbQdIJ2F1pI/AAAAAAAA6l0/zsEkfN14L5MWY4AfFAGyzk0NjepZiwr-gCLcBGAsYHQ/s1600/cm2.jpg" /></a></div>
<br />
<div style="text-align: center;">
[Im Geschehen]</div>
Nach bereits wenigen Minuten kann man ahnen, warum DELLAMORTE DELLAMORE nicht von allen Seiten Liebe entgegengebracht wird. Zum einen wartet auf den Zuschauer ein postmoderner Antigenrefilm, zum anderen wählt Soavi auch noch einen besessen künstlerischer Anstrich. Vollkommen verständlich, dass sich da einige fragten, was aus ihrem geliebten Subgenre des Zombiefilms gemacht wurde. Die Gewöhnung an einen anderen Umgang mit dem Stoff begann eigentlich erst ein Jahrzehnt später. Werke wie PONTYPOOL (2008), WARM BODIES (2013) oder MAGGIE (2015) näherten sich der Untoten-Thematik von unkonventionelleren Seiten an. Soavis Versuch, einen feingliedrigen Zombiefilm zu drehen, der sich der poetischen Beleuchtung von Liebe und Tod verpflichtet fühlt, musste zwangsläufig anecken. Je weiter der Film voranschreitet, desto mehr begreife ich die gemischten und oftmals zurückhaltenden Meinungen. Zeitgleich stehe ich auf der Seite derer, die in DELLAMORTE DELLAMORE ein geglücktes Experiment sehen, das um neue Ausdrucksformen im Bereich des Horrorfilms ringt. Die famos poetische Bildsprache, die berührende Sentimentalität sowie die Prise gekünstelter Lässigkeit haben überhaupt nichts mit dem Eurokultstoff zu tun, den man sonst aus dem Land kennt. Michele Soavi ist nicht der Mann für Hingerotztes, Exzessfreudiges oder Psychotronisches und kriegt es sogar hin, dass sein Werk trotz des Humors und einiger klamaukig-absurder Aktionen, eine ernsthafte Auseinandersetzung bleibt. Um was geht es eigentlich? Die Friedhofswärter Francesco Dellamorte und dessen etwas zurückgebliebene Kollege Gnaghi haben im Städtchen Buffalora viel zu tun und dürfen sich keine Fehler erlauben. Die Ruhestätte der Stadt hat nämlich ein Geheimnis: Hier ruhen die Toten nicht für immer, nachdem man sie unter die Erde platziert, sondern stehen nach sieben Tagen wieder auf. Es liegt also an Francesco und Gnaghi, die Auferstandenen per Kopfschuss endgültig ins Totenreich zu schicken. Als die beiden ungleichen Totengräber sich unabhängig voneinander in zwei Frauen vergucken, die ihnen den Kopf verdrehen, wird ihr Trott des Alltags allerdings durchbrochen. Es kommt zu unerwarteten und sehr unerfreulichen Folgen, die der Regisseur zunächst durch die Perspektive eines tragischen Gruselmärchens ablaufen lässt, bevor DELLAMORTE DELLAMORE in den Klimabereich einer Charakterstudie abrutscht, die von moralischen Zweifeln und Depressionen erzählt.<br /><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-tZCdiDW6_Tg/XbQdHmZK3GI/AAAAAAAA6lw/uDk07P5-yN8P_d9xHphCDzwRrqWGRZGlwCEwYBhgL/s1600/cm1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-tZCdiDW6_Tg/XbQdHmZK3GI/AAAAAAAA6lw/uDk07P5-yN8P_d9xHphCDzwRrqWGRZGlwCEwYBhgL/s1600/cm1.jpg" /></a></div>
<br />
<div style="text-align: center;">
[Im Großen und Ganzen]</div>
Man kann sich sicherlich über die Besetzung der Hauptrolle streiten, welche von Rupert Everett übernommen wird. Der Kerl schauspielert sich zwar solide durch den Plot - dennoch kann man das Gefühl nicht abschütteln, dass seine Performance relativ austauschbar wirkt. Das fällt augenscheinlich in der letzten halben Stunde auf, wenn sein Charakter sukzessive depressiver wird. Dieser ohnehin unwichtige Makel beraubt den Film aber nicht um seine Verdienste in Sachen Filmsprache und Ästhetik, die sich Michele Soavi bei Leuten wie Dario Argento oder Sam Raimi abgeschaut und um neue Aspekte erweitert hat.Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-67044900536994514682019-10-26T01:37:00.000-07:002019-10-26T01:37:33.109-07:00A Haunted House (2013)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-RllDRdi4h6I/Xa2HVUQo3tI/AAAAAAAA6k8/2fnBP95BFKg1TjEQGuf6VZ5e1XGVbLVsQCLcBGAsYHQ/s1600/gm.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-RllDRdi4h6I/Xa2HVUQo3tI/AAAAAAAA6k8/2fnBP95BFKg1TjEQGuf6VZ5e1XGVbLVsQCLcBGAsYHQ/s1600/gm.jpg" /></a></div>
<br />
A HAUNTED HOUSE<br />
Regisseur: Michael Tiddes<br />
USA 2013<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Get the fuck out of the house!</div>
<br />
Kaum in das neue Haus eingezogen, stellt das junge Paar Kisha und Malcolm fest, dass in ihrem Heim ein Geist zu wohnen scheint, der Unfugtreiben auf der Liste seiner Hobbys ganz oben zu stehen hat. Auch die Kameras, die überall im und um das Haus herum installiert sind, halten seine stumpfsinnig-ulkigen bis aggressiven Aktivitäten nicht auf. Als dann auch noch Kishas Körper vom Geist beansprucht wird, muss ein Exorzist zu Rate gezogen werden, um das Übernatürliche zu bändigen. A HAUNTED HOUSE folgt der Tradition von SCARY MOVIE und Konsorten, welche Genremuster und Franchiseeigenheiten parodieren, die dem Massenpublikum wohlbekannt sind. PARANORMAL ACTIVITY ist hierbei das Hauptziel dieses Films, der im Allgemeinen ebenso das Found-Footage-Genre verlacht. Also darf die Kamera nie fehlen, als ständiger Begleiter eines afroamerikanische Ehepaars, das in eine weiße Nachbarschaft gezogen ist. Wenn A HAUNTED HOUSE ein Film über die stetige ökonomische Angleichung von schwarzen und weißen Menschen ist, dann kann man in ihm auch das zweifelhafte Gebot einer kulturellen Harmonisierung sehen. 1983 fragte Eddie Murphy noch: <i>"Why don’t white people just leave the house when there’s a ghost in the house?"</i> Das Zitat zeugt insofern von besonderer Beobachtungsgabe, da man davon ausgehen kann, dass Murphy nicht in die Zukunft sehen bzw. den Anstieg von Haunted-House-Streifen ab 2009 antizipieren konnte, die durch die Bank weg mit weißen Menschen als Hauptakteure bestückt wurden. Und auch Komiker Marlon Wayans, der wunderbar den zunächst lockeren Malcolm spielt, stellt klar, dass Ausziehen die beste Idee sei und nur weiße Leute drinbleiben würden. Aber was tut man nicht alles, um sich der weißen Mehrheitsgesellschaft anzupassen? Drei Wochen alte Milch trinken und sich über den Fußboden ziehen lassen, gehören noch zu den netteren Sachen, die das Pärchen durchmachen muss, denn auch Vergewaltigungen gehören zum Repertoire der unsichtbaren Entität. Natürlich trampelt GHOST MOVIE (deutscher Titel) da auf politisch-korrekten Darbietungen und so wird nichtkonsensueller Sex als Bagatelle oder Spaß verkauft. Gleichzeitig kann ich mich nicht daran erinnern, im Mainstreamkino je einen Mann gesehen zu haben, der ohne das Hinzuziehen einer Decke als Zensurhilfe ins Poloch gebumst wird. Man wünscht dem Film natürlich mehr Feingefühl und Reflexionsvermögen, vielleicht sogar mehr Anstand, doch im Grunde genommen überzeugen die Einfälle der Macher, welche die Marotten der PARANORMAL ACTIVITY-Filme aufs Korn nehmen oder die zementierten Genreverhältnisse auf den Kopf stellen. Insbesondere die visuelle Imitation des Ausgangsmaterials ist herrlich schräg ausgefallen. Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-25979045417060184962019-10-21T03:35:00.000-07:002019-10-21T03:35:54.378-07:00#Horrorctober 2019: Noroi (2005)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-oedMx7q4HVE/XaQ-IRgXjkI/AAAAAAAA6jw/-G5hcraY1DA-vNsrBAwB7Tf5vIGIZqwEQCLcBGAsYHQ/s1600/hc201922.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="313" data-original-width="560" src="https://1.bp.blogspot.com/-oedMx7q4HVE/XaQ-IRgXjkI/AAAAAAAA6jw/-G5hcraY1DA-vNsrBAwB7Tf5vIGIZqwEQCLcBGAsYHQ/s1600/hc201922.jpg" /></a></div>
<div style="text-align: center;">
<br /></div>
<div style="text-align: center;">
<a href="http://filmtagebuch-eule.blogspot.com/2019/09/horrorctober-2019-die-filmauswahl.html" target="_blank"><i>Alle Informationen zur Reihe #Horrorctober 2019</i></a></div>
<br />
<div style="text-align: center;">
#2</div>
<div style="text-align: center;">
NOROI</div>
<div style="text-align: center;">
Regisseur: Kôji Shiraishi</div>
<div style="text-align: center;">
Japan 2005</div>
<br />
<div style="text-align: center;">
<div style="text-align: center;">
<span style="font-family: inherit;"> [Im Vorfeld]</span></div>
</div>
<span style="font-family: inherit;">NOROI: THE CURSE gehört noch zu jenem Ansturm von J-Horror, welcher mit RINGU (1998) begann. Das war nun schon vor quasi zwei Jahrzehnten. Als die Videotheken mit immer mehr Gruselflicks aus Fernost aufgestockt wurden. Als es noch Videotheken gab. Filmemacher Koji Shiraishi wählte damals eine untypische Form, seine Geschichte zu erzählen. Zwar handelt auch sein Film von übernatürlichen Phänomenen, doch verpackte er sein Spiel mit der Angst in eine Found-Footage-Ästhetik und drehte eine Art fiktionale Dokumentation. Ich habe mich nun schon sehr lange um den Film gedrückt, weil ich Beiträge aus der Found-Footage-Ecke künstlerisch selten besonders interessant finde. Wackelbewegungen, Stöhn- sowie Schluchzgeräuschen und scheinbar authentischen menschlichen Reaktionen, wie sie auch der Realität entnommen sein könnten, verweigere ich mich meistens, weil mir hierbei das Schöpfungsniveau fehlt. Doch soll man seine Meinungen nicht ständig überprüfen? Eben.</span><br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-K27twDbMAYg/XanvU94DpPI/AAAAAAAA6kY/k7dgSNOybeYxZLJQ5FzamLcNoBl2q7AQACEwYBhgL/s1600/170240btc.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="170" src="https://1.bp.blogspot.com/-K27twDbMAYg/XanvU94DpPI/AAAAAAAA6kY/k7dgSNOybeYxZLJQ5FzamLcNoBl2q7AQACEwYBhgL/s1600/170240btc.jpg" /></a></div>
<br />
<div style="text-align: center;">
[Im Geschehen]</div>
Die Fakedoku handelt von paranormalen Begebenheiten, die der ambitionierte Filmemacher Masafumi Kobayashi anhand mehrerer seltsamer Ereignisse mit seinem Kameramann Miyajima untersucht. Dabei decken die beiden einen alten Fluch auf, welcher mit der abgerissenen Stadt Shimokage zusammenhängt, deren Bewohner ein regelmäßiges Ritual für einen fiesen Dämon abhielten. Die Fertigstellung dieser verstörenden Dokumentation wird Kobayashi jedoch nicht miterleben, da er während der Arbeiten an dem Film spurlos verschwindet. Schon früh zeigt sich, dass NOROI ein eigenwilliges Erlebnis sein möchte. Dass der Dokumentarist Kobayashi seinen Interviewpartnern trocken und mit journalistischem Anspruch gegenübertritt, hebt das Geschehen vom filmkulturellen Klima eines ständigen Medienpessimismus ab. Ja, ich schau besonders dich an, MANN BEISST HUND. So hat man bei der Hauptfigur das Gefühl, dass sie wirklich jemand ist, die sich fragt, was da hinter dem hässlichen Vorhang lauern mag und der wenig daran gelegen ist, mit sensationalistischen Offenbarungen das Publikum anzuheizen. Die Neugier, mit der Kobayashi durch den Film läuft, einen Krümel Anhaltspunkt nach dem anderen aufsammelnd, steckt dann natürlich auch an. Nicht zuletzt dieser Kniff erlaubt ein Eintauchen in einen fiktionalen Rahmen, der übrigens von mehreren anderen flankiert wird. Denn auch eigens inszenierte Fernsehsendungen, Archivaufnahmen oder Überwachungskamerasichtungen finden Eingang in NOROI, der durch diese Art von fiktionalen Dopplungen zu einer authentischen Reise in ein Mysterium wird. Viel authentischer als Stöhn- und Schluchzgeräusche oder Wackeldackeleinlagen mit der Kamera es jemals sein könnten. Regisseur Kôji Shiraishi ist es hiermit gelungen, ein originell-organisches Netzwerk aus Rätseln und Ängsten zu erschaffen, in dem selbst wir, als Zuschauer in einem gefahrenlosen Rahmen des Filmekonsumierens, uns immer mehr zu verlieren drohen. Die recherchiert-ausgewählte Wirklichkeitsdarlegung, konträr zu einer ungefiltert gefilmten Pseudorealität, wie etwa die von BLAIR WITCH PROJECT, erlaubt meiner Meinung nach ja schon von Natur aus, eine intellektuelle Perspektive des Filmemachers festzustellen. Hier regiert nicht der ausgewählte Zufall, sondern der Blick eines Gestalters. Die Schönheit bei NOROI liegt definitiv im Strukturellen, nicht in sich fortpflanzenden Beliebigkeiten.<br />
<i><br /></i>
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-ScUmkiiQ7pA/XanvU7ir-NI/AAAAAAAA6kU/eJ2FQCYVydAUZQj9FCDWtS1HRPL9HregQCLcBGAsYHQ/s1600/ntc.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-ScUmkiiQ7pA/XanvU7ir-NI/AAAAAAAA6kU/eJ2FQCYVydAUZQj9FCDWtS1HRPL9HregQCLcBGAsYHQ/s1600/ntc.jpg" /></a></div>
<br />
<div style="text-align: center;">
[Im Großen und Ganzen]</div>
Es ist unschwer zu erkennen, dass dieser Film mich trotz meiner skeptischen Haltung in Richtung <i>found footage</i> abholen konnte. Der formale Aspekt wird hier nicht bloß atmosphärisch gewinnbringend eingesetzt, sondern dient zur Erbauung eines eigenen Universums, welches durch allerhand Medien genährt wird. NOROI kann mitunter furchtbar komplex sein, driftet gen Ende gar in sogenannte Mindfucksphären vor, aber er behält stets eine gesunde Balance zwischen Erklären und Zeigen. Der Streifen ist übrigens nicht die einzige Mockumentary, die Kôji Shiraishi gedreht hat. Zwischen 2009 und 2011 drehte er noch einige weitere Filme in diesem Stil.Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-791199573680332523.post-86048667419508018972019-10-15T10:14:00.000-07:002019-10-15T10:14:04.951-07:00A Clockwork Orange (1971)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-ojBewnRyn2c/XaX4AyAkLMI/AAAAAAAA6j8/1f0fdntCoXEVsS9UUg1NHiRyh0nra7HWACLcBGAsYHQ/s1600/clockwor.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="240" data-original-width="320" src="https://1.bp.blogspot.com/-ojBewnRyn2c/XaX4AyAkLMI/AAAAAAAA6j8/1f0fdntCoXEVsS9UUg1NHiRyh0nra7HWACLcBGAsYHQ/s1600/clockwor.jpg" /></a></div>
<br />
A CLOCKWORK ORANGE<br />
(Uhrwerk Orange) <br />
Regisseur: Stanley Kubrick<br />
UK/USA 1971<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
Ein wenig Ultrabrutale</div>
<br />
Wenn Alex und seine Droogs mal nicht in der Korova-Milchbar abhängen, sind sie auf der Suche nach ein wenig Ultrabrutale. Sie schlagen Obdachlose zusammen, prügeln einen alten Knacker in den Rollstuhl und vergewaltigen seine Frau. <i>"I'm singin' in the rain, just singin' in the rain / what a glorious feeling, I'm happy again..."</i> Alex, der diesen Song trällert, während er in den regelmäßigen Singpausen den wehrlosen Mann am Boden tritt, hat das Lied nicht falsch verstanden, er setzt es bloß in eine neue Beziehung. Der Sound seines heiligen Ludwig Van wird später auch in eine neue Beziehung gesetzt, das ist eine der vielen bitteren Ironien, die Alex DeLarge schlucken wird. Kubrick webt einen ikonischen Moment an den anderen und dringt für seine Zeit wagemutig an die Grenzen des Zeigbaren vor, obschon er Burgess' Roman in Teilen abschwächt. A CLOCKWORK ORANGE untersucht die Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft, zwischen Freiheit und Zwang und rechnet darüber hinaus mit Korrekturen menschlichen Verhaltens sowie dem damals in Mode gekommenen Neobehaviorismus ab. Nicht Alex ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt? Die im Film gezeigte Gesellschaft wird zwar nur umrissen, doch man gibt uns zu verstehen, dass sie kalt und die Menschen unnahbar sind. Alex ist bei Weitem kein Schönheitsfehler einer tadellos-einwandfreien Gesellschaft, sondern nur ein Sündenbock, auf dem man den Finger zeigen und sich besser fühlen kann. Steif, mechanisch und unterkühlt bewegen sich schließlich die unsympathischen Bewohner einer nicht näher definierten Zukunft, die nicht mal unbedingt eine sein muss. Mir schien immer, als würde Stanley Kubrick bloß schon vorhandene Elemente auf die Spitze treiben. Jugendslang, Therapien, Autoritarismus, die Frage nach der richtigen Bestrafung jugendlicher Serientäter und natürlich auch die sexuelle Revolution waren durchaus brennende Themen der Sechziger- bzw. Siebzigerjahre. Die zahlreichen sexualisierten Objekte etwa, die sich in minimalistischen Pop-Art-Einrichtungen wiederfinden, weisen eher markante Linien zur Parodie eines Zeitgeists auf, als zu einer Zukunftsperspektive. Doch Kategorisierungen bringen wenig, gerade wenn man es mit einem solch komplexen Werk wie diesem zu tun hat, welches zum bösesten, zynischsten und leider meist missverstandenen aller <i>Kubricks</i> wurde. Linke wie rechte Subkulturen und Extremströmungen eignen sich den Film bis heute gerne an. Lustigerweise brachte Kubrick die Aussage, dass extreme linke und rechte Positionen beide moralisch verwerflich agieren können und bloß zwei Seiten einer Medaille seien, selbstsicher bereits in seinem Film unter. Dass er aus Alex einen sympathischen Macho macht, der vom Staat zum Kerlchen ohne freien Willen konditioniert wird, mit dem wir Mitleid empfinden sollen, ist zwar beunruhigend, aber von großem Wert. Erst die Identifikation entfernt uns von einer selbstgerechten Aufstellung einer Individualschuld, bei der wir bloß einen empathielosen Vergewaltiger wahrnehmen. Eulehttp://www.blogger.com/profile/07589037997518241587noreply@blogger.com0